Galater 6,2

Lasten tragen kann ganz unterschiedlich aussehen. Da gibt es Lasten, die kann ich sehen, Lasten zum Anpacken. Da werden beispielsweise neue Möbel geliefert, sperrig und schwer. Wie gut, wenn dann jemand mit zufasst. Und dann gibt es Lasten, die man nicht auf Anhieb erkennt. Sorgen in der Familie, im Beruf, Sorgen um die Zukunft oder einfach die Sorge, den Erwartungen nicht gerecht zu werden, alles das belastet.

Dabei wünschen wir uns doch alle ein unbeschwertes Leben, frei von Sorgen und Lasten. Aber wie sagte bereits William Shakespeares: „Der Wunsch ist der Vater des Gedankens.“ Und so liegen Wunsch und Wirklichkeit oft weit auseinander. Das scheint auch schon der Apostel Paulus so erlebt zu haben. Er ruft in seinem Brief an die Galater zum Lasten­ausgleich, zur Entlastung durch ein Miteinander auf. Einer trage des andern Last ist eine Aufforderung an uns alle, tätig zu werden, mit anzupacken. Auch wenn Paulus vor gut 2000 Jahren vielleicht andere Lasten im Blick hatte wie wir heute, so ist seine Aufforderung doch ebenso wichtig wie damals. Es geht um ganz praktische Nächstenliebe. Dazu müssen wir Lasten wahrnehmen und vor allem müssen wir bereit sein, uns auf unseren Nächsten einzulassen. Wir brauchen dafür offene Augen und Ohren, ehrliches Interesse und Aufmerksamkeit sind nötig und kein achtloses und oberflächliches Nebeneinanderher. Wer anderen hilft Lasten zu tragen, lernt viel über das eigene Menschsein.

Einer trage des andern Last- mich spricht diese Wechselbeziehung an, die in diesem Bibelvers steckt. Es geht nicht um Selbstaufopferung und einseitiges sich hingeben. Ein gutes Miteinander ist geprägt von gegenseitiger Unterstützung und Beistand. Wenn nur einer gibt und der andere nimmt, kommt es zu einem Ungleichgewicht. Einer ist der Starke und der andere der Schwache, das ist für keinen gut. Manfred Siebald beschreibt dies in seinem Lied „Gut, dass wir einander haben“ so:

„Keiner trägt nur immer andre; keiner ist nur immer Last.
Jedem wurde schon geholfen; jeder hat schon angefasst.“

Einer trage des andern Last- dieser Vers will uns auffordern, uns gegenseitig zu stützen und zu stärken. Und noch etwas will uns dieser Vers sagen: wir sind nicht allein unter­wegs. Andere gehen mit uns und Jesus möchte, dass ich für meinen Nächsten da bin.

 

Gebet:
Gott, schenke mir Augen, die offen sind für meinen Nächsten;
lass meine Ohren auch die leisen Töne hören,
die oft vom Lärm der Welt verdeckt werden;
lass mein Fühlen frei sein von Vorurteilen und Berührungsängsten;
lass mein Handeln in Ehrfurcht vor meinem Nächsten geschehen.
Gott, lass mich in allem, wie ich bin, wo ich bin und wer ich bin,
deinen Segen spüren und weitergeben.
Amen.

 

Wochenspruch:  Einer trage der anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Gal. 6,2

Wochenpsalm:   Psalm 42, 2 – 6

Wochenlied:        EG 495  –  O Gott, du frommer Gott

Download:            ANgeDACHT 2021-26

 

Eine gute und segensreiche Woche wünscht
Dorette Herper
Lafim-Diakonie für Menschen im Alter