Martin Luther lebte vor mehr als 500 Jahren. Das Leben im Spätmittelalter war eine Zeit massiver Umbrüche und rasanter Veränderungen in Europa, geprägt von einer ungewissen Zukunft. Institutionen, auch die Kirche, waren in die Krise geraten. Angst und Furcht bestimmte das Leben: Angst vor Pest und Teufel, Angst im Leben, vor dem Sterben und nicht zuletzt Angst vor Gott.
Inmitten dieser Turbulenzen hat Luther Gott für sich ganz neu entdeckt und wurde mit seinem Wirken zum Begründer der Reformation. Dabei halfen ihm Bibelworte wie im Psalm 46, Vers 2 und 3: „Gott ist unsere sichere Zuflucht, ein bewährter Helfer in aller Not. Darum haben wir keine Angst, auch wenn die Erde bebt und die Berge ins Meer versinken.“ Es geht um ein tiefes Vertrauen in Gott – Gottvertrauen als Hilfe zum Leben erfahren, als Kraft, Halt und Orientierung. Das heißt nicht, dass damit alle Fragen des Lebens gelöst sind, aber Gottvertrauen gibt die Kraft Zukunft zu gestalten, gibt Stärke zum verantwortlichen Handeln. Gottvertrauen schenkt aber auch die Kraft Schweres auszuhalten und anzunehmen. Sich getragen zu wissen, lässt Vertrauen wachsen, auch hinein in eine ungewisse Zukunft. Alles das war Martin Luther als biblische Einsicht zugewachsen und damit begann das, was wir heute Reformation nennen.
Der 31. Oktober ist der Gedenktag der Reformation. Martin Luther hat 1517 seine 95 Thesen veröffentlicht, für jeden sichtbar an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg, aber auch als Schreiben an Albrecht von Brandenburg, dem höchsten geistlichen Würdenträger des deutschen Reiches. Luther wollte verhindern, dass seine Ideen im kirchlichen Getriebe Wittenbergs stecken blieben. Er war in Sorge um seine Kirche und wollte diese Sorge kundtun.
Die Reformation erinnert und lehrt uns, wie beharrlich Menschen sich mit Gott auseinandersetzten und ihn dadurch für ihr Leben neu entdeckten, wie schonungslos sie Kritik an der Kirche geäußert, und wie leidenschaftlich sie um Veränderung und Zukunft der Kirche gekämpft haben und schließlich- mit wie viel Gottvertrauen sie dann neue Wege gegangen sind. So fand Kirche den Weg in die Zukunft und mitten hinein ins Leben, hin zu den Menschen. Dabei wurde Kirche immer wieder um- und weitergebaut.
Und auch das ist eine Lehre der Reformation: Kirche braucht engagierte Menschen, denn Kirche ist immer im Wandel und im Werden, eine bleibende Baustelle und niemals fertig.
Reformation heißt:
Unterwegs sein – verweilen – prüfen – Neues nachwachsen lassen – weitergehen – umkehren – auf das Alte sehen – Neues beginnen – überlegen, was bleibt – wieder einen Schritt wagen oder einen Sprung – hinein in die Freiheit –
die evangelisch ist – die froh macht – die achtet – die weit ist und nicht eng – wo alle Schwestern und Brüder sind – neben mir und nicht über mir –
Spielraum haben – nicht immer genau wissen, was Wahrheit ist – zweifeln können und dürfen – den Verstand benutzen– in Frage stellen – ohne Angst – weil Gott den Zweifelnden die Hand auf die Schulter legt und sagt: Gut so.
Segen
Gott segne, was in uns angelegt ist: unsere Gaben, unsere Fähigkeiten, unsere Stärken und unsere Schwächen.
Gott segne, was noch reifen und zur Blüte kommen soll: unsere Fantasie, unsere Kreativität, unser Tun und Lassen.
Gott segne, was uns bewegt: unsere Wünsche, unsere Sehnsucht, unsere Freude und Trauer.
Gott segne uns, unsere Lebenskraft, unsere Achtung und Fürsorge für uns selbst und für andere Menschen.
Wochenspruch: Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1.Kor 3,11
Wochenpsalm: Psalm 46 – EG 725
Wochenlied: EG 360 – Die ganze Welt hast du uns überlassen, Herr
Download: ANgeDACHT 2021-44
Einen guten Start in die neue Woche wünscht Ihnen
Dorette Herper
Lafim-Diakonie für Menschen im Alter gemeinnützige GmbH