In dieser Woche beginnt die Fastenzeit. Es gibt Menschen, die sich schon wochenlang vorher bereit machen auf die „schlimme“ Zeit des Verzichtens.
Einige entscheiden sich für das Fasten von Lebensmitteln, denn schließlich sollen doch ein paar Pfunde runter, damit man sich im Sommer wieder am Strand in der neusten Bademode sehen lassen kann. Gesund soll es auch sein zu fasten und irgendwie gehört es ja schon zum guten Ton und ist angesagter denn je. Die Medien sind jetzt zur Fastenzeit besonders voll mit Diät- und Fastenanleitungen sowie kalorienarmen Rezepten, die man unbedingt braucht, um durch die Fastenzeit zu kommen.
Andere verzichten auf Genussmittel wie Süßigkeiten, Kaffee, Alkohol und Co. Auch hier unterstützen die Medien den Fastenden mit motivierenden Texten, um diese Zeit tapfer durchzustehen.
Aber ist es denn wirklich so schwer auf etwas zu verzichten oder sich einzuschränken?
Ich glaube, wenn man diese Zeit, in der man auf etwas verzichtet, zu einer Zeit macht, in der man mit dem eigenen Verzicht jemand anderem etwas Gutes tun kann, fällt einem der Verzicht viel leichter.
So könnten die Nahrungsmittel, auf die man in der Fastenzeit verzichten möchte, an die Tafel gespendet werden. Die Menschen, die auf solche Spenden angewiesen sind, werden den Fastenden mit einem dankbaren Lächeln belohnen.
Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen meine Zeit zu fasten und sie anderen Menschen zu kommen zu lassen. Den ganzen Tag bin ich unterwegs zu Terminen, zwischendrin wird der Haushalt und die Familie gemanagt, alles in einem Zeitplan getacktet, auch meine persönliche Zeit hat eine Spalte im Zeitplan. Diese persönliche Zeit ist mir sehr wichtig, aber ich bin bereit sie zu fasten für eine gute Sache. Wie das geht? Ganz einfach.
Schon am Montag hatte ich die erste Gelegenheit meine Zeit zu fasten. Wenn ich sonst eilig ins Haus husche, damit mich die ältere Dame von gegenüber nicht anspricht und ich so viel Zeit mit einem womöglich ellenlangen Gespräch verlieren würde, blieb ich dieses Mal stehen. Ich hob die Hand und winkte ihr zu. Sie kam zu mir und wir wechselten ein paar Worte. Sie erzählte mir, dass sie ins Krankenhaus muss und Angst davor hat. Im Laufe des Gesprächs kommt heraus, dass sie gar nicht vor der Behandlung Angst hat, sondern Angst hat, ihr Haus allein zu lassen. Ich versprach ihr die Blumen zu gießen und nach dem rechten zu schauen, wenn sie weg ist. Ein glückseliges Lächeln erfüllte das Gesicht der Dame. Wir verabredeten einen Tag an dem ich den Schlüssel holen soll und dann ging sie wieder.
Oft habe ich solche Situationen als Zeitfressend empfunden, aber jetzt fühlte es sich gut an meine Zeit zu fasten und einer anderen Person zu schenken.
Durch das Fasten besinnen wir uns wieder auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Dinge, die sonst in unserer schnelllebigen Zeit einfach verloren gehen. Werte die Jesus uns gelehrt hat und uns mit vielen beispielhaften Geschichten im Evangelium mit auf unserem Lebensweg gegeben hat.
Marianne Kosbab
Gemeindepädagogin Domgemeinde Brandenburg
(zurzeit Praktikantin in der Unternehmenskommunikation)
Wochenspruch: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. 1. Joh. 3,8
Wochenpsalm: Psalm 91 – EG 736
Wochenlied: EG 347 – Ach bleib mit deiner Gnade
Download: ANgeDACHT 2023-09