Der Wecker klingelt. Ich taste mich aus dem Bett und dusche. Schnell einen Tee, dann gehe ich aus dem Haus und fahre auf die Autobahn nach Brandenburg an der Havel. Es ist noch früh am Morgen. Die Stunde der Dämmerung. Ich parke auf dem Gelände unserer Einrichtung, in einigen Büros ist schon Licht. Die Fahrdienste mit Beschäftigten der Werkstatt halten. Wir grüßen uns kurz, setzen noch draußen unsere Masken auf. Wir sind auf dem Weg an unsere Arbeitsplätze im Haus. Angekommen im Büro lese ich die ersten Mails. Mein Blick fällt auf das kleine Kreuz auf meinem Schreibtisch. Ich trage es, wenn ich Andachten oder Gesprächskreise in den Häusern der Fliedners Lafim-Diakonie anbiete. Es flüstert mir zu: Du bist nicht allein unterwegs. Gott ist mit dir in allem, was dir begegnet. Ich muss an das Lied: „Er weckt mich alle Morgen“ denken:
(Singen oder Sprechen von EG 452, 1)
Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir selbst das Ohr.
Gott hält sich nicht verborgen, führt mir den Tag empor,
dass ich mit seinem Worte begrüß’ das neue Licht.
Schon an der Dämmerung Pforte ist er mir nah und spricht.
Wie wird es weitergehen denke ich? Das normale Leben ist in diesen Momenten weit weg. Ich denke an meine Frau und die Kinder, die Sportfreunde im Verein, an die Kolleg:innen und an die uns anvertrauten Menschen in unseren Diensten und Häusern. Ich fühle mich von Menschen im Haus umgeben, doch in dieser Zeit auch manchmal allein.
Ich schaue aus dem Fenster, es ist inzwischen hell geworden und denke weiter: Jesus war auch allein. Ich schaue wieder das Kreuz aus Holz an. Jesus, damals im Garten Gethsemane. Du wusstest, dass du sterben musst. Du wolltest Gesellschaft. Aber deine Freunde sind alle eingeschlafen. Niemand war da zum Reden. Du hast mit Gott gerungen. Ich schlage das Gesangbuch auf und lese aus dem Lied: „Er weckt mich alle Morgen“ die 2. Strophe:
(Singen oder Sprechen von EG 452, 2)
Er spricht wie an dem Tage, da er die Welt erschuf.
Da schweigen Angst und Klage; nichts gilt mehr als sein Ruf!
Das Wort der ewigen Treue, die, Gott uns Menschen schwört,
erfahre ich aufs Neue so wie ein Jünger hört.
Hat Jesus nicht gesagt: Du kannst neu anfangen. Heute und jeden Tag. Deine Schuld ist dir vergeben. Ich spreche dich gerecht. Ich überfliege die 4. Strophe:
(Singen oder Sprechen von EG 452, 4)
Er ist mir täglich nahe und spricht mich selbst gerecht.
Was ich von ihm empfahe, gibt sonst kein Herr dem Knecht.
Wie wohl hat’s hier der Sklave – der Herr hält sich bereit,
dass er ihn aus dem Schlafe zu seinem Dienst geleit’!
Eigentlich weiß ich gar nicht, ob ich das alles glauben kann, denke ich. Und ich verstehe auch nicht alles. Manchmal bin ich mir ganz sicher, dass du da bist, Gott. Das ist immer so, wenn ich mir das Kreuz, vor der zu haltenden Andacht, umhänge. Aber manchmal spüre ich nicht, dass du mit mir bist. Glaube nicht, dass du mich hörst. Fühle nichts von deiner Liebe. Aber eigentlich brauche ich dich dann besonders. Ich bleibe an der 5. Strophe hängen:
(Singen oder Sprechen von EG 452, 5)
Er will mich früh umhüllen mit seinem Wort und Licht,
verheißen und erfüllen, damit mir nichts gebricht;
will vollen Lohn mir zahlen, fragt nicht, ob ich versag’.
Sein Wort will helle strahlen, wie dunkel auch der Tag!
Und ich bete kurz:
Gott, bleibe bei mir. Wenn der Tag dunkel ist.
Gott, du kennst mich, du weißt, wonach ich mich sehne und was ich brauche.
Sei mir nah; und sei bei meinen Lieben.
Wenn ich mich fern von dir fühle, dann umhülle mich mit deiner Liebe. Amen
Wochenspruch: Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. Psalm 66,5
Wochenpsalm: Psalm 52
Wochenlied: EG 244 – Wach auf, wach auf, `s ist hohe Zeit
Download: ANgeDACHT 2022-06
Zu Beginn der Woche grüßt Sie herzlich
Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie