Psalm 98,1

Wenn in Gottesdiensten neue Lieder gesungen werden, dann kann das manchmal zu einer Herausforderung werden. Niemand hat die Melodie im Ohr, wenige können Noten lesen und die Begleitung hilft manchmal auch nicht gleich die eigentliche Melodie zu erkennen. Ich habe dann das Gefühl, man hätte es doch vorher üben müssen. Aber das passt nicht so richtig in den Ablauf der Feier.
Anderseits hört man immer wieder mal die Forderung, die Kirche müsse moderner werden, insbesondere das Liedgut sei doch so veraltet und deshalb kämen die Jungen nicht.
Diese Woche ruft uns der Psalmbeter auf, neue Lieder für Gott zu singen, weil er Wunder tut.
Für den Psalmbeter sind neue Lieder mit neuen ungewöhnlichen Geschehnissen verknüpft, sie sind Reaktion, Verarbeitung und Erzählung von neuen Erfahrungen mit Gott. Sie reagieren auf die Geschichte Gottes mit den Menschen. Diese Wahrnehmung der neuen Gottesbegegnung, des Wunders, das Gott getan hat, kann nicht anders als sich in Gesang, im Lob Gottes neu auszudrücken, denn die Begegnung mit Gott ist für Menschen immer etwas grundlegend Neues, ein nicht zu erwartendes Wunder, ein Neubeginn.
Wenn wir diese Vorstellung des Psalms: neues Lied ist Antwort auf neues Wunder, neue Gottesbegegnung oder neue Gottesgeschichte auf unsere Gottesdienstfeiern beziehen, ahnen wir vielleicht, warum wir es mit den neuen Liedern oft so schwer haben. Denn sie sind nicht sofort Reaktion auf eine neue Gotteserfahrung, die wir uns einfach aneignen könnten. Manchmal fällt es uns leichter, Gott in den alten Geschichten und Liedern zu entdecken, manchmal können wir die neuen Gotteserfahrungen der Liederdichter nicht oder noch nicht nachvollziehen und in uns zum Klingen bringen. Und manchmal haben wir vielleicht einfach das Gefühl, die Gottes­erfahrung fehlt uns persönlich oder der Gemeinde oder der Kirche, in der wir feiern.
Aber das wird in der Zeit des Psalmbeters auch nicht anders gewesen sein. Trotzdem ruft er zum Singen des neuen Liedes auf und erinnert an die immer neuen Wunder. Das neue Lied funktioniert eben auch andersherum: es führt uns zum Wunder und der Gotteserfahrung; es hilft uns, uns in diese einzufühlen. Deshalb sollten wir die neuen Lieder vielleicht doch einüben, uns einhören, weil wir das Wunder und die Gotteserfahrung in unsere Seele singen können. Irgendwann spüren wir, wie es im Wochen­lied heißt „Du, meine Seele singe“ und dann begegnen wir unserer innersten Wahrheit oder wir singen Gott unsere Geschichte, damit er darin vorkommt, wie es in dem anderen neuen Lied heißt: „Ich sing Dir mein Lied…“

 

Wochenspruch:     Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. Ps. 98,1

Wochenpsalm:        Psalm 98  –  EG 739

Wochenlied:             EG 302  –  Du meine Seele singe  oder  SJ 110 – Ich sing Dir mein Lied

Download:                 ANgeDACHT 2023-19

 

Zu Beginn der Woche grüßt Sie herzlich

Pfarrer Matthias Welsch
Vorstand Personal und Diakonie, Lafim-Diakonie