Jede und jeder, der oder die schon einmal in einem Labyrinth von Hecken, so gepflanzt, dass Wege entstehen, unterwegs war, weiß, dass schnell der Ehrgeiz geweckt wird, die Mitte zu finden, dass es aber auch frustrierend sein kann, wenn man von Sackgasse zu Sackgasse läuft oder dem ersehnten Zentrum einfach nicht näherkommt. Es braucht auf jeden Fall etwas Ausdauer, denn es ist nicht der kürzeste Weg, der zum Ziel führt. Es braucht sicher auch ein wenig Glück; und es kann hilfreich sein, wenn andere Personen, die im Labyrinth unterwegs sind, Tipps geben. Weil sie vielleicht schon auf dem Rückweg von der Mitte sind oder einem einen Irrweg ersparen, weil sie gerade aus einer Sackgasse zurückkommen und dies kundtun.
Auf der Suche nach der Mitte, auf der Suche nach dem Zentrum, ist im biblischen Text auch der Apostel Paulus (1. Korinther 2, 1-10). Die Suche war für ihn eine Lebensaufgabe. Er ist auf der Suche nach Gott, von dem er glaubte, schon alles zu wissen, als ihm der auferstandene Christus vor Damaskus erscheint. Fortan hatte er es mit einem Gott zu tun, der sich in der Niedrigkeit von Weihnachten in der Krippe von Bethlehem der Welt offenbart und dessen Weisheit nicht die Weisheit der Welt, sondern die Weisheit des Kreuzes ist. Krippe und Kreuz und Auferstehung sprechen eine neue, eine eigene Sprache.
Auf der Suche nach Gott sind auch wir Menschen – aber nicht immer auf dem richtigen Weg. Es ist nicht leicht, Gott zu finden, geschweige denn ihn festzuhalten. Wir tappen von mancher Sackgasse in eine weitere, besonders dann, wenn wir ganz sicher sind, auf dem richtigen Weg zu sein oder Gott gefunden zu haben. Wer auf der Suche nach Gott ist, wird feststellen, dass wir Menschen ihn mehr umkreisen, als dass wir ihn finden und in die Tasche stecken könnten.
Es ist eine Lebensaufgabe, sich im Labyrinth zu bewegen, dessen Zentrum Gott ist. Gott bleibt zu unseren Lebzeiten ein Geheimnis, das wir nicht ganz lüften können. Der Gott, der sich vor wenigen Wochen als Kind in der Krippe in dieser Welt offenbart hat, wird sich (erst) am Ende ganz finden lassen.
Wenn dein Ehrgeiz geweckt ist, fang an zu suchen. Wenn du merkst, es geht nicht weiter, kehre um und suche einen anderen Weg. Wenn dir jemand entgegenkommt, frag ihn, was er dir für deine Suche raten kann. Wenn du glaubst am Ziel zu sein, sei nicht verwundert, wenn es noch nicht das Ziel ist. Aber sei gewiss, dass es die Mitte des Lebens gibt und Gott von dort alles zusammenhält.
Wir beten:
Guter Gott, du zeigst dich in der Krippe und wir sollen dich suchen.
Dich zu finden ist nicht leicht, aber wir geben oft zu früh auf oder gehen die falschen Wege. Vergib uns unseren Übermut. Und auch unseren Eigensinn.
Guter Gott, uns fehlt oft der lange Atem, dich zu suchen und etwas von dir zu entdecken. Du bleibst, der du bist und du bist, der du bleibst; du bleibst uns gewogen.
Deine Wunder sind nicht zu Ende, deine Schönheit, deine Wahrheit, deine Güte erfüllen die Welt. Dich zu ergründen, guter Gott, das wäre mein Wunsch.
Wochenspruch: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Johannes 1,16
Wochenpsalm: Psalm 143 – EG 755
Wochenlied: EG 398 – In dir ist Freude
Download: ANgeDACHT 2022-03
Zu Beginn der Woche grüßt Sie herzlich
Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie