aus Psalm 25

So heißt es in Psalm 25, dem Psalm dieser Woche: „Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, HERR, um deiner Güte willen!“
Ich frage mich tatsächlich, ob Gott diese flehentliche Erinnerung an seine Barmherzigkeit braucht? Ist es nicht eher so, dass wir Menschen daran erinnert werden müssen, nach Gottes Barmherzigkeit zu fragen? Gott braucht wohl keine Gedankenstützen oder Gedenkstätten – aber wir Menschen brauchen sie. Auf unserem Friedhof haben wir neben den Familiengräbern auch Gedenkstätten. Auch eine große Gedenkstätte, die an die Verstorbenen der beiden Weltkriege erinnert.

Lied: Sag mir, wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben. Sag mir, wo die Blumen sind, was ist geschehen? Sag mir wo die Blumen sind, Mädchen pflückten sie geschwind. Wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen?

Im Frühjahr 2022 mussten wir vom Überfall Russlands auf die Ukraine hören. Noch Wochen später tobt die Zerstörung. Das Ausmaß an Leid, Tod und Traumata ist noch nicht abzusehen. Menschen flohen, hauptsächlich Frauen und Kinder. Die Männer mussten kämpfen. Eine Zeitenwende wurde eingeläutet in der deutschen Sicherheitspolitik. Mehr Geld für Rüstung. Mehr Wachsamkeit, weniger Vertrauen.

Lied: Sag mir, wo die Männer sind wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Männer sind, was ist geschehen? Sag mir, wo die Männer sind, zogen fort, der Krieg beginnt. Wann wird man je verstehen? Wann wird man je verstehen?

Der Wind weht über die Gräber und trägt nicht nur die Blumen davon, sondern wohl auch unsere Erinnerungen und unsere Erfahrungen, dass es im Krieg zu viele Opfer gibt und unwiederbringliche Vertrauensverluste, weil niemand unbeschädigt daraus zurückkehrt. Das „Nie wieder Krieg“ ist verhallt, vergessen. Unser Gedenken ist zu schwach. Wir brauchen einen Gott, der sich unser gnädig erbarmt. Einer, der sich unser annimmt, damit wir nicht in Schuld und Unmenschlichkeit versinken. Und zugleich einen Gott, der uns daran erinnert, was wir zu tun und zu lassen haben, damit seine Barmherzigkeit auch unsere Barmherzigkeit werden kann.

 

Wir beten:
Gott, sei gnädig und barmherzig,
wenn Du auf Deine Menschen schaust.
Wir bitten um Deine Kraft, wenn wir den Anforderungen unseres Alltags gegenüberstehen.
Wenn wir an unserer Ungeduld, an unserer Bequemlichkeit und unserer Lieblosigkeit scheitern.
Wenn wir Schuld auf uns laden. Vergib uns unsere Schuld.
Gott, sei gnädig und barmherzig, wenn Du auf Deine Menschen schaust.
Wir tasten uns durch eine Welt, in der Gutes und Böses zu Hause sind. Manchmal erkennen wir alles klar und können unterscheiden. Manchmal sind wir blind und alles ist recht und billig.
Hilf uns, dass Dein Wille geschehe.
Gott, sei gnädig und barmherzig, wenn Du auf Deine Menschen schaust.

Wochenspruch:    Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.  Römer 5,8

Wochenpsalm:     Psalm 25   –   EG 713

Wochenlied:           EG 94  –  Das Kreuz ist aufgerichtet  oder EG 96  –  Du schöner Lebensbaum

Download:           ANgeDACHT 2023-10

 

 

Zu Beginn der Woche grüßt Sie herzlich

Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie