„Cogito, ergo sum – Ich denke, also bin ich.“ Mit diesem kurzen und prägnant knappen Satz hat Descartes die Geistesgeschichte verändert. So kurz er ist, so viel Wirkung hat er entfaltet. Und so viele Fragen wirft er gleichzeitig auf. Was denke ich denn von mir, dass ich bin? Oder: was ich bin? Bin ich die Person, die ich gern wäre, oder trage ich an der Last, immer wieder jemand anderes sein zu wollen oder zu müssen? Schöner und klüger, als ich mich fühle? Oder geduldiger, freundlicher, leiser, als ich gerade bin? Stärker und wacher als ich kann? Eine große Versuchung ist es, jemand anders zu sein, als ich es bin. Weil ich es sein muss oder sein will.
„Einer trage des andern Last“, ebenso kurz und prägnant fasst Paulus das Gesetz Christi zusammen. Und verbindet es eben mit dieser Frage: Was denke ich von mir, dass ich sein müsste? „Denn wenn jemand meint, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, der betrügt sich selbst.“ (Gal 6,3)
Das Gesetz Christi ist, nicht sein zu wollen, was ich nicht bin. Es erfüllt sich, wenn ich meinen Nächsten liebe wie mich selbst. Wenn ich ich bin und diese Last nicht allein tragen muss. Das Gesetz Christi erfüllt sich, wenn wir einander tragen helfen, was wir sind. Wenn wir voreinander zugeben, was wir allein nicht schaffen. Wo wir anders sind, als wir scheinen mögen oder müssen. Also: „Ich trage, also bin ich.“
Ich komme zu mir, wenn ich beim anderen ankomme. Und dann, sagt Matthäus, komme ich auch zu Christus: „Was ihr für eines meiner geringsten Geschwister getan habt, das habt ihr mir getan“.
Womit wir wieder beim Wochenspruch für den 4. Sonntag nach Trinitatis angelangt wären: Wir tragen nicht allein. Wir tragen einander und Christus trägt mit. Darum muss es wohl heißen: „Ich werde getragen, also bin ich.“
(Text von Pfarrerin Dr. Henrike Frey-Anthes, aus Pastoralblätter 2015)
Wochenspruch: Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Gal 6,2
Wochenpsalm: Psalm 42 – EG 723
Wochenlied EG 428 – Komm in unsre stolze Welt
Download: ANgeDACHT 2023-27
Zu Beginn dieser Woche grüße ich Sie herzlich
Pfarrer Matthias Welsch
Vorstand Personal und Diakonie, Lafim-Diakonie