Mt. 25, 40b

Ich sitze im Büro. Durch zwei große Fenster strahlt die Sonne herein. Eines ist offen, ein lauer Herbstwind weht zu mir herein. Und vom anderen Fenster dringt ein leises, aber kontinuierliches Geräusch an mein Ohr. Sie kennen das bestimmt auch. Es summt und brummt und dann: Klack! Klack! Eine Fliege fliegt gegen die Scheibe. Sie will raus und stößt sich immer und immer wieder den Kopf an der Scheibe. Schon als Kind habe ich mich gefragt, ob Fliegen eigentlich Kopfschmerzen bekommen können. Klar ist jedenfalls, dass sie Hilfe braucht. Behutsam fange ich sie mit einem Glas, geleite sie durch das geöffnete Fenster nach draußen und wünsche „Guten Flug.“
Im Lied „Kleines Mädchen“ des Liedermachers Gerhard Schöne heißt es: „Du hast dem Falter geholfen, der sich verirrte im Haus. Und aus den Netzen der dicken Spinnen holst du die Fliegen raus. Sie werden dich nicht vergessen, wenn einmal Unglück dir droht. Dann kommen sie ganz bestimmt zu dir und helfen aus der Not.“

Was hat das nun alles mit uns und dieser Woche zu tun, fragen Sie sich jetzt vielleicht. Diese Woche steht eine der bekanntesten Geschichten der Bibel im Zentrum: das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. (Lukas 10, 25-37)
Die scheinbar einfache und doch so große Frage: Wer ist meine Nächste, mein Nächster? Jesus kehrt die Frage um und stellt die Gegenfrage: „Wem bist du der Nächste?“
Wer glaubt und den Auftrag zur Nächstenliebe ernstnimmt, den lässt das Unglück und Leid anderer nicht kalt. Alle, die uns auf den Weg gestellt werden, haben unsere Aufmerksamkeit verdient. Manchmal braucht es unsere Unterstützung und Hilfe. Mal ist es „nur“ eine kleine Fliege.

Der Samariter hilft dem Hilflosen, den die Räuber übel zugerichtet haben. Er überlegt nicht lange, er macht einfach! Aber er hilft im Rahmen seiner Möglichkeiten. Er mag an seine Grenzen gehen, aber nicht darüber hinaus. Das ist wichtig! Damals wie heute. Wir müssen beim Helfen nicht immer über unsere Grenzen gehen. Der Auftrag Jesu lautet eben nicht, sich bis zur Selbstaufgabe für andere aufzuopfern und dabei sich selbst vollkommen zu vernachlässigen. Das tut auch der Samariter nicht. Er hilft wie es ihm möglich ist. Er versorgt die Wunden und bringt den Mann zur nächsten Herberge. Dort pflegt er ihn noch einen ganzen Tag, geht dann aber wieder seiner Wege. Und doch kümmert er sich auch darüber hinaus noch um den Kranken, indem er sich Unterstützung durch den Wirt holt, den er dafür reichlich gut bezahlt. Er nimmt einen anderen mit in die Pflicht und entlohnt ihn für seinen Dienst am Nächsten. Er vertraut auf die Hilfsbereitschaft des Wirtes. Eine Hilfenetz wird geknüpft.

Also auch beim Helfen gilt: Atmen nicht vergessen! Denn das Gras wächst nicht schneller, wenn wir dran ziehen.

 

Wir beten:                    Du liebender Gott, du siehst das Elend der Menschen und hast deinen Sohn zu uns geschickt, dass er uns in Liebe diene. Lass uns nach seinem Vorbild gütig und barmherzig werden, dass wir nicht vorübergehen an denen, die uns brauchen. Erhöre uns um Jesu Christi willen. Amen.

Wochenspruch:         Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Matthäus 25, 40b)

Wochenpsalm:           Psalm 112

Wochenlied:               EG 412 – So jemand spricht: „Ich liebe Gott“

Download:                   ANgeDACHT 2022-37

Aus den Zentralen Diensten in Potsdam grüßt Sie herzlich

 

Sabine Papies
Stabsstelle Unternehmensentwicklung und diakonische Kultur