Eine Birne in meiner Hand. Sie trägt die Farben der Sonne. Eine Kostbarkeit. Nicht mit einem Apfel zu vergleichen. Äpfel hast du immer, aber eine Birne ist etwas Besonderes. Schon die Blüte im Frühjahr. Schneeweiß, empfindlich und zart. Wie eine Rosenblüte. Und erst die Frucht! Die feste Haut. Das weiße Fleisch. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Ich beiße hinein, der Saft tropft mir vom Kinn.
Vielleicht kennen Sie das Gedicht vom Birnbaum. Theodor Fontane hat es geschrieben:
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn‘s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: „Junge, wiste ‘ne Beer?“
Und kam ein Mädel, so rief er: “Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ‘ne Birn.
Der Gutsherr von Ribbeck ist reich. Er gibt gern. Dann wird es wieder Herbst. Der von Ribbeck liegt auf dem Sterbebett. Er verteilt sein Erbe. Wie es sich gehört für einen preußischen Gutsherrn. Aber er denkt nicht zuerst an Haus und Hof. Er denkt an die Kinder in der Nachbarschaft. Er weiß: Wem viel gegeben ist, bei dem wird man umso mehr suchen. Aber er weiß auch: Sein Sohn wird das anders sehen und das Erbe für sich allein haben wollen.
Bei der Beerdigung singen die Bauern: „Jesus, meine Zuversicht“. Aber die Kinder sind nicht zuversichtlich. Sie klagen: Wer gibt uns jetzt Birnen? Der neue Herr von Ribbeck schließt den Garten zu. Die Kinder kommen an den Birnbaum nicht mehr heran. Mit dem Segen ist es vorbei! Aber sie hätten dem alten Herrn ruhig was zutrauen können. Sie hätten Gott ruhig vertrauen können. Der alte von Ribbeck hat vorgesorgt. Er hat verfügt, eine Birne soll ihm ins Grab gelegt werden. Aus der wächst nun ein Birnbaum und trägt Früchte. Die Kinder kommen am Friedhof vorbei und hören es flüstern aus dem Baum: „Wiste ‘ne Beer?“ So geht es weiter mit dem Segen des Herrn.
Gutes wird über den Zaun weitergegeben, auch bei uns. Jemand braucht meine Hilfe und ich bin mit Herz und Händen für ihn da. Eine andere gibt mir etwas ab von dem, was sie hat. Ein bisschen von ihrer Zeit. Ein offenes Ohr. Ein Stück Obst oder Schokolade. Es schmeckt himmlisch. Probieren Sie es einmal aus!
Wir beten:
Vater im Himmel, Du hast uns ins Leben gerufen
und mit Deinen Gaben gesegnet.
Schenke uns Freude am Zusammensein, an den Früchten,
die jetzt reif werden, an der Musik, an Deinem Wort.
Zeige uns, was wir teilen können.
Halte uns beieinander und bei Dir.
Wochenspruch: Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern. Lukas 12,48
Wochenpsalm: Psalm 53
Wochenlied: EG 397 – Herzlich lieb hab ich dich, o Herr
Download: ANgeDACHT 2022-33
Zu Beginn der Woche grüßt Sie herzlich
Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie