Psalm 90,12

Im ersten Teil des 90. Psalms wird Gott angeklagt. Er ist der Urheber des Todes. Von Anfang an hat er bestimmt, dass der Mensch wieder zu Staub werde. Vom Menschen wird nicht viel übrigbleiben als eine verdorrte Blüte und der so dahin geraffte Mensch verschwindet im Land des Vergessens. Der Beter greift eine theologische Meinung über den Tod auf, die zu seiner Zeit vertreten wurde. Wir würden diese Auffassung heute einem dumpfen Atheismus zuweisen. Im zweiten Teil kommt eine zweite Position zur Sprache: Es ist die Position, die der Meinung ist, dass der Tod der Sünde Sold sei und als berechtigter Zorn Gottes zu verstehen sei. Der Tod wird als schlimmes Unheil verstanden und das Leben ist viel zu kurz. So skizziert der Beter in diesem Psalm zwei gängige Auffassungen über den Tod, die ihm immer wieder begegnen und die wir bis heute kennen.

Psalm 90 hinterfragt diese Haltungen, sieht in ihnen eine Anmaßung eines pessimistischen menschlichen Geistes, der sich anmaßt, Gottes Tun zu beurteilen. Eine skeptisch vorwurfsvolle Frage: „Wer begreift schon die Gewalt deines Zornes, wer sieht schon ein den Druck deines Grimmes?“, fragt er die zurück, die solche Auffassungen über den Tod vertreten.

Ein einfacher weisheitlicher Satz wird dagegengesetzt. Ein Satz, der die Anmaßung dieser menschlichen Todeslogik entlarvt.
Luther hat ihn mit seiner Übersetzung im deutschen geprägt: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Gemeint ist, dass wir uns unserer Tage bewusst sein sollen, dass wir jeden Tag mitzählen sollen, damit wir wissen, was wir an diesen Tagen für ein Geschenk haben.   Spätere haben diese Weisheit dann in den folgenden Versen weiter ausgeführt aber als Weisheit fürs Leben gegen jede Logik des Todes reicht der eine Satz: Lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir ein weises Herz erlangen.

 

Wochenspruch: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.    2. Kor. 5,10a

Wochenpsalm:   Psalm 50

Wochenlied:       EG 149  –  Es ist gewisslich and er Zeit

Download:          ANgeDACHT 2023-47

 

Zu Beginn dieser Woche grüße ich Sie herzlich

Pfarrer Matthias Welsch
Vorstand Personal und Diakonie, Lafim-Diakonie