Nicht jeder, nicht jede hat Grund zu danken. Auch wenn es im kirchlichen Kalender steht. Ich kann das auch verstehen. Es soll heute niemand zum Dank verordnet werden. Aber ein wenig Nachdenken könnten wir an diesem Morgen in der Lafim-Diakonie schon – über den Sinn und das Wesen des Dankens.
Im Leben dankbar zu sein ist kein Sahnehäubchen, das ich manchmal drauflege oder verzichte, wann ich will. So geht Dankbarsein nicht. Im Leben dankbar zu sein ist eine Lebenshaltung, ohne die man nicht froh werden kann – nie froh werden kann, denke ich.
Viele kennen den obenstehenden Vers aus dem Psalm 103. Er ruft uns an diesem Morgen zum Nicht-Vergessen und zum Nicht-Übersehen auf. Ich mag heute manches oder vieles als schlimm empfinden, doch erinnert mich der Psalmsatz daran, über meinem Empfinden nicht alles zu vergessen. Dankbarkeit ist die Kunst des Nicht-Vergessens: Meines ganzen Lebens, meiner Freunde und Familie, der Erde und ihrer Früchte, der Musik und der Kunst.
Unzufrieden und bitter werden eher die Menschen, die nur sich sehen, die weder Umsicht haben noch Weitblick. Auch wenn ich heute und morgen vor Undankbarkeit jammern könnte oder wütend bin – ich soll die Tage, Monate oder Jahre nicht vergessen, in denen mir das Glück und die Gnade wie zu Füßen lag.
Undankbarkeit ist ein Vergessen der Gnade. Daran muss Gott den Hiob erinnern, als der im Klagen zu versinken droht. Daran muss Jesus den Kornbauern erinnern, der über seiner Gier sein vieles Glück vergisst. Dankbarkeit ist ein Erinnern der Gnade. Sie ist Umsicht und Weitblick.
Ich sollte nicht darüber entscheiden, ob ich dankbar sein will oder nicht. Ich sollte es sein, so gut es geht. Nicht für alles, aber für vieles, was ich erlebt habe. Denn meine Seele, vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Wir beten: Lesen Sie einmal den Psalm 103 in Ruhe durch.
Wochenspruch: Alle Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit Psalm145,15
Wochenpsalm: Psalm 104 – EG 743
Wochenlied: EG 502 – Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit
Download: ANgeDACHT 2021-40
Zu Beginn der Woche grüßt Sie herzlich
Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie