Als ich klein war, gab es ein untrügliches Zeichen, dass es Juni geworden war: wir Kinder durften barfuß laufen. Kaum zeigte sich der Sommer, zogen wir uns die Strümpfe und die Schuhe aus und quietschten vor Vergnügen, wenn unter unseren Füßen das Gras kitzelte. Der Juni ist der erste Vorgeschmack auf den Sommer und zugleich schon der Höhepunkt des Jahres. Im Juni zeigt sich alles, was in den vorherigen Monaten leise vor sich hinwuchs und gedieh, in voller Schönheit mit prächtigen Farben und üppigen Formen. Rote, gelbe und lachsfarbene Rosen an den Sträuchern, Erdbeeren laden zum Pflücken ein und Kirschen werden rot. Ein Grund für die Menschen, sich zu freuen. Die Haus- und Hoffeste bei Fliedners und in der Lafim-Diakonie finden statt, um gemeinsam die langen Nachmittage und Sommerabende zu genießen, zu lachen und zu tanzen.
Auf dem Höhepunkt des Jahres schleichen sich aber auch melancholische Töne ein. So wird in all der Freude klar, dass alles, was wird, bald auch ver­gehen muss. Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott. Aus Herrlichkeit wird Nahrung. Aus manchem, was das Herz erfuhr, wird, bestenfalls, Erfahrung. All die Schönheit und Herrlichkeit, all die wichtigen Dinge, die unser Herz füllen, verändern sich; manches vergeht.
Im Buch Prediger heißt es über Gott und den Menschen: „Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“ (Pred 3,11)
Die Bibel kennt nicht nur unsere Menschenzeit, die so schnell vorbeifliegt. Sie kennt auch die göttliche Zeit, die wir Ewigkeit nennen. Ewigkeit heißt nicht, dass unsere Menschenzeit in die Länge gezogen wird. Ewigkeit beschreibt, dass Gott allein einen Überblick über alle Zeit hat; über die Vergangenheit, die war, und die Zukunft, die noch kommt.
Wenn wir etwas von Gottes Ewigkeit in unserem Herzen tragen, bedeutet es, dass wir in all unserer Zeitlichkeit bei Gott aufgehoben sind. All die vielen Sommer und Winter, die wir im Laufe unseres Lebens erlebt haben, sind aufgehoben in Gott. Das müssen wir nicht ergründen, nur vertrauens­voll annehmen.

 

Wir beten:             Gott, der Du die Zeit in Deinen Händen hältst,  lass uns all unsere Augenblicke voll auskosten.
Lass uns die Wärme und die Schönheit des Sommers spüren und lass uns in kalten Wintern behütet und gewärmt sein.
Gott, all die vielen Erinnerungen, die ein langes Leben mit sich bringen, halte Du sie in Deinen Händen
und schenke sie uns als vollendetes Bild, wenn wir zu Dir treten in Ewigkeit.

Wochenspruch: Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.    Lukas 19,10

Wochenpsalm:   Psalm 103  –  EG 742

Wochenlied:        EG 353  –  Jesus nimmt die Sünder an

Download:            ANgeDACHT 2023-26

 

Zu Beginn der Woche grüßt Sie herzlich

Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie