Bei meinen Spazierrunden an einem Brandenburger See lädt ein Aufsteller zum Café mit Außengastronomie seine Gäste ein. Jedes Mal lese ich aufs Neue, was auf der Tafel steht. „All sizes. All colours. All cultures. All genders. All beliefs. All religions. All ages and types. All people. Love lives here!“ Zu Deutsch: „Alle Größen. Alle Hautfarben. Alle Kulturen. Alle Geschlechter. Alle Glaubensrichtungen. Alle Religionen. Alle Altersgruppen und Typen. Alle Menschen. Liebe lebt hier.“
Da hat sich jemand die Mühe gemacht, alle Unterschiede aufzuzählen und keinen zu vergessen – damit sich wirklich alle, die vorbeikommen, eingeladen fühlen.
„Welcome“ – „Willkommen“ Heute folge ich wieder der Einladung und reihe mich in die Schlange ein, die sich vor der Verkaufsbude gebildet hat. Ich schaue mich um, wer außer mir seinem Kaffeedurst, seiner Lust auf Eis oder einem Stückchen Kuchen gefolgt ist. Vor mir stehen junge Eltern mit zwei kleinen Kindern, die herumwuseln. Vor ihnen drei Frauen mit Kopftüchern, davon eine ältere. Sie unterhalten sich lebhaft auf Türkisch und lachen. Davor zwei Männer mittleren Alters in Joggingmontur, die das Angebot studieren, und ganz vorne zwei junge Paare Hand in Hand, die gerade ihre Bestellung aufgeben.
Da ich nur langsam vorrücke, schweift mein Blick umher. Ich entdecke auf den Bänken und Sitzen rund um die Verkaufsbude eine bunte Mischung unterschiedlicher Menschen. Ich höre polnisch, türkisch und eine Sprache, die ich nicht kenne. Manche Gäste haben eine dunkle Hautfarbe. Mittlerweile bin ich an der Reihe, bestelle mir einen Kaffee. Ich suche mir einen Platz mit Blick auf den See und den Aufsteller. Ich lese ihn mir noch einmal leise durch. „All people.“ erinnert mich an das Lied “Imagine” von John Lennon. “Imagine all the people livin‘ life in peace… imagine all the people sharing all the world” zu Deutsch: „Stell dir vor, alle Menschen lebten in Frieden … stell dir vor, alle Menschen teilten die Welt.“
Ich lehne mich zurück, nehme einen Schluck Kaffee und schaue mich um. So einfach kann das Leben sein, so entspannt, so heiter. Ich fühle mich wohl inmitten der unterschiedlichen Menschen, die es sich heute hier gut gehen lassen und das Leben in diesem Augenblick genießen so wie ich.
In diesem Café würde es Gott gefallen, denke ich so vor mich hin. Schließlich lebt hier die Liebe. Vielleicht sitzt er ja unerkannt unter uns und lässt es sich gutgehen zwischen all seinen Menschen. Vielleicht lächelt er und freut sich, dass es an diesem Nachmittag an diesem Ort gelungen ist, friedlich miteinander das Leben zu genießen.
Ich lächle auch. Was für ein wunderbarer Ort, was für ein wunderbares Café. So einfach geht Liebe manchmal, denke ich. So schön und unkompliziert kann das Leben sein. In einem Gartencafé an einem Sonntagnachmittag. Ich breche wieder auf und freue mich schon auf meinen nächsten Besuch.
Wir beten: Gott, der Du alles in allem bist, Dir vertrauen wir uns an. Manchmal wird uns angst und bange angesichts der Schrecken auf der Erde. Erfülle uns mit Deinem Geist der Freude und der Liebe, dass wir dankbar sind für jeden Tag, den du uns schenkst. Lass uns gegründet sein in Deiner Liebe und ausgerichtet sein auf Dein Wort.
Wochenspruch: Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. 1. Johannes 4,21
Wochenpsalm: Psalm 1 – EG 702
Wochenlied: EG 414 – Lass mich, o Herr, in allen Dingen
Download: ANgeDACHT 2022-42
Zu Beginn der Woche grüßt Sie herzlich
Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie