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Monatsworte


Gedanken zum Monatsspruch

Monatlich erscheinen Gedanken zum Monatsspruch.

Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?

Jeremia 23,23
Monatswort, September 2024
Monatsworte
Einmal im Monat
September 2024

Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?

Jeremia 23,23

Wo ist Gott eigentlich? Das ist nicht nur eine Frage, die kleine Kinder gerne stellen, wenn man mit Ihnen auf das Gespräch über Gott kommt. Ehrlich gesagt ist das eine immerwährende Frage des Glaubens. Wo ist Gott, ist er nahe oder ist er fern?
Wie nahe ist mir selbst Gott in diesem Moment? Wie fern ist er mir oft im Leben, bis hin zur kompletten Gottvergesslichkeit, in der wohl jede und jeder von uns gelegentlich lebt.
Bei Jeremia ist die Frage als Gottesrede gestellt. Gott selbst fragt nach Nähe und Distanz. Der nahe Gott ist der tröstende und heilende Gott, der Mut und Kraft spendende Gott, der liebe Gott, wie wir ihn uns wünschen.
Gott selbst erinnert uns, dass das nicht alles ist. Gott ist auch der Ferne. Als ferner Gott begegnet er uns kritisch, erkennt er unsere Gottesferne, sieht er bis in den letzten Schlupfwinkel wie es später im Text heißt. So wird der ferne Gott für uns auch der verborgene und fremde Gott. So wird er auch der Gott des Gerichtes, der uns zur Verantwortung zieht.
Nicht einfach ist es für uns, beides zusammen zu denken, den verborgenen und den sichtbaren, den nahen und den fernen Gott, den liebenden und den richtenden Gott. Und doch ist Gott nur denkbar als beides zusammen.
Für den Propheten Jeremia ist diese Gottesrede eine Ansage gegen die falschen Propheten, die den Königen nur nach dem Mund geredet haben und ihnen das Kritische verschwiegen haben. Seine Prophezeiungen haben ihn ins Gefängnis gebracht, weil sie den Herrschenden zu kritisch waren, weil sie unangenehme Wahrheiten ausgesprochen haben.
Ein Gott, der immer nur als lieber Gott daher kommt, ist also genauso falsch wie ein Gott, der nur als Richtender und alles sehender Gott verstanden wird. Denn Gott will uns auch kritisch zurechtbringen, gerade weil er uns liebt. Nähe und Ferne stehen also in einem immer heilenden Zusammenhang.
Die Frage der Gottesrede will uns daran erinnern und uns immer wieder die Frage stellen und auch in Frage stellen: Wo ist Gott? Und vor allem Wo bist Du Mensch, im Verhältnis zu Gott, bis Du Nahe oder Ferne?

Ich grüße Sie herzlich
Ihr
Pfarrer Matthias Welsch

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August 2024

Gott heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.

Psalm 147,3

Im Leben geht auch immer wieder etwas buchstäblich zu Bruch. Die Lieblings­tasse, die uns aus der Hand rutscht und klirrend auf dem Boden zerschellt. Die Stoßstange des Autos, die Bekanntschaft mit einem Poller gemacht hat. Auch Beziehungen finden ein Ende. Ein vertrauter Mensch stirbt plötzlich und hinter­lässt eine große Lücke im Leben. Partnerschaften und Freundschaften entzweien sich. All diese Verluste gehen nicht spurlos an uns vorbei. Sie hinterlassen Spuren, Wunden und zerbrochene Herzen. Kummer und Stress – emotionaler und körperlicher – können sogar richtig krank machen. So kann z.B. durch ein emotional belastendes Lebensereignis das Broken-Heart-Syndrom („gebrochenes Herz“) ausgelöst werden, mit Symptomen, die denen eines Herzinfarkt ähnlich sind. Enttäuschung, Schmerz und auch der Tod gehören unausweichlich zum Leben. Schmerzhafte Narben, manchmal auch ein regelrechter Scherbenhaufen bleiben zurück. Da gibt es nichts schön zu reden. Das tut weh. Nicht jede Wunde lässt sich mit Pusten und Pflaster verschließen. Wie nun mit Brüchen, Wunden und Scherben umgehen? Ein Alltagsgegenstand wie die Tasse ist schnell ersetzt. Wie aber das gebrochene Herz reparieren? Wie die Brüche ins Leben integrieren?

In der japanischen Tradition gibt es das Konzept Wabi-Sabi, d.h. die Schönheit im Unperfekten finden. Dazu gehört auch Kintsugi, eine besondere Kunst, bei der zerbrochene Gegenstände wieder zusammengefügt werden. Die Scherben werden dabei bewusst so aneinandergefügt, dass die Bruchstellen erst recht hervortreten. Sie werden sogar durch Gold noch veredelt. Ein neues Gefäß entsteht, die Spuren des Vergangenen bleiben aber sichtbar. Mehr noch, sie machen das Neue erst zu dem, was es ist. Ähnlich kann es auch mit den Bruch­stellen in unseren Lebensläufen sein. Sie machen uns aus. Die Risse werden nicht einfach spurlos ausgelöscht, sie verschwinden nicht. Sie formen uns stattdessen immer wieder neu. Lassen Versöhnung zu. Und dabei haben wir Hilfe. Unsere Wunden werden behutsam zusammengefügt und verbunden – von Gott. Sie werden immer bleiben, aber nicht mehr schmerzen. Oder nicht mehr so sehr schmerzen. Und dabei haben wir den tröstenden Beistand Gottes, die unsere zerbrochenen Herzen heilt und unsere Wunden verbindet.

 

Sabine Papies

Stabsstelle Unternehmensentwicklung und Diakonische Kultur

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Juli 2024

Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.

2. Mose 23,2

Das klingt doch mal einfach. Mehrheiten soll man sich nicht anschließen, wenn sie im Unrecht sind. Aber ich ertappe mich dabei, wie ich mich sehr gerne der Mehrheit anschließe. Es ist doch einfacher und bequemer, als gegen den Strom zu schwimmen, gegen die Meinung der breiten Mehrheit anzutreten.
Das Volk Israel ist auf der Wanderung durch die Wüste, als dieser Satz zum ersten Mal erklingt.  Wir sind also etwa im Jahr 1.000 vor Jesus. Wobei das Wort „Wanderung“ für die Jahre in der Wüste eher etwas schöngeredet ist. Die Jahre oder Jahrzehnte von Ägypten nach Israel waren eine einzige Strapaze, äußerlich und innerlich. Schon beim ersten längeren Aufenthalt erleben sie, wie Mose vom Berg Sinai zurückkehrt mit den Zehn Geboten. Gott schließt einen einzigartigen Bund mit dem Volk – einen Bund der Liebe und des Schutzes, mit der Bitte: Beugt niemals das Recht.
Wenn das Leben in einer Gemeinschaft gelingen soll, bedarf es unbedingten Rechts und klarer Regeln, die auch gegen Mehrheiten durchgesetzt werden können. Aber es darf nicht sein, dass wir das Recht für uns beanspruchen und selber nicht recht handeln.
Unser Gott ist ein Gott des Rechts, darum suchen wir Gerechtigkeit gegen­über jedem anderen Menschen, vor allem gegenüber denjenigen, die sonst niemand unterstützt; ihnen verschaffen wir Recht.
Was nehme ich mit für meinen Glauben aus diesem Monatsspruch?
Ich möchte versuchen, wachsam zu bleiben für Gottes Gerechtigkeit in dieser Welt. Dort, wo ich erkenne, dass Unrecht propagiert wird und sogar zur Mehrheitsmeinung erhoben wird, dort möchte ich mich mutig posi­tionieren und gegen das Unrecht angehen. Ich verstehe den Monatsspruch als Aufforderung, mein Gewissen stets zu schärfen und nicht ohne nach­zudenken vermeintlich plausiblen Mehrheiten nachzulaufen. Uns wünsche ich Weisheit, das Unrecht zu erkennen, wenn es sich in Mehrheitsmeinungen zu verstecken sucht.

Herzliche Grüße
Ihr Diakon Olaf Eggert, Lafim-Diakonie Dienste zur Teilhabe

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Juni 2024

Mose sagte: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu,
wie der Herr euch heute rettet!

Exodus 14,13

Wer eine rheinische Frohnatur in seinem Bekannten- oder Kollegenkreis hat, kennt sicherlich § 3 des Kölschen Grundgesetzes: „Et hätt noch immer jot jejange.“ Der Satz taugt auch als Kurzfassung der biblischen Geschichtstheologie. Ganz wesentliche Teile der jüdischen Tradition dienen genau dieser Maxime: Sich all der Ereignisse zu erinnern, in denen die Lage hoffnungslos schien, aber es in wunderbarer Weise doch gut gegangen ist. Immer und immer wieder werden diese Geschichten von Heilung und Errettung erzählt, weitergegeben von Generation zu Generation. Gegen den bösen Willen der Feinde, gegen die Widerstände in den eigenen Reihen: Gott lässt sein Volk nicht im Stich. Und deshalb: Gott lässt auch Dich nicht im Stich.
Das biblische Buch, aus dem der Monatsspruch zitiert ist, ist ein solches Erinne­rungsbuch: „Exodus“, der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Die biblische Überlieferung und die Tradition des Erinnerns an die Heilsgeschichte, die wir mit den Festen des Kirchenjahres vom Judentum übernommen haben, bilden dabei eine Gegenerzählung zu den Erfahrungen der Welt. Sie versetzen uns zurück in eine Zeit, die vielleicht noch düsterer war als unsere eigene, mit Erfahrungen, die noch hoffnungsloser machten: Sklaverei, Wüstenwanderung. Oder: gefangen, gefoltert, verurteilt, hingerichtet, begraben. Aber dann: Befreit, entkommen durch das Meer, ins Heilige Land geführt. Und: Auferstanden, aufgefahren in den Himmel.
Diese Geschichten, ja diese ganze Lesart der Menschheitsgeschichte als Veran­schaulichung des Heilswirkens Gottes, sollen uns Mut machen. Was damals mög­lich war, wird auch heute geschehen. Gott ist nicht fern, er wirkt in dieser Welt. Allem Anschein zu trotz. „Trotz aller Feinde Toben“, wie es ein Kirchenlied besingt.
Die Zeiten waren nie heil. Wenn wir das zurückblickend manchmal so sehen, verklären wir ganz schön. Man muss nur einmal die Nachrichten von vor 30 oder 50 oder 70 Jahren lesen, um sich zu erinnern. Und dennoch sind wir heute hier, allen Unglückspropheten der Vergangenheit zum Trotz.
Darum: Wenn uns der Blick in die Weltlage heute Angst macht, sollen wir uns daran erinnern: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet! Oder auf Kölsch: „Et hätt noch immer jot jejange.“

Einen gesegneten Monat Juni.

Ihr
Oberkirchenrat Dr. Patrick Roger Schnabel

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Mai 2024

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.

1. Kor 6,12

"Alles ist erlaubt" - "O Prima!" ruft es aus dem Chaos des Teenagerzimmers.

"O nein!" kommt das Echo von geplagten Eltern. 

"Nichts ist (mehr) erlaubt" - so hat man dagegen das Gefühl in allen Bereichen der sozialen und medizinischen Arbeit. Manchmal weiß man nicht mal genau, was gerade erlaubt oder verboten ist - und bewegt sich deshalb oft auf sehr unsicherem Grund. Hauptsache, es ist dokumentiert...

Manch frühere Regeln sind wirklich zu Recht gefallen. Alte und nicht so leistungsfähige Menschen haben heute verbriefte Rechte und eine sichere Versorgung. Dafür aber sind immer mehr und ständig neue Richtlinien entstanden. Regeln, die Missbrauch von Geld und Macht verhindern sollen. Sie machen aber gleichzeitig denen, die sich engagieren den Alltag im Dienst an den Menschen in unseren Häusern und Einrichtungen immer mühevoller und zermürben viele lebendige Kräfte. Diesen schmerzhaften Widerspruch bringt Paulus in 1. Kor. 6,12 auf den Punkt. Aus dem fernen Ephesus ringt er per Post mit den Christen in der Hafenstadt Korinth um das, was für diese Gemeinde existentiell wichtig ist: Wie bekommen wir zusammen, dass wir Regeln brauchen, aber auch echte Freiheit leben wollen? Wie schaffen wir es zusammenzubleiben und zusammenzuarbeiten, wenn manche von uns die alten Regeln kennen und schätzen gelernt haben, andere aber strategischer und unabhängiger denken möchten?

Es gab auch in Korinth eine starke Gemeindebasis für die Tradition. Und das ist gut so, sagt Paulus. Sie wollen aber die alten Regeln, die sie ihr Leben lang beschützt haben vor falschen Wegen genau so weiter pflegen. Das schließt andere aus, die diese Erfahrungen nie kennengelernt haben. Andere in Korinth fordern dagegen mit starkem Selbstbewusstsein endlich mehr Offenheit und Mut. Meine Güte, seid doch nicht so starrköpfig! Es ist doch eine neue Zeit! Das Ergebnis waren dauernde heftige Streitereien und schon fast unversöhnliche Parteiungen in der Gemeinde. Paulus versuchte nun mit seiner ganzen missionarischen Leidenschaft diese Gruppen wieder als Team zusammen-zubringen. Ja, seine leidenschaftliche Mission für Korinths Streitparteien gipfelt zum Ende des Briefes schließlich im "Hohelied der Liebe" (1. Kor.13) – diesem vielleicht schönsten Bibeltext überhaupt!

Dieses wahre und göttliche Liebeslied beschreibt in vielen eindrücklichen Bildern: Alles ist und bleibt umsonst getan, jede Regel umsonst aufgestellt oder abgeschafft, wenn sie nicht Ursprung, Maßstab und Ziel in der Liebe hat. Die Art von Liebe wird beschrieben, die immer das Ganze im Blick hat – die diakonische Liebe im tiefsten Sinne! Diakonische Liebe als die Gemeinschaft über Grenzen von Armut und Reichtum hinweg - an einem Tisch, damit alle satt und glücklich werden!

Sie - diese Liebe - schafft es, als einzige und wirklich göttliche Energie, dass Tradition und neues Denken, Geld und Macht, Demut und Klugheit, Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen zugleich und aufeinander zu und füreinander wirken können.

Einfach ist das nicht! Es erfordert im wahrsten Sinne all unsere Leidenschaft – und ebenso die unendliche Bereitschaft unter uns, sich aufeinander einzustellen und die Grenzen des Anderen zu achten! Aber wenn das gelingt - ja dann ist wirklich alles möglich - und keine Macht oder Regel kann uns daran hindern!

 

Mit herzlichem Gruß für einen gesegneten Mai

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothea Sitzler-Osing

(stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende)

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April 2024

Seid immer bereit, allen, die euch danach fragen, zu erklären, welche Hoffnung in euch lebt.

1.Petrus 3,15 (BigS)

Seit ein paar Wochen kommt Nadia regelmäßig in den Gottesdienst der kleinen Gemeinde. Zurückhaltend betritt die junge Frau mit den wachen Augen die Kirche und schiebt sich scheu in die hintere Bank. Auf leisen Sohlen verlässt sie nach dem Gottesdienst die Kirche ebenso schnell wie sie gekommen ist. Aber ein zufriedenes Lächeln umspielt ihre Mundwinkel. Nelli kommt seit Jahrzehnten in diese Kirche. Eigentlich schon immer. Hier ist sie getauft und konfirmiert. Hier hat sie ihren Kurt geheiratet. Hier hat sie sich letztes Jahr von Kurt verab­schieden müssen. Seitdem ist es leise geworden im Leben. Die Kinder weit weg. Die Freundinnen gestorben. Bis auf Ilse. Aber die hat Demenz und erkennt Nelli nicht mehr. Nelli ist meist schon früh in der Kirche und hat Nadia gleich bemerkt. Ein paar Wochen gehen ins Land, bis sie sich ein Herz fasst: „Kommen Sie mit zum Kirchenkaffee?“ Nadia durchzuckt es. Sie hat auch schon überlegt, ob sie die ältere Dame ansprechen soll. Sie traut sich nicht, weil sie noch wenig Deutsch spricht.
Mittlerweile treffen sie sich regelmäßig, gehen spazieren und manchmal ins Museum. Neulich waren sie auf dem Friedhof, um Kurts Grab zu bepflanzen. Sie erzählen sich aus ihrem Leben. Nadia vom Leben im Irak und der Flucht. Und während Nadia ein gelbes Stiefmütterchen in die Erde setzt, spricht Nelli über das Leben mit Kurt und wie schwer es ihr ohne ihn fällt. „Ach Nelli, wie schaffst du das?“ Nadia schaut zu ihr hoch und blinzelt in die Sonne. „Hoffnung!“ sagt Nelli und fängt erst leise und zaghaft an zu singen: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht´ mich nicht. Auf dich vertrau ich und fürcht´ mich nicht.“ Nadia stimmt mit ein und gemeinsam singen sie aus voller Kehle und mit strahlenden Augen.
Das ist, was der Monatsspruch uns mit auf den Weg gibt. Die Bereitschaft, den Menschen zu erklären, was uns antreibt: Die lebendige Hoffnung, die in Christi Auferstehung begründet ist. Deutlich auszusprechen, dass wir uns des Evangeliums nicht schämen. (Röm 1,16) So bestärkt und ermutigt können wir die Hoffnungsbotschaft des Osterfestes laut in die Welt hineinrufen:
Der HERR ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!

Aus den Zentralen Diensten in Potsdam grüßt Sie herzlich
Sabine Papies
(Stabsstelle Unternehmensentwicklung und Diakonische Kultur)

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März 2024

Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten.

Markus 16,6

Die Welt ist durcheinandergeraten. Davon erzählt der Monatsspruch, der schon auf das Osterereignis hinweist. Dieses Durcheinander ist aber anders als das von uns selbst gemachte Durcheinander der sich abwechselnden Krisen, die uns Angst machen. Dennoch ist das auch ein Grund sich zu Entsetzen: Die Frauen kommen zum Grab und es ist einfach leer. Der Osterschrecken durchfuhr sie. Er ist nicht hier, er ist auferstanden.
Die Welt gerät durcheinander, wenn die Wahrheit, die doch so unverbrüchlich und klar ist, wie sie traurig und erschreckend ist, nicht mehr gilt. Der Tod gilt nicht mehr. Wer Tod ist, ist nicht Tod. Ja der Tod ist grundsätzlich als unumstößliche Wahrheit unserer Existenz in Frage gestellt. Gottes Wirklichkeit und damit das Ende der Welt, wie wir sie kennen ist angebrochen, so wie es die Offenbarung des Johannes beschreibt: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein“ (Offb. 21,4). Die trotzige Frage des Apostels Paulus „Tod, wo ist Dein Stachel, Tod wo ist Dein Sieg?“ wird am leeren Grab des Ostermorgens ein für alle Mal beantwortet.
Der Tod steht auch für alles Leiden auf der Welt, das Leiden an Körper und Seele, das Leiden, das Menschen einander antun mit Gewalt und Krieg. Wenn der Tod nicht mehr ist, wenn er wirklich seine Macht verloren hat, dann kann uns eigentlich nichts mehr schrecken und entsetzen, dann fehlt das Drohpotential, das darin steckt, dass Menschen einander mit Gewalt und Tod bedrohen. Der Tod wird als Waffe stumpf. Krieg und Ge­walt werden sinnlos. Das mag manch einen Machthaber auch heute noch Erschrecken.
Damals ist es schon wahr geworden. Jesus Christus ist auferstanden und wer mit den Frauen vor seinem leeren Grab steht, dem wird bewusst, dass wir eines Tages auch vor leeren Gräbern stehen werden. Vor den leeren Gräbern der Menschen, die wir geliebt haben und um die wir getrauert haben, zu guter Letzt sogar vor dem eigenen leeren Grab. Denn bei Gott ist ein neuer Himmel und eine neue Erde und das Glaubens­bekenntnis meint es ernst, wenn wir sonntags bekennen „Ich glaube … an die Auf­erstehung der Toten und das ewige Leben.“ Es gilt auch für uns.
Daran erinnern wir uns mit dem Osterfest. Auch wenn wir das Leiden bis dahin noch durchleiden müssen und uns in den Wochen bis Ostern an das Leiden Jesu und damit an jeden Menschen, der aktuell leidet, erinnern. Wir dürfen gewiss sein, das Leiden und der Tod haben niemals nie das letzte Wort.
Das Leben und die Liebe Gottes haben das letzte Wort. Seine Liebe wird siegen. Amen.

 

Ich grüße Sie herzlich in dieser Passionszeit
Ihr Pfarrer Matthias Welsch

Mehr lesen Monatswort März 2024
Februar 2024

Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.

2. Timotheus 3,16

Streng klingt dieser Monatsspruch. Für mich nach mühseligen Zeiten, in denen sich Menschen nach stabilen Strukturen sehnen und den Wunsch nach verlässlichen Worten haben. Und am besten Worte, die von Gott persönlich in die Feder diktiert sind und für immer und ewig dasselbe bedeuten, wie es in der Lutherübersetzung steht: „Alle Worte, von Gott gegeben“. Um ehrlich zu sein: Ich glaube an keine von Gott eingegebene Schrift, die ewig dasselbe bedeuten und keinerlei Veränderungen erlauben würde. Gott lässt sich nicht mit Worten einfangen oder gar einzementieren. Wir haben ihn nicht in der Hand. Jedes von Menschen aufgeschriebene Wort ist in die Zeit geschrieben, nicht in die Ewigkeit. Darum muss ich immer wieder neu danach fragen, was es für heute bedeutet. Wie aber lässt sich dann erkennen und prüfen, was von Gott kommen könnte und was nicht? Der Bibelvers macht einen Vorschlag: Was vom Himmel kommt, ist nütze zur Lehre, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit. Und es zeigt uns eine Richtung: Es geht nicht um Festschreibung, sondern um Entwicklung. Was vom Himmel kommt ist konstruktiv, nicht desstruktiv. Besser und gerechter sollen wir werden, damit das Leben auf der Erde besser und gerechter wird.
Wir wissen heute nicht mehr genau, wie die Verhältnisse in den Gemeinden waren, für die Timotheus seine Briefe schrieb. Wir dürfen aber annehmen, dass die Gegebenheiten dort nicht so angenehm waren. Es kam zu Spott: Ihr glaubt an einen, der erbärmlich am Kreuz starb – und wieder auferstanden ist? Wie sollen einfache Leute das anderen erklären können?
Ich schätze die Bibel sehr, weil sie ein so lebendiges Buch ist. Bis heute lesen und hören Menschen ihre Worte immer neu. Wieder und wieder erscheinen die Worte in einem anderen Licht. Und doch enthalten sie eine verändernde Wucht. So schreibt er, den wir Gott nennen, sich in unsere Geschichten ein. Und so schreibt er seine Geschichte mit uns, gestern, heute und morgen. Immer wieder neu.

 

Herzliche Grüße, Ihr Diakon Olaf Eggert
Lafim-Diakonie, Dienste zur Teilhabe

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Januar 2024

Alles unter Euch geschehe in Liebe.

1. Kor. 16,4

Alles, wirkliches alles? Was beinhaltet das? Da kommt das ganze Jahr in den Blick, in dem wir alles mit einer besonderen Haltung ansehen sollen. Blicken wir auf das beginnende Jahr, dann gibt es da eine Menge Herausforderungen. Die anhaltenden Krisensituationen fordern unseren sozialen Zusammenhalt heraus. Es ist weniger Geld da für soziale Leistungen und auch die Angst vor eigenem Wohlstandsverlust prägt die Menschen. Die bevorstehenden Wahlen in Brandenburg gleich drei mal, Europawahl, Kommunalwahl und Landtagswahl fordern unsere Haltung als Christ:innen heraus. Die Jahreslosung wird uns ein Prüfstein für unsere persönliche Wahlentscheidung. Alles, wirklich alles geschehe in Liebe. Was heißt das, wenn wir Wahlprogramme lesen. Jede Ausgrenzung von anderen Menschen, jeder billige Populismus verbietet sich von diesem paulinischen Satz her.
Wir werden aufgefordert, die Welt und vor allem unsere Mitmenschen, egal über wen wir reden und wen wir treffen, nicht mit unseren eigenen Augen, nicht auf der Grund­lage unserer persönlichen Interessen zu sehen, sondern mit den Augen des anderen Menschen. Es ist die Haltung des radikalen Perspektivwechsels zu der Paulus uns da auffordert. Dieser Perspektivwechsel hat die Grundlage, dass jeder – wirklich jeder Mensch (ganz egal woher er kommt und was er getan hat) ein von Gott geliebter und liebend angesehener Mensch ist. Alles unter Euch geschehe in Liebe, bedeutet diese Perspektive Gottes einzunehmen und zu unserer Haltung zu machen.
Liebe ist hier nicht wirklich ein Gefühl, wie wir vielleicht zuerst bei dem Wort „Liebe“ assoziieren, sondern sie ist eine Haltung und ein umfassender Grundsatz menschlichen Zusammenlebens. Jesus hat das noch krasser gesagt, als er die Liebe zu unseren Feinden gefordert hat. Die Übung dieser Haltung – das ist eine lebenslange Übung – führt auch zum Gefühl, zur Zuwendung, zum Verständnis für den anderen Menschen. Parteien, die in ihren Wahlprogrammen dazu aufrufen Menschen auszugrenzen, werden aus christlicher Sicht eindeutig unwählbar, weil Sie der Grundhaltung von uns Christen­menschen widersprechen.
Und noch ein Aspekt: Der Aufruf, der Imperativ im Text „geschehe“, spricht unser Tun an. Christ:innen lassen die Liebe in ihrem Handeln geschehen. Das Aussprechen der Liebe gehört zu diesem Handeln. Wer „ich liebe Dich“ sagt, der spricht nicht nur, sondern er tut etwas damit, er liebt nämlich. Und das geht noch weiter im konkreten und praktischen Hilfseinsatz für andere Menschen. Für uns in der Lafim-Diakonie wird das konkret im Hilfehandeln für Menschen, die unsere Unterstützung und Solidarität brauchen. Insofern ist das unser Anspruch fürs kommende Jahr und die Erläuterung zu unserem Motto: „wir tun gut“. Das gelingt nämlich, in dem wir alles unter uns in Liebe geschehen lassen.
Amen.

 

Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr.

Ihr
Pfarrer Matthias Welsch

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Dezember 2023

Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.

Lukas 2,30

Simeon war dabei. Er saß da, versunken in seine Gedanken und ins Gebet, als die kleine Familie den Tempel betrat. Er kannte sie nicht, das junge Paar mit dem Säugling, wenige Tage alt. Aber ein starkes Gefühl, eine Ahnung ergriff ihn, dass das eine ganz besondere Begegnung ist. Erst wusste er gar nicht warum. Hatte es mit seinem in Gedanken gestammelten Gebet zu tun? Der Unfrieden und die Ungerechtigkeit machten ihm zu schaffen. Wie nur sollte es weitergehen mit der Welt? In welcher Welt würden seine Enkel leben? Er war verzweifelt über das Unheil, das ihn umgab, trostlos.

Jetzt war etwas anders geworden. Die Trostlosigkeit in seinem Herzen war einer tiefen Freude gewichen. Lag es an diesem kleinen Kind, sollte es wirklich etwas verändert haben, nicht nur in seinem Herzen, sondern für die ganze Welt? Sollte das möglich sein, das doch noch alles anders werden könnte, dass Heilung, ja das umfassendes Heil möglich ist und Friede um sich greift. Unvorstellbar, eigentlich. Und doch, etwas war geschehen, als die Familie mit dem Kind den Tempel betreten hatte. Er hatte es gesehen in diesem Kind, den Retter, den Heiland, den Friedefürsten dieser Welt. Er war gekommen. Jetzt war alles anders, obwohl die Welt noch die Gleiche zu sein schien.

Aber plötzlich war etwas möglich geworden. Trost und Heil waren wieder denkbar, Frieden und Gerechtigkeit nicht nur eine ferne Hoffnung. Simeons Herz hatte sich mit Zuversicht gefüllt und mit umfassender Freude. Er, der Messias, der Retter, der Heiland, er machte der großen Unterschied und ja, er war da, er ist da und ER verlässt uns nicht mehr.

Simeon hatte es mit eigenen Augen gesehen und strahlend hat er es weitergesagt. So und nur so, mit dieser Zuversicht im Herzen verändert sich etwas zwischen den Menschen, ändert sich die ganze Welt. Simeon hatte es gesehen und sein Sehen will uns bis heute trösten gerade in dieser beginnenden Adventszeit. Amen.

 

Ich grüße Sie herzlich.

Ihr Pfarrer Matthias Welsch

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November 2023

Er allein bereitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres.
Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.

Hiob 9,8-9

Das Jahr 2023 neigt sich langsam dem Ende zu. Die Tage werden kürzer, die Abende merklich kühler. Das Schöne daran: Bei klarem Himmel kann man bereits gegen 20 Uhr in den Sternenhimmel blicken und staunen. Viel früher
als im Sommer sieht man bestenfalls so viele Sterne, dass man sie unmöglich zählen kann. Ich stelle mir vor, wie Hiob in den Sternenhimmel schaut. So wie ich es auch an manchen Abenden tue. Unermessliche Weiten, Dunkelheit, in die ich mich verlieren könnte. Und dann sind da Lichtpunkte. Sie bilden Muster, die ich nicht verstehe und denn noch als tröstlich empfinde. Ist es Gott, der sie in den Himmel schreibt?
Das Monatsspruch - Hiob erzählt uns von der Macht Gottes. Sie ist unermesslich. Er hat Himmel und Erde geschaffen, das kleinste Getier und die gewaltigsten Sterne. Gott allein hat das getan; ohne Mitwirkung eines Menschen. Man muss wissen, dass Hiob zu diesem Zeitpunkt kaum einen Grund hatte, in ein solches Loblied einzustimmen. Schließlich hatte er kurz zuvor alles verloren: seine Kinder, seinen Besitz, sogar seine Gesundheit. Aber Hiob lässt sich nicht davon abbringen, an Gott zu glauben. Gleichzeitig hadert er immer wieder und fordert Gott heraus. Damit wird Hiob zum Zeuge dafür, dass im Gespräch mit Gott beides geht: Neben Bewunderung, Lob und Dankbarkeit haben auch Klage und Leid ihren Platz. Er wirft Gott, wie es Martin Luther gesagt hat: „den ganzen Sack vor die Füße.“ All seine Fragen, seine Bewunderung, Sorgen und Ängste schüttet er vor Gott aus. Hiob hilft es, in seiner Beziehung zu Gott, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Er zeigt eine andere Seite Gottes: den Schöpfer. Und was Hiob nun sieht, das bringt ihn zum dichten, von einem schöpferischen Gott, der einlädt, mit den eigenen Augen und Gedanken den Himmel entlangzufahren.
Ich wünsche Ihnen in diesem Herbst zahlreiche Sternmomente, die ein oder andere Sternschnuppe, die vor Ihren Augen über den Himmel huscht und Sie an Gott und seine wunderbare Schöpfung erinnert, und das Vertrauen darauf, dass bei Gott alles, was Sie bewegt, gut aufgehoben ist.

Herzliche Grüße

Ihr Diakon Olaf Eggert
Lafim-Diakonie, Dienste zur Teilhabe

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Oktober 2023

Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.

Jakobus 1,22

Dieser Vers trägt eine zeitlose Weisheit in sich, die sich auch auf drängende globale Herausforderungen wie die Klimakrise anwenden lässt.

In einer Welt, die von Nachrichten über schwindende Ressourcen, steigende Tempera­turen und zerstörerische Umweltauswirkungen geprägt ist, müssen wir uns fragen: Sind wir Täter des Wortes oder lediglich Hörer? Sind wir bereit, unser Verhalten zu ändern, um aktiv zur Lösung der ökologischen Probleme beizutragen? Hierzu möchte ich Ihnen den „ökologischen Handabdruck“ vorstellen.

Der ökologische Handabdruck ist ein Konzept für nachhaltiges Handeln. Anders als der CO2-Fußabdruck, der Klimasünden von Organisationen oder Einzelpersonen auflistet, misst der Handabdruck den Einfluss Ihres nachhaltigen Handelns, und wie dieser sich auf andere Menschen auswirkt. Ein einfaches Beispiel: Eine Biomülltonne, die Sie für Ihre Hausgemeinschaft bestellen oder die Einladung an die Kollegen*innen gemeinsam auf die nächste Klimademo zu gehen. Ziel ist es, Strukturen und Regeln zu hinterfragen und zu ändern.

Spielerisch verdeutlicht dies der Handabdrucktest von „Brot für die Welt“. Probieren Sie es gerne mal aus, auch wenn der Test eher für Schüler gemacht wurde:
https://www.brot-fuer-die-welt.de/gemeinden/handabdruck/

Die Lafim-Diakonie arbeitet ebenfalls an ihrem „ökologischen Handabdruck“ und berich­tet mittlerweile regelmäßig bei anderen Trägern, Hochschulen und Konferenzen über ihre Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit. Wir hoffen im Zuge dessen auf Nachahmerinnen, Verbesserungsvorschläge und auch auf Kooperationsmöglichkeiten. Denn gemeinsam fallen viele Dinge deutlich leichter. Ein ganz aktuelles Beispiel, wie man hoffentlich Auf­merksamkeit erregen kann, ist die Nominierung der Lafim-Diakonie für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Soziale Dienste. Der wichtigste Schritt hier war sich zu überwinden und trotz der vielen offenen Baustellen, die wir haben, sich für den Preis zu bewerben.

Abschließend möchte ich noch sagen, die Klimakrise ist kein abstraktes Konzept mehr; sie ist eine reale Bedrohung für unseren Planeten und die kommenden Generationen. In diesem Kontext ermahnt uns der Vers dazu, nicht nur darüber zu reden, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schützen, sondern auch wirklich aktiv zu handeln. Handeln führt zu mehr Arbeit, schafft manchmal Unsicherheiten und ist auch anstrengend, aber den richtigen Weg zu gehen und nicht immer den leichten, bringt uns letztendlich ans Ziel, an einer lebenswerten und gerechten Zukunft mitzubauen.

 

Herzliche Grüße
Ihr Christian Schehle
Stabsstellenleiter Klimaschutz und Nachhaltigkeit

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September 2023

Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?

Mt. 16,15

Eine Meinungsumfrage wird da gestartet. Jesus hatte die Jünger vorher gefragt, was denn die Leute über ihn sagen würden und was diese denken würden, wer er sei, und da gab es die unterschiedlichsten Antworten.
Was würden wohl heute die Menschen sagen, wer Jesus ist? Die rheinische Kirche hat verschiedene Menschen dazu befragt, wer denn Jesus für sie sei und die Antworten klingen z.B. so: „Jesus Christus ist für mich derjenige, der meinem Leben Halt gibt. Er ist mein Hoffnungsgeber.“ (Dr. Jochen Wagner) oder so „„Jesus Christus ist für mich Verkörperung von Gottes Liebe, er ist mir Trost und Halt im Leben und im Sterben.“ (Vizepräses Christoph Pistorius)[1]. Jugendliche, die befragt wurden sahen Jesus positiv und nannten ihn „liebevoll“ und sagten über ihn: „Jesus bietet den Menschen Hoffnung“ und „Jesus sind die Menschen wichtig“[2].
Der Monatsspruch stellt die Frage offen und so wird sie ganz aktuell an uns selbst ge­richtet. Wer sagen wir, dass Jesus Christus sei? Auch wenn im Matthäusevangelium dann das Gespräch weiter geht und Petrus mit einem persönlichen Bekenntnis antwortet, so regt der Monatsspruch uns an, mal selbst nachzudenken, was wir antworten und zu zu hören, was andere Menschen antworten.
Vielleicht machen Sie auch mal selbst eine kleine Meinungsumfrage in der Familie, unter Bekannten, bei Kolleg:innen am Arbeitsplatz, bei Mitbewohner:innen.
So kommen Sie ins Gespräch über das, was Jesus uns heute bedeutet. Ich denke, dass unser Glaube im Gespräch wächst, so wie Jesus damals das Gespräch mit seinen Jüngern gesucht hat. So ein Gespräch ist eine Gelegenheit, um in Worte zu fassen, was unser Herz bewegt und den eigenen Glauben zu entdecken und zu formulieren. Es ist eine Gelegen­heit, das eigene Bekenntnis auszuprobieren und darüber ins Gespräch zu kommen. Manchmal glauben wir ja, so ein Glaubensbekenntnis müsse ein für alle Male und immer gültig sein. Aber vielleicht ist es ganz anders, unser Glaube ist an die Situation und ans Gespräch gebunden und er darf sich verändern. Also darf man Bekenntnisse auch auspro­bieren, nachspüren wie sich das anfühlt, wenn man es ausspricht und es darf sich in der Resonanz des Gesprächs verändern, neu formulieren, anregen lassen und weiter entwickeln.
Die Frage Jesu ist also eine Anregung zum Gespräch, damit sich der Glaube entwickeln kann, brauchte es das. Vielleicht finden wir Gelegenheiten, im September mit Menschen ins Gespräch zu kommen, über Jesus, über unseren Glauben, über das, was uns im tiefsten Inneren bewegt, über das, was Sinn macht in unserem Leben und was uns verzweifeln lässt, über uns selbst und die Beziehungen zu anderen usw. – und ich glaube immer schwingt die Frage mit, wer Gott, wer Jesus Christus für uns ist und wie wir die Welt aus dieser Perspektive deuten können.

Ich grüße Sie herzlich.
Ihr Pfarrer Matthias Welsch

[1] Umfrage: "Jesus Christus ist die Liebe meines Lebens" - presse.ekir.de

[2] Umfrage: Jugendliche haben positives Bild von Jesus | Jesus.de

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August 2023

Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

Psalm 63,8

Schon wieder den Schirm vergessen. Hätte ich doch nun echt dran denken können. Zumal der Blick aus dem Fenster schon heute früh in einen grauen Himmel sah. Vier Stockwerke weiter unten und kaum aus der Tür raus fallen mir sogleich dicke Wassertropfen auf den Kopf. Noch einmal all die Treppen hoch? Ach, ich vertraue heute mal darauf, dass ich schon rechtzeitig Unterschlupf finden werde. Bis zur Haltestelle werde ich es schon schaffen. Und dann schaue ich weiter.
„Ich bin ja nicht aus Zucker!“ Naja, manchmal sind wir schon aus Zucker, z.B. wenn wir Sorgen haben. Dann haben wir mitunter das Gefühl, dass wir wie ein Stück Zucker von den „Alltagsfluten“ aufgelöst werden. Wichtig ist es dann, dass unsere Quelle der Hoffnung nicht versiegt.
Psalm 63 nimmt uns in solch eine Geschichte um Bedrohung und Bewahrung mit hinein. König David, der ihn betet, ist vor seinem Sohn Abschalom in die judäische Wüste geflohen. Dieser will seinen Vater David vom Thron stürzen.
Es geht also um Leben und Tod. Und in dieser unwirtlichen Wüste macht der Betende die Erfahrung der Rettung und Hilfe durch Gott. Er findet Schutz unter dem Schatten der Flügel Gottes und kann innehalten. Er kann in Ruhe überlegen, wie er dieser brenzligen Situation entgehen kann. Dann bricht sich dankbare Zuversicht die Bahn: „Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich.“ (Ps 63,9). Frohlockender Lobgesang wird sogar daraus: „Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann.“ (Ps 63,6). Unter dem Schatten dieser Flügel sind wir sicher. Wenn sich Angst breitmacht, finden wir Schutz bei Gott. Gott ist uns ein Zufluchtsort und verlässliche „Glaubenshöhle“. Hier hat alles Platz – „unter dem Schatten deiner Flügel.“
Klatschnass bin ich geworden. Natürlich! Als ich die Stufen zum Büro hoch­tropfe, vermisse ich den „irdischen Schirm“ dann schon. Aber ich weiß mich geborgen unter dem „himmlischen Schirm“, den Gott in allen Wetterlagen
des Lebens über uns ausbreitet.

Ich wünsche Ihnen ein sommerlich frohlockendes Herz mit und unter dem Schatten seiner Flügel!

Aus den Zentralen Diensten in Potsdam grüßt Sie herzlich

Sabine Papies
(Stabsstelle Unternehmensentwicklung und Diakonische Kultur)

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Juli 2023

„Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.“

Matthäus 5, 44-45

Das kann dieser Jesus doch nicht ernst meinen, das ist irgendwie unverschämt! Wenn wir das mal wörtlich nehmen, dann fällt uns vielleicht zuerst jener Nachbar ein, dessen Hund Tag und Nacht kläfft. Oder ..., na Sie wissen schon, wen ich meine. Die, den Lieben? Für die beten? Gehts noch? Und wenn wir mal etwas weiterdenken, obwohl uns da aus Nachbarschaft, Arbeitszusammenhang oder gar Familie einige Leute einfallen. Der Gipfel hieße: Putin lieben! Ich liebe doch keinen Kriegsverbrecher.
So, was machen wir jetzt mit diesem Monatsspruch aus dem Matthäusevangelium? Ich befürchte, Jesus meint das ernst. Und das ist in der Tat das „Unverschämte“ an unserem Glauben. Vielleicht, wenn der Nachbar oder die anderen oder gar der Putin als Kind oder als Erwachsener etwas mehr Liebe abgekriegt hätten, vielleicht wären die dann anders. Vielleicht ist dieses Verhalten, was uns stört oder gar entsetzt, ein Zeichen von Liebesmangel. Und jetzt sollen wir, ausgerechnet wir, diesen Mangel ausgleichen. Toll, wirklich. Da fällt uns ein: werden wir denn überhaupt genug geliebt? Betet für uns mal jemand? Dabei sind wir doch gar nicht so wie der Nachbar, oder die anderen, oder der Putin!
Fakt ist, durch Streit, Auseinandersetzungen oder gar Krieg im Großen oder Kleinen, hat sich noch nie etwas zum Positiven verändert. Noch nie war danach etwas besser als vorher. Immer nur Frust, Ärger, Hass, Verachtung, Blut und Tränen. Dagegen steht das Programm von Jesus: Eben nicht Zahn um Zahn und Auge um Auge, wie es die Menschen in ihrer Vergeltungsmeinung immer getan haben. Wir sollen den Teufelskreis durchbrechen. Und das sollen wir nicht mit den Waffen der Teufel machen, sondern eben anders. Wie? Lieben! So richtig leicht gefällt uns die Einsicht nicht. Ja, wer auf „Teufel komm raus“ in der alten Weise Vergeltung übt, der muss sich nicht wundern, wenn der wirklich rauskommt. Und wenn der Teufel los ist, dann versagen alles Menschliche und Vernünftige. Es ist nur leider traurig, dass da die Macht eine große Rolle spielt. Was kann ich gegen einen Stinkstiefel als Vorgesetzte:n machen. Was kann man gegen Kriegsverbrecher machen, die Atom­bomben haben und diese teuflisch kalt mit in die Diskussion werfen? Es ist ja so, manche Menschen kann man nicht verändern, die kann man nur liebhaben - und dann mit der Hoffnung leben, dass unsere Liebe etwas bei ihnen bewirkt.
Warum immer wir? Warum sollen immer wir anders sein? Das sagt Jesus dazu: damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet! Wir gehören zu der Familie Gottes. Wir sind die Familie, die anders sein will und soll. Wenn nicht wir den Teufelskreis des Bösen ansägen, wer denn dann? Wenn nicht wir schon mal gegenseitig, untereinander versuchen, anders zu sein, wer denn dann? Das Schwere ist nur: wir dürfen keine Gegenliebe erwarten. Von heut auf morgen geht da nichts. Es wäre schon gut, wenn die Teufelskreise der Welt ausradiert werden könnten. Dann würden der Nachbar, oder die Mitarbeiterin, oder vielleicht sogar Putin merken: Das ist ja viel besser! Das ist ja himmlisch! Na ja, das meint Jesus aber auch.

Herzliche Grüße
Matthias Fiedler

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Juni 2023

„Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.“

Genesis 27,28

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Der Sommer ist eine wunderbare Jahreszeit, um Gott dankbar zu sein. Es geht uns so gut! Wir haben reichhaltig zu essen, eine wunderschöne Natur mit Getreidefeldern und Morgentau. Und wir dürfen mit lieben Menschen feiern.
Das ist alles andere als selbstverständlich und unser Blick soll und muss auch aus dem hellen Licht auf die Schattenseiten des Lebens gerichtet bleiben, wenn wir nicht blind werden wollen vom Schein des reichen Segens in Natur und Regalen. Oft ist es nur ein sehr schmaler Grad, der Reichtum und Armut, Glück und Leid, Freude und Schmerz voneinander trennen.
Das gehört auch zu dem biblischen Leitwort für den Monat Juni: die hochdramatische Geschichte hinter dem kleinen schönen Verslein. Jakob hat für diesen Segen seinen großen Bruder ausgetrickst, seinen alten Vater hinters Licht geführt
und bezahlt ihn mit jahrelanger einsamer und entbehrungsreicher Flucht. Träumend mit einem Stein als Kopfkissen ist er dem Himmel näher als der Erde. Zeitweise hat er nichts anderes als diesen Traum mehr im Gepäck.
Und das mag uns in manchen Tagen auch trösten, wenn wir das Gefühl haben, dass wir gar nichts spüren vom Segen auf unserem Leben, auf unserer Arbeit und unseren Wegen. Gott segnet nachhaltig und nicht immer sofort sichtbar. Er segnet auch nicht ohne uns zu beanspruchen einfach so mit einem Füllhorn oder einer Gießkanne. Gottes Segen fordert uns heraus und verlangt uns auch manche Durststrecke ab. Aber er ist nachhaltig wirksamer als alle Sommertage und reichen Ernten. Darauf können wir fest vertrauen. Jakobs Geschichte zeigt es.
Ein klarer Blick auf die wunderbare Natur des Sommers, ein frohes Herz bei guter Ernte und schönen Festen gehören zum Segen genauso wie der Traum von der gerechten Welt für alle Menschen und die Einsatzbereitschaft, dass wir den Morgentau und die Getreideernten vor dem Klimawandel bewahren wollen. Segen ist nicht nur eine reiche Gabe, sondern auch der wegweisende Auftrag, den Gott uns in seinem Dienst schenkt! Worauf Gottes Segen ruht, das trägt immer nachhaltig reiche Früchte. Lasst uns die Freude darüber auch miteinander teilen, wenn wir Gottes schöne Gaben genießen!

Es grüßt Sie
Pfarrerin Dr. Dorothea Sitzler-Osing

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Mai 2023

Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.

Sprüche 3,27

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dem Bedürftigen Gutes zu tun, ist unsere Profession. Diakonie ist Dienst am Nächsten, tätige Nächstenliebe – auch da, wo es im Berufsalltag ganz nüchtern zugeht. Leicht geraten wir da in eine innere Überforderung: Dieses nicht geschafft, jenem nicht gerecht geworden! Es gibt immer mehr zu tun als der Tag Stunden und der Mensch Kraft hat.
Da kann uns das Bibelwort aus Sprüche 3,27 beruhigen: Ja, dem Bedürftigen dürfen wir uns um Gottes Willen nicht verweigern. Aber: nur soweit unsere Hand es vermag. Wir müssen uns nicht selbst überfordern.
Damit spiegelt der Vers das oberste Gebot unseres Glaubens: Liebe Gott von ganzem Herzen – und Deinen nächsten wie Dich selbst! Auch hier sagt uns die Heilige Schrift, dass die Nächstenliebe in der Selbstliebe eine Grenze findet. Auch das schützt vor (Selbst-)Überforderung. Ich soll andere lieben und anderen dienen, aber nicht mehr als mich selbst und nicht mehr als meine Hand es vermag.
Niemand von uns braucht also ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir nicht alles schaffen, nicht jedem gerecht werden. Wir tun, was wir können, soweit unsere Kräfte reichen – aber nicht mehr. Wir brauchen unsere Substanz nicht auf. Wir dürfen, wir müssen Ruhephasen einhalten, Kraft tanken, uns selbst Gutes tun. Gott ist eine Quelle unendlicher Kraft, aber was wir selbst anderen geben können, ist endlich und darf es sein. Das macht die Leistung nicht kleiner, die Liebe nicht geringer. Im Gegenteil: Es gibt ihr das Maß des Menschlichen. Denn Mensch sein dürfen wir, wie Gott sein wollen brauchen wir nicht.
So lässt sich fröhlicher arbeiten, gelöster dienen. Wir tun, was wir können, den Rest legen wir in Gottes Hand. Wenn jede und jeder so handelt, gelingt das Zusammenspiel von Geben und Nehmen, kommt keiner zu kurz.

 

Herzliche Grüße
Ihr Patrick R Schnabel

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April 2023

Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei.

Römer 14,9

Existentielle Gegensätze werden in der ersten Woche des Monats April angespro­chen. Nicht nur mit dem Monatswort aus dem Römerbrief, sondern auch durch den Fortgang des Kirchenjahres. Die Karwoche erinnert an den Kreuzestod Jesu, den Grundskandal unseres christlichen Glaubens. Nicht selten wurden Christen in der Geschichte deshalb verspottet. Wie kann einer Gott sein, der sich kreuzigen lässt? Und wenn er es absichtlich tat, ist er wohl ein Esel – solche Zeichnungen gab es schon auf altrömischen Schulbänken. Der Skandal des Glaubens und die Realität des Todes beschäftigen uns also in den Gottesdiensten der Karwoche und die Ge­schichten der Evangelien über diese Woche veranschaulichen das Geschehen. Selbst im Fernsehen laufen dann spätestens am Karfreitag Verfilmungen des Kreuzigungs­geschehens. Wir setzen uns dabei auch exemplarisch mit dem schrecklichen Kontinuum der Menschheitsgeschichte auseinander, nämlich der Grausamkeit und Gewalt von Mensch gegen Mensch, die bis zum Tod reicht. Sie ist uns alltäg­lich bewusst und unsere ohnmächtige Hilflosigkeit angesichts der Bilder vom tobenden Krieg in der Ukraine betrifft uns in diesem Jahr besonders. Es scheint unmöglich den Krieg und die Gewalt auszurotten, trotz aller Werte, trotz aller Aufklärung, trotz aller Zivilisation.
Der April bringt im Verlauf des Kirchenjahres aber auch den Wandel, die Kehrtwende. So traurig und betroffen uns der Tod am Kreuz am Karfreitag macht, wir wissen schon – auch ohne Spoiler – dass das nicht das letzte Wort Gottes bleibt. Er ist lebendig ge­worden und er wird an Ostern der Herr über Lebende und Tote, sagt das Monatswort.
Das ist der große Trost angesichts unserer Hilflosigkeit der todbringenden Gewalt gegenüber: die Toten bleiben im Herrschaftsbereich Gottes, das letzte Gericht ist kein menschliches, sondern ein göttliches. Es ist das Gericht des lebendigen Gottes, der uns den tieferen Sinn und Zweck des Lebens geschenkt hat. Dieser bleibt uns im Leben oft verborgen, am Ende wird er sichtbar werden, weil wir in seiner Herrschaft bleiben. Da stehen wir alleine vor Gott, nicht in Abgrenzung, Vergleich oder Konkurrenz zu unseren Mitmenschen. Er befasst sich nur mit uns und unserem Leben und er wird lebendig machen. Das feiern wir an Ostern, auch wenn es uns ein Geheimnis bleibt. Es darf uns mit Freude füllen, die sich auf Gott richtet im Singen der vielen Hallelujas der Osterlieder und diese Freude darf dann auch uns und unser Leben erfüllen und uns zuversichtlich machen, trotz allem. Erstmal kommt es eben darauf an, selbst aller Gewalt zu widerstehen. Das gelingt mit der Kraft der Osterfreude. Halleluja.

Ich grüße Sie herzlich zum Osterfest 2023
Ihr Pfarrer Matthias Welsch

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März 2023

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?

Römer 8, 35

Nichts? Nichts! behauptet Paulus. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes. Nichts? Wirklich gar nichts? Ich kann das manchmal kaum glauben.
Unter Menschen gibt es so viele Scheidungsgründe. Wie viele Menschen habe ich im Laufe meines Lebens aus den Augen verloren. Ein Freud ist weggezogen, am Anfang haben wir einander noch ab und zu besucht. Doch irgendwann merkten wir: Nicht nur die Kilometer sind es, die uns voneinander trennen, auch innerlich haben wir uns voneinander entfernt.
Wie viele Paare kenne ich, die sich voneinander getrennt haben. Am Anfang war alles perfekt. Hochzeit wurde gefeiert, ein großes Fest. Glücklich schauten die beiden sich in die Augen. Dann schlich sich mehr und mehr der Alltag ein und mit ihm der Streit. Und später die Stille. Jede:r ging die eigenen Wege. Sie entschieden sie: Miteinander funktioniert es nicht mehr. Wir lassen uns scheiden.
Es gibt Eltern und Kinder, die einander nicht mehr verstehen. Ein Vater pocht auf seine Macht, auch als der Sohn längst erwachsen ist. Eine Mutter mischt sich immer wieder in die Angelegenheiten der Tochter ein. Und die Kinder wissen sich nicht anders zu helfen, sie brechen den Kontakt ab. Ja, unter uns Menschen gibt es viele Scheidungsgründe:
Wir haben unterschiedliche Ansichten und verschiedene Lebensentwürfe. Wir machen Fehler, die andere Menschen verletzen, werden schuldig aneinander oder einander gleichgültig. Wir werden älter und müder, manchmal resignieren wir. Und den letzten, großen Scheidungsgrund haben nicht wir in der Hand: Den Tod, der uns voneinander trennt.
Manchmal macht mir das Angst. Kann das, was mich scheiden könnte von der Liebe anderer Menschen, mich auch von der Liebe Gottes trennen? Nein! behauptet Paulus. Und er fügt hinzu: »Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Römer, 8, 38).

Gottes Liebe bleibt. Sie überdauert jeden Scheidungsgrund. Sie findet mich auf, wenn menschliche Wege auseinandergehen. Sie nimmt mir von den Schultern, was mich von Gott trennen könnte. Sie hält mich, wenn ich verlassen bin. Diese Liebe trägt mich, nicht nur durchs Leben, sondern sogar durch den Tod.

 

Herzliche Grüße
Ihr Diakon Olaf Eggert, Fliedners Lafim-Diakonie

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Februar 2023

Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen.

Genesis 21,6

Das war ein ganz besonderes Lächeln, an das sich Sara erinnerte. Es war nach der Geburt ihres Sohnes Isaak. So lange hatte sie darauf gewartet und nicht damit gerechnet, dass sich die Verheißung noch erfüllen würde vor ihrem Tod. Die Mosegeschichte lässt keinen Zweifel, auch für damalige Verhältnisse war das ganz und gar unmöglich: eine 90-Jährige bekommt keine Kinder mehr. Deshalb hatte Sara leise in sich hineingelacht, als die drei Engel dies ihrem Mann gegenüber für möglich hielten. Nein, sie wusste, nach menschlichem Ermessen konnte das nicht sein. Sie hatte sich damit abgefunden. Sie war Gott nicht Gram und es tat auch ihrem Glauben keinen Abbruch.
Und jetzt war ihr doch ein Sohn geschenkt, gegen alle biologische Möglichkeit, und Sara erinnert sich an ihr lachen, das sie im Nachhinein als ein von Gott geschenktes Lachen deutet, sowie das Kind, das sie in den Armen hält. Etwas Besonderes war geschehen, ein göttliches Kind also und aus dem einstigen eher verbitterten Lächeln wird nun ein freudiges Lachen über das Unmögliche.
Die Geburt von göttlichen Kindern macht Gottes besonders Handeln an uns Menschen sichtbar, das ist so bei Isaak und wir erinnern uns auch an die biologische Unmöglichkeit, die der Maria widerfahren ist: Jungfrauengeburt ist biologisch nicht möglich. Sara und Maria begegnen sich also. Die ungläubige Verwunderung der einen ist das Lachen der anderen. Über so eine verrückte Ankündigung wie Sara sie hörte, können wir Menschen nur lachen. Es ist in unserer Realität einfach nicht zu erwarten, dass das passiert.
Gottes Verheißung ist eben nicht zu verrechnen mit unserer Realität, sie geschieht auch gegen unsere Wirklichkeit. Ihr Eintreten ist nicht erwartbar, sondern der Einbruch einer anderen Realität. So ist ein kritisches Lachen nicht verwunderlich, aber es verwandelt sich nach dem Eintreten in ein Lachen voller Freude und Staunen darüber, das Gott unser Leben begleitet. Darüber dürfen wir uns mit Sara freuen und dann auch gelegentlich mal glaubend lachen, vorher und nachher.

Ihr Pfarrer Matthias Welsch

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Januar 2023

Jahreslosung: Du bist ein Gott, der mich sieht.

1. Mose 16,13

„Sehen und gesehen werden.“ Mit dieser Redewendung wird gerne die Bedeutung des gesellschaftlichen Lebens bezeichnet. Da geht es darum, dass man andere bedeutungsvolle Menschen trifft, mit ihnen netzwerkt und dass man selbst als Teil der Gesellschaft wahrgenommen und gesehen wird. Solches „sehen und gesehen werden“ findet mittlerweile auch in den sozialen Medien statt, wo viele Menschen sich unglaublich anstrengen, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Das führt nicht immer dazu, dass sie wirklich gesehen werden und dass sie auch so respektiert werden wie sie sind.
Die Jahreslosung spricht von einem anderen gesehen werden. Sie spricht von einem Gott, der die sieht, die in unserer Gesellschaft keiner sehen will. Gott sieht die, die nicht dazu gehören; die nicht mitspielen können im großen Spiel der Gesellschaft. Er sieht die, die sich aus Scham oder körperlicher Schwäche in ihren vier Wänden verkriechen. Er sieht die, denen das Geld gerade so zum Leben reicht oder die darum betteln müssen. Er sieht die, die wegen einer Krankheit nicht teilhaben können. Er sieht die, die nicht aufgenommen werden in der Gesellschaft, weil sie von woanders herkommen.
Man müsste vielleicht sagen: ER sieht gerade die.
Diejenige, die dieses Bekenntnis zu Gott im ersten Buch der Bibel ausspricht, weiß, von was sie redet. Es ist Hagar, die Magd von Abraham, die dieser geschwängert hatte, weil seine Frau Sarah kein Kind bekommen konnte und die daraufhin ge­flohen ist. Du bist ein Gott, der mich sieht, selbst in dieser Situation. Sie bekommt Mut weiterzumachen, weil sie sich von Gott angesehen fühlt.
Diakonie bedeutet, dass wir uns von Gottes Blick leiten lassen und neu aufein­ander sehen lernen, damit auch wir gerade diese Menschen sehen und in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen, dass wir sie sehen, dass wir sie respektieren, dass wir ihnen zu Ansehen verhelfen. Sie sind von Gott geliebte Menschen, so wie wir selbst. Und deshalb ist dieses Sehen Gottes ein Sehen mit dem Herzen, etwa so wie es Antoine de St. Exupery den kleinen Prinzen sagen lässt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“
Gott hilft uns mit seinem Blick zu sehen und den Menschen zu Ansehen zu verhelfen, die es alle verdient haben.
Jedem von uns wünsche ich für das kommende Jahr, dass Sie sich von Gott angesehen fühlen können, so gesehen und respektiert, wie sie sind.

Ein segensvolles gutes neues Jahr und viele freundliche Blicke wünsche ich Ihnen.

 

Ihr Pfarrer Matthias Welsch
Vorstand Personal und Diakonie

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Dezember 2022

Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.

Jesaja 11,6

Ja, ja – das Paradies. So eine Kindergeschichte. Die harte Realität sieht doch ganz anders aus! So ein Kokolores – ein Wolf findet nicht Schutz bei einem Lamm, sondern ein Wolf frisst ein Lamm! Daran kann der „liebe Gott“ auch nichts ändern – wenn es ihn denn überhaupt gibt. Ich jedenfalls merke nichts davon, wenn ich mir ansehe, was für ein schwieriges Jahr das wieder war: Erst Coronakrise, dadurch immer weiter ansteigende Arbeitsbelastung, dann Krieg und Energiekrise, und wer weiß, was noch kommt. Und von privaten Krisen spreche ich noch gar nicht.
So könnte man denken, wenn man liest, was der Prophet Jesaja vom Paradies schreibt.
Aber sollten wir in unserer modernen Gesellschaft, sollten wir bei der Lafim-Diakonie das Paradies wirklich so schnell abschreiben? Wenn nein, wo und wie könnte es existieren?
Der berühmte Theologe Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Einen Gott, den ‚es gibt‘, gibt es nicht.“ Damit meinte Bonhoeffer, dass sich Gott nicht außerhalb unserer selbst zeigt, sondern nur Realität gewinnt durch unsere persönliche Beziehung zu ihm. Wenn wir also Gott in unser Leben lassen.
Was geschieht dann mit uns? Wir gewinnen eine Perspektive auf Gott hin. Wir sind nicht in seinem Reich, aber wir blicken auf sein Reich. Und dort wird es anders sein als hier, wo wir mit so unendlich vielen Belastungen und Fragen konfrontiert sind. Im Reich Gottes findet der Wolf wirklich Schutz beim Lamm!
Wenn wir den Blick auf das Reich Gottes richten, dann sehen wir auch anders auf die Nöte, die uns umgeben. Die Nöte sind dann nicht weg, das Leid, das wir um uns herum und in uns selbst erfahren, ist ja real. Aber sie sind eben nicht alles, sie sind nicht der Inhalt unseres Lebens. Durch die lebendige Beziehung zu Gott verlieren sie etwas von ihrer Schwere. Hoffnung und Zuversicht gewinnen Raum.
Gebe Gott, dass wir seine Gegenwart immer wieder neu erfahren und fröhlich sein können in Hoffnung auf ein Friedensreich, das nicht von dieser Welt ist. Dann existiert das Paradies nämlich in uns selbst.

Gottes Segen zum Jahresausklang wünscht Ihnen

Ihr Dirk Palm
Mitglied des Kuratoriums

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November 2022

Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis, aus sauer süß und süß aus sauer machen!

Jesaja 5,20

„Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“ Diese Worte von Antoine de Saint-Exupéry, dem bekannten Schöpfer des „Kleinen Prinzen“ sind gut nachvollziehbar, wenn man einen Moment drüber nachdenkt. Aber gelingt uns das immer, einen klaren Blick zu haben und dafür auch mal einen bewussten Perspektivwechsel zuzulassen?

Ich kann in diesem Fall nur für mich sprechen, aber ich bin mir sicher, dass es oft gar nicht so einfach ist, Gut und Böse oder Wahrheit und Lüge zu erkennen. Die Welt ist auch nie ganz Schwarz oder Weiß. Wir treffen im privaten oder beruflichen Umfeld auf Menschen, die uns ihre Sichtweise nahebringen. Vermeintlich Gutes wird uns erzählt, aber wenn man hinter die Kulissen schaut, dann sieht es manchmal anders aus. Das Streben nach maximalem Profit mit Ressourcenkahlschlag wird uns oft als existenznotwendig erklärt. Gleichzeitig birgt es aber auch Gutes. Streben nach Profit sorgte in der Menschheitsgeschichte auch für positive Entwicklungen und bessere Lebensbedingungen.

Wie kann man dies auseinanderhalten? Wir hören viele Wahrheiten und auch Unwahrheiten, die wir kaum unterscheiden können. Aber wir sind aufgefordert, genau hinzuschauen und auch zu hinterfragen. Der Blick ist entscheidend, wie wir auf die Dinge schauen, bevor wir etwas zu voreilig beurteilen.
Im Vers 21 heißt es:

Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und klug vor sich selbst! Jesaja 5,20

Wir sollen uns nicht zu wichtig nehmen. Unsere Klugheit und manche Überlegenheit wollen wir nicht ausspielen, sondern die Stärken des anderen wahrnehmen und uns in den anderen hineinversetzen. Lasst uns miteinander überlegen, wie Unrecht und Böses verhindert werden können.

Von Gott erhielten wir die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden. Es ist nun an uns, diese Gabe immer wieder aufs Neue einzusetzen. Die Worte von Jesaja und Antoine de Saint-Exupéry mögen uns stets und gerade in diesen besonderen Zeiten daran erinnern.

Mit herzlichen Herbstgrüßen

 

Michael Köhler

Leiter Finanzen

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Oktober 2022

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Werke, du König der Völker.

Offenbarung 15,3

Ich habe in der letzten Septemberwoche an jedem Tag eine Klimaschutz- oder Nachhaltigkeitsveranstaltung besuchen dürfen.

Am Montag war ich bei der Konferenz des Rats für Nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung berät. Der UN-Generalsekretär berichtet von den großen Herausforderungen und fehlender Klimagerechtigkeit, aber auch der nötigen Stärkung von Frauenrechten. Man solle sich zudem nicht in geopolitische Blöcke einteilen, war das Kredo. Nicht leicht in diesen von Krieg geprägten Zeiten.

Am Dienstag war ich als Referent bei der Allianz Entwicklung und Klima geladen, um von unseren Klimaschutzmaßnahmen in der Lafim-Diakonie zu berichten. Aldi Süd, Danone und die Deutsche Bahn waren hier die großen Player. Unabhängig von der Branche verpflichten sich alle zu Klimaschutz und Klimaneutralität und kompensieren bereits Ihre Emission.

Am Mittwoch waren wir vom Ministerium für Wirtschaftliche Zusammen­arbeit geladen, um zum Thema der nachhaltigen Textilbeschaffung zu be­richten. Der Blick geht hier auf die Lieferkette, um dort Menschenrechte zu stärken, Kinderarbeit auszuschließen und die Natur in den Produktionsländern zu schützen. Neben uns war die Polizei Berlin, die Charité und etliche Sozial­unternehmen beteiligt, welche auf nachhaltige Textilien umgestellt haben.

Am Donnerstag war das Symposium Klimaschutz in Caritas und Diakonie. Die Refinanzierung unserer Gebäude war hier ein wichtiges Thema. Bemerkenswert ist der Erfolg in Nordrheinwestfalen. Dort ist es durch Diakonische Lobbyarbeit gelungen im Koalitionsvertrag ein entsprechende Absichtserklärung zur Refinanzierung zu ergänzen.

Gerade sitze in Berlin als Gastgeber und empfange die Gäste des Netzwerks Kirchliches Umweltmanagement in Berlin, welches im kommenden Jahr bereits sein 20-jähriges Bestehen feiert.

All das macht mir Hoffnung für Gottes Schöpfung.

 

Ihr

Christian Schehle
Stabsstelle Klimaschutz und Nachhaltigkeit

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September 2022

Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Mt 25,40

Jeden Tag stehen Menschen in unseren Einrichtungen am Bett, helfen ihnen beim Aufstehen, Anziehen, reichen Essen und sprechen freundliche Worte. Jeden Tag werden Menschen von der Wohnstätte in die Werkstatt gefahren, zum Arzt begleitet oder in die Tagespflege gebracht. Jeden Tag gestalten Men­schen den Alltag mit anderen Menschen in Wohnstätten und Pflegeheimen. Jeden Tag fahren Menschen in Häuser und helfen in den Wohnungen. Jeden Tag kommen Kinder in unsere Einrichtungen und begleiten Mitarbeiter:innen Familien. Unsere Lafim-Diakonie lebt davon, dass Menschen für Menschen da sind, damit es alle Menschen gut haben, damit Menschen mit Einschränkungen so selbst bestimmt wie möglich leben können.

Wahrscheinlich würden mich die Menschen überrascht ansehen, wenn ich sie in diesem Zusammenhang fragen würde, ob sie Jesus schon einmal begegnet wären. Die einen würden mich fragen, was das denn für eine pietistische Frage ist, ob ich jetzt ihr Berufungserlebnis hören wolle, die anderen würden mit der Achsel zucken und im Stillen denken: jetzt habe ich dem Pfarrer und Vorstand leider zeigen müssen, dass ich nicht so ein überzeugter berufener Christ bin und die nächsten würden sich kritisch abwenden und sagen, dass sie daran ohnehin nicht glauben würden.

Das sind die gleichen Menschen, von denen ich oben gesprochen habe, die jeden Tag voller Aufopferung, manchmal mit Freude, manchmal mit großer Anstrengung, aber die meisten mit großem Engagement und von Herzen für andere Menschen in unseren diakonischen Einrichtungen da sind.

Heute sage ich allen Menschen mit dem Wochenspruch des Diakoniesonntags:
Sie begegnen IHM jeden Tag in den Menschen, die Sie in Ihrer diakonischen Arbeit begleiten.

Jesus verbindet sich in den Worten des Wochenspruchs aus dem Matthäus­Evangelium mit diesen „Geringsten“ wie sie im Evangelium genannt werden. Diese Menschen, die wir mit Liebe ansehen, denen wir Gutes tun, diese Menschen sind heute Christus, wer ihnen nahekommt, wer sein Leben und seine Arbeitszeit mit ihnen teilt, ihnen Trost spendet und selbstbestimmtes Leben ermöglicht, der ist sogar nach Auffassung des Matthäusevangeliums ein guter Christ – egal was er glaubt - denn diese Menschen erben das Reich Gottes.

Was für eine Verheißung, die der von Herzen getanen diakonischen Arbeit gilt.

 

Herzliche Grüße

Ihr Pfarrer Matthias Welsch
Lafim-Diakonie

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August 2022

Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem Herrn, denn er kommt,
um die Welt zu richten.

1. Chronik 16,33

Also, das mit dem Richten so vor Gericht und so, das ist ja nicht immer zum Jubeln. Auf hoher See und vor Gericht, so sagt man, ist man in Gottes Hand. Eine Sicher­heit gibt es da nicht. Also kann man eigentlich erst jubeln, wenn man ein möglichst positives Ergebnis in den Händen hält. Und das mit den positiven Dingen sieht im Augenblick nicht so positiv aus. Was schön wäre, wenn jemand, am besten Gott, selbst dazwischen ginge und manchen Verbrechern der Welt ein Urteil mit Konse­quenzen überbringe würde. Das wäre gut, da könnten wir jubeln. Aber sind wir da alle so sicher, dass wir die Guten sind, die die vor dem Gericht unseres Gottes als die Gerechten dastehen. Sicher, es gibt immer viele, die schlimmer sind als wir, aber so ganz ohne Schuld sind wir vielleicht auch nicht. In der Bibel ist oft von dem „Jüngsten Gericht“ die Rede. Man kann besser sagen: dem „Letzten Gericht“. Das ist dann wohl die Gerechtigkeit in Reinkultur. Keine Beziehungen, keine Bestechung, keine Entschuldigungen, die reine Wahrheit. Oh, Das klingt nur oberflächlich gut, das hört sich gefährlich an. Jedenfalls nicht nach Jubeln, eher nach Unsicherheit. Wenn Gott die Welt richtet, wie es hier im 1. Buch der Chronik des Alten Testamen­tes heißt, dann liegt alles offen. Ein Gericht mit offenen Karten. Was soll da zum Jubeln sein? Die Freude kommt erst auf, wenn wir in der Bibel weiterlesen und bei Jesus auf das wichtige Wort „Vergebung“ stoßen. Da kann man aufhorchen, das klingt so, als müsste man keine Angst haben. Das ist so. Seit wir durch die Taufe zur Familie Gottes gehören, haben wir plötzlich doch wieder Beziehungen, gibt es trotzdem Entschuldigungen. Ent-Schuldigung heißt, die Schuld wird entsorgt. Na prima, dann können wir ja machen, was wir wollen! Nö! So nicht! Paulus sagt das ungefähr so: „wenn ihr nun von Gott die Entschuldigung bekommen habt, dann müsst ihr euch auch so benehmen. Und zwar so, dass die anderen es sehen und Lust bekommen, es euch nachzumachen!“ Das klingt nun wieder nicht so einfach. Ja, aber schwer ist es auch nicht. Eher doch zum Jubeln. So sehr, dass sogar die Bäume im Wald jubeln. Ein tolles Bild. Die ganze Welt wird froh sein, wenn das geschieht. Dann sollte es bald geschehen. Aber das bestimmen wir - Gott sei Dank - nicht. Wir können uns trotzdem mit Freude vorbereiten.

Paul Gerhardt hat das in seinem Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ wunderbar beschrieben:
Mach in mir deinem Geiste Raum,
dass ich dir werd ein guter Baum,
und lass mich Wurzeln treiben.
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum
und Pflanze möge bleiben.

 

Mit herzlichen Sommergrüßen
Matthias Fiedler

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Juli 2022

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.

Psalm 42,3

Es war, es ist zu viel: Anforderungen, die mir über den Kopf wachsen.
Eindrücke, die ich nicht verarbeiten kann.
Fragen, die ohne Antwort bleiben. Einflüsse, die in mir versanden.

Und nun? Nichts geht mehr.
Ob die nahenden Urlaubstage mir helfen werden?

Die Zeit wird ein wüstes Land, in dem ich den Weg und mich selbst nicht mehr kenne.
Ich durchforste mein Inneres und finde nur Leere.
Aus dem Spiegel schaut mir ein fremdes Gesicht entgegen.

Die Seele dürstet. Dürstet sie nach Gott?
Wie gut täte es, einmal loslassen zu dürfen. Eingeladen zu sein.
Da wäre ein Tisch, den ich nicht selbst decken muss.
Einer reicht mir das Brot und schenkt mir ein.
Einer liest mir die Sorgen von der Seele und spricht mir Mut zu.
Ich muss meine Kräfte nicht länger aus mir selbst schöpfen.

Ich sitze nur da und ruhe mich aus.
Es dauert lang, bis die Antreiber in mir schweigen.
Ich schaue aus dem Fenster.
Nach und nach glätten sich die Wirbel und Wogen.
Ich spüre, wie in mir eine Stille wächst.

Wie gut es tut, einmal loszulassen.
Meine leeren Hände anzuschauen.
Sie schaffen nichts, sie greifen nach nichts, sie kontrollieren nichts.
Sie werden bereit, sich füllen zu lassen.

Eingeladen sein.
Ich komme zu mir und spüre, wie nach und nach meine Kräfte wieder wachsen.
Ideen fliegen mir zu und Worte von anderswoher werden zu meinen.
Was wesentlich ist, ordnet sich neu.

Meine Seele kommt zur Ruhe, ihr Durst wird gestillt.
Als sei ich an einer Quelle, aus der das Leben sprudelt.
Die einfach da ist, einladend und unerschöpflich.
Wenn ich gehe, weiß ich, dass ich wiederkommen darf, um mich erfrischen und stärken zu lassen. Jederzeit.

Wir müssen uns von der Seele reden, was uns bekümmert –
im Gespräch mit Gott selbst oder mit unseren Freundinnen und Freunden.

 

Es grüßt Sie aus Brandenburg an der Havel

Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie

 

 

 

 

 

Gebet:

Gott,
manchmal komme ich zur Ruhe
und merke erst dann,
dass ich dich ganz vergessen hatte.
Mein Leben nimmt mich in Anspruch,
oft komme ich kaum hinterher.
Nun aber ist es still.
Ich spüre, wie mein Atem tiefer wird.
Mein Herz schlägt verlässlich in mir.
Als ob ausgerechnet die Stille
ein Resonanzraum wäre,
In mir beginnt eine Stimme zu klingen
von anderswoher.
Fast kommt es mir vor,
als hättest du auf mich gewartet.

 

Segenswunsch:

Ich wünsche dir lebendiges Wasser,
dass auf dich regnet und belebt, was dürr
und trocken geworden ist.
Lausche seinem Rhythmus:
wie es tropft und klopft
und eine Melodie in dir singt,
die dich zurückruft ins Leben.

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Juni 2022

Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.

Hohelied 8,6 (Lutherbibel 2017)

Dieser Spruch stammt aus dem „Hohelied Salomos“, zu finden in einer Sammlung von Liebesliedern im Alten Testament. Er wird auch gern als Trauspruch verwendet, dabei geht es um die Liebe zweier Menschen zueinander, die Beziehung wird auf Lebenszeit besiegelt. Für eine dauerhafte, gute Beziehung zu Menschen und auch zu Gott brauchen wir die Liebe als Grundlage, als Voraussetzung.
Aber wie erkennt man die Liebe? Sie ist dem anderen und uns ja nicht ins Gesicht geschrie­ben, wir möchten so gesehen, angenommen werden, wie wir sind, und zwar bedingungslos. Im 1. Korintherbrief kann man darauf eine Antwort finden, dort beschreibt Paulus in seinem Hohelied der Liebe Folgendes:

Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, /
sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, /
lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit.
                                                   1.Korinther 13,4-6 (Einheitsübersetzung)

Diese Worte gelten nicht nur den „Frischverliebten“, sie können auch anregen, über unser Verhalten nachzudenken im Umgang miteinander. Zum Beispiel: nicht ungehörig zu han­deln, nicht unseren Vorteil zu suchen im Kleinen wie im Großen, sich nicht zu ereifern, nicht zu prahlen, nicht schadenfroh zu sein und Unrecht zu benennen und wenn es geht, es zu verhindern. Gott kommt uns mit seiner Liebe entgegen. Weil er uns liebt können und sollen wir auch andere lieben.
Martin Luther King hat einmal gesagt: „Wir müssen die Kraft der Liebe entdecken, die befreiende Kraft der Liebe, und wenn wir das tun, dann werden wir aus dieser alten Welt eine neue Welt machen. Denn Liebe ist der einzige Weg.“

Dazu fällt mir ein Lied ein, das uns Mut machen kann, die Liebe immer wieder neu zu ent­decken: Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.

  1. Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.
    Frei sind wir, da zu wohnen und zu gehen. Frei sind wir, ja zu sagen oder nein.
  2. Wir wollen Freiheit, um uns selbst zu finden, Freiheit, aus der man etwas machen kann,
    Freiheit, die auch noch offen ist für Träume, wo Baum und Blume Wurzeln schlagen kann.
  3. Und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen und nur durch Gitter sehen wir uns an. Unser versklavtes Ich ist ein Gefängnis und ist gebaut aus Steinen unsrer Angst.
  4. Herr, du bist Richter! Du nur kannst befreien. Wenn du uns freisprichst, dann ist Freiheit da. Freiheit, sie gilt für Menschen, Völker, Rassen, so weit, wie deine Liebe uns ergreift.
                                                 Text: Ernst Hansen Melodie: Lars Ake Lundberg 

Es grüßt Sie aus Potsdam

Christiane Soyeaux
Lafim-Diakonie

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Mai 2022

Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.

3. Johannes 2

Gesundheit, welch hohes Gut – wir alle streben und sehnen uns danach. Gerade in Zeiten einer noch immer anhaltenden Pandemie. Gerade in Zeiten eines entsetzlichen Krieges direkt vor unserer Haustür. Da wird uns täglich aufs Neue bewusst, wie kostbar und eben nicht selbstverständlich Gesundheit und Wohlergehen sind. Wie schnell auch uns ein Leid treffen kann.
Zu Geburtstagen, oder einfach wenn jemand niest, wünschen wir einander zuallererst Gesundheit. Seit nun über zwei Jahren ist es nahezu alltäglich geworden, eine E-Mail oder ein Gespräch mit dem aufrichtigen Wunsch „Bleiben Sie gesund!“ zu beenden. Es ist wohltuend, dass aus einer oftmals dahingesagten Floskel, ein spürbar aufrichtiger Wunsch geworden ist. Aber es steht dabei erst einmal das körperliche Wohlergehen im Vordergrund.
Der Verfasser des Johannesbriefes geht noch darüber hinaus, denn er wünscht seinem Freund in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit. Er wusste bereits, dass Körper und Seele eine Einheit sind. Mehr noch! Dass sie einander bedingen. Isolation und Einsamkeit führen zu seelischen und dann vielleicht auch zu körperlichen Beschwerden. Oder umgekehrt. Wir alle kennen diese schmerzlichen Erfahrungen. Es sind tiefe Einschnitte für uns. Kerben in unseren Seelen und Körpern.
Vor einigen Wochen zog das Virus auch bei mir ein – trotz Impfung und aller Vorsicht. Wenn wir krank sind, brauchen wir einmal mehr eine helfende Hand und den liebe-vollen Blick eines anderen Menschen. Ein Wort, das uns tröstet. Jemanden, der uns eine kräftige Brühe kocht. Die liebe Freundin, die uns auf dem Krankenbett das Kissen aufschüttelt. Denn wir sind soziale Wesen. Wir brauchen einander. Ohne ein Lächeln, ein gutes Wort oder eine helfende Hand geht es uns nicht gut. Dass nun gerade all das nicht ging, lag schwer auf der Seele und belastete zusätzlich. Allein in einem kleinen Zimmer, um den Mitbewohner nicht anzustecken. Digital zwar verbunden mit der „Außenwelt“, aber eine stärkende Hand vermissend.
„Oh Gott, du frommer Gott, du Brunnquell guter Gaben,
ohn´ den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben:
Gesunden Leib gib mir und dass in solchem Leib
ein unverletzte Seel und rein Gewissen bleib.“ (EG 495)
EINER war und ist aber immer da. Das Vertrauen auf Gott und die Liebe Gottes hilft uns durch schwere Zeiten. Der Theologe Hans Küng formulierte diese Hoffnungs-botschaft so: „Gott bewahrt uns zwar nicht vor allem Leid, wohl aber in allem Leid.“ Gottes Liebe und Barmherzigkeit wird spürbar. Diese kraftvolle Botschaft von Gottes Liebe zu den Menschen zieht sich wie ein roter Faden auch durch die Briefe des Johannes. Wir können Gott nur über die Liebe nahekommen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit!
Es grüßt Sie aus den Zentralen Diensten in Potsdam
Sabine Papies

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April 2022

Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!

Lukas 23,34 (Predigttext am Karfreitag)

Wir Christ:innen feiern Karfreitag und Ostern in diesem Monat. Für uns Protestanten gilt der Karfreitag als der höchste Feiertag. Im Lukasevangelium sagt Jesus ganz besondere Sätze am Kreuz, die erklären, warum der Tag so wichtig für uns ist.
Gehen wir in Gedanken aber zunächst mit dorthin, ans Kreuz. Der Evangelist lässt uns mit seiner Darstellung des Sterbens Jesu erschaudern, gerade in dieser erschreckenden Zeit. Er beschreibt es als kosmisches Ereignis: „es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde und die Sonne verlor ihren Schein und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei“. Dunkelheit, mitten am Tag und symbolisiert durch den Riss im Vorhang verlässt Gott die Welt.
Menschen erleben die Dunkelheit und den Schrecken des Todes in belagerten und zerstörten Städten in der Ukraine auch in diesem Jahr mit Blick auf den Karfreitag. Der Verlust von Vertrauen in das Leben, das Gefühl, dass Gott die Welt verlassen haben muss, werden sie schmerzlich nachvollziehen können.
Am Karfreitag stellen wir uns der Wahrheit, dass wir an vielen Orten in der Welt diese grenzenlose Dunkelheit, diese Gottverlassenheit durch die Gewalt von Menschen gegen Menschen selbst hervorrufen. Wie Gott verlassen müssen Menschen sein, die nur noch in verzweifelter Gewalt gegen alles, ohne Rücksicht auf Verluste denken und handeln können. Das Karfreitagsgeschehen kommt uns in diesem Jahr besonders nahe und geht uns an, stellt in Frage, ruft nach Antworten.
Jesus spricht in dieser Situation drei Sätze, die uns eine Zumutung sind, gerade in dieser Dunkelheit.
Der eine Satz heißt: „Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht was sie tun.“
Er betet um Vergebung für die, die ihm Gewalt antun. Wir mögen dagegen anschreien und erbittert Fragen, ob solche Gewalt, wie sie in der Ukraine passiert wirklich zu vergeben sein sollte, kann man das jemals? Und doch, Jesus würde beharren und wiederholen, „Vater vergib ihnen, sie wissen nicht was sie tun“. Eine grandiose Zumutung ist das – aber der einzige Weg zum Frieden. Nur Vergebung hilft. Wir werden als Menschen dazu nicht in der Lage sein. Wir brauchen Gott und seine Vergebung, die weitersieht, als unser Blick in der Dunkelheit geht. Er allein kann vergeben, aber auch unsere Perspektive wandelt sich unter dem Kreuz, wenn wir beginnen ihn mit Jesus darum zu bitten.
Dann drückt Jesus in den beiden weiteren Sätzen, leidend am Kreuz seine Hoffnung aus und lässt so das Licht des Ostermorgens schon am Kreuz leuchten: Er nimmt den Verbrecher neben sich mit seinen Worten mit ins Paradies: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Und schließlich vertraut er sich selbst mitten in dieser Dunkelheit seinem Gott an: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“
Unser Geist in Gottes Händen, unsere Zukunft im Paradies und unser Friede in der Bitte um Vergebung. Da steckt in dieser Karfreitagsgeschichte unser ganzer Glaube, unsere Hoffnung und unsere Liebe und da scheint das Osterlicht auf.

Ich grüße Sie herzlich zum Osterfest 2022
Ihr
Pfarrer Matthias Welsch

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März 2022

Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.

Epheser 6,18

Haben wir früher mit der Familie einen Urlaub unternommen, war die Besichtigung kulturell und historisch bedeutsamer Kirchenbauten obligatorisch. Als Kind hätte ich auf jeden Fall den Besuch einer Eisdiele vorgezogen. Den kulturellen Wert wusste ich wenig zu schätzen, von den meist dunklen, kalten Kirchenräumen fühlte ich mich eher eingeschüchtert und bedroht als beeindruckt. Einmal aber trat ich bei einer jener Kirchenbesichtigungen mehr aus Langeweile denn aus Neugier neben meine Mutter, die still vor einem Kerzenbaum stehengeblieben war. Wir blickten auf die tanzenden Flammen der kleinen Teelichter, die je für einen guten Gedanken, eine Bitte für einen Mitmenschen brannten.
„Möchtest du auch eine Kerze anzünden?“, flüsterte meine Mutter mir zu und alles um mich herum begann sich zu verändern. Ich empfand die Stille um mich herum nicht mehr als bedrückend, sondern als beschützend, als Quelle der Erholung vom touristi­schen Lärm außerhalb der Kirche, fühlte mich verbunden mit meiner Umgebung, mit Menschen, die vor mir Kerzen entzündet hatten und mit Menschen, an die ich nun
zu denken anfing. Ich entschied mich, den freien Wunsch – so fühlte es sich an – für meine Oma einzusetzen, die nach dem plötzlichen Tod meines Opas allein zurückge­blieben war. Als ich ein neues Teelicht nahm und an einer bereits brennenden Kerze entfachte, war ich mir sicher, sie müsse auch etwas von dem Licht und der Wärme spüren, die sich in mir ausbreitete. Das Entzünden von Fürbittenkerzen, das Innehalten im Sightseeing-Plan, das Sich-Zeit-Nehmen, um an andere zu denken, das Verbindung-Herstellen zu Menschen in der Ferne wurde zum geliebten Ritual auch bei folgenden Kirchenbesichtigungen.
Und als ich mich später aus dem Schutz der gründlich geplanten Familienreisen herausbegab, um mich dem Leben mit seinen Herausforderungen allein zu stellen, erreichten mich ab und zu, aber immer zum richtigen Zeitpunkt, Postkarten aus dem Elternurlaub mit der Aufschrift: „Wir haben eine Kerze für dich angezündet.“
Mit dem aktuellen Monatsspruch erinnert der Schreiber des Epheserbriefs daran, sich der Praxis der Fürbitte – des Aneinanderdenkens und Füreinanderbetens – zu besinnen. Seien auch Sie eingeladen, diese Erinnerung als Anregung in den kommenden Monat mitzunehmen und sich zu besinnen: Wer könnte einen guten Gedanken, ein Gebet von Ihnen vielleicht gerade besonders gebrauchen?

Ihre Vikarin Myriam Lütkepohl

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Februar 2022

Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.

Epheser 4,26

Es gibt schon Gründe zornig zu werden. Wenn man sich ungerecht behandelt fühlt oder wenn man von anderen missachtet wird. Wenn sich einer gekränkt und verletzt fühlt, dann ist ein damit einhergehendes Gefühl der Zorn. Wir kennen dafür noch andere Ausdrücke: Wut oder Ärger sind ähnliche Gefühle, wobei der Zorn eine deutlich aggressivere Tendenz hat. Zorn ist auf der einen Seite ein Gefühlsausdruck, der eine seelische Verletzung nicht depressiv verarbeitet, sondern zu Aktion führt und deshalb hat er eine positive und sinnvolle Seite, auf der anderen Seite besteht aber die Gefahr, dass gerade der Zorn entgleisen kann und sich dieses Gefühl in Aggression gegen andere den Weg bahnt, dann ist er gefährlich.
Diese zwei Seiten spricht der Bibeltext aus dem Epheserbrief an. Er nimmt es als gege­ben hin, dass Menschen zürnen, und er verurteilt dieses Gefühl nicht grundsätzlich. Er ermahnt uns aber zur Vorsicht im Umgang mit diesem Gefühl. Wem die Gefahren bewusst sind, dass Zorn schnell in Aggression umschlagen kann, der wird wohl davor bewahrt, dass aus Zorn Sünde wird, wie es der Epheserbrief nennt.
Der Autor des Epheserbriefes zitiert übrigens im ersten Teil ein Psalmwort aus Psalm 4, dort geht der Satz aber anders weiter: „Zürnet ihr, so sündiget nicht; redet in eurem Herzen auf eurem Lager und seid stille.“ Der Ratschlag des Psalmbeters zum Umgang mit dem eigenen Zorn ist also ein anderer, er ermahnt dazu, den Zorn lieber mit sich selbst auszumachen und damit auch nicht in Aggression nach außen umschlagen zu lassen, ja er meint sogar, man solle sich, wenn man zornig ist, lieber still alleine ins Bett legen und warten bis er verraucht ist. Der Ratschlag des Epheserbriefes ist ganz anders und nimmt damit eine bis heute gültige Volksweisheit auf: „lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen“ – also legt den Streit bei, bevor ihr ins Bett geht. Das ist in vielen Situationen im Leben ein hilfreicher Ratschlag, nicht nur weil es die Menschen besser schlafen lässt, sondern auch weil es hilft, dass sich der Zorn nicht weiter aufstaut, sondern in konstruktive Energie umwandelt, wenn die zugrundeliegende Verletzung zur Sprache gebracht wird und ausgesprochen wird. Viele Missverständnisse im Zusammenleben lassen sich damit vermeiden, das gilt sowohl in Partnerschaften, aber auch für andere Freundschaften und das Miteinander am Arbeitsplatz.
Der biblische Text gibt es uns also sehr konkrete Ratschläge wie wir unser Zusammen­leben verbessern können – es tut sicher gut, wenn wir uns das bewusst machen und uns beim nächsten Grund zornig zu sein daran erinnern.

Ihr Pfarrer Matthias Welsch
Vorstand Personal und Diakonie

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Januar 2022

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.

Johannes 6,37

Auch wenn die Festtage am Ende des Jahres durch die Coronapandemie vielleicht ganz anders waren als wir sie gerne in den Familien und mit Freunden gefeiert hätten, so bin ich doch gewiss, dass überall gut gegessen worden ist. Gutes Essen ist wichtig für uns. Wir wissen das auch aus unseren Gemeinschaftseinrichtungen, dass gutes Essen die Stimmung erheblich verbessert. Gutes Essen ist mit Wohlbefinden und gutem sozialem Kontakt verbunden. Nachteil ist nur, wir werden danach wieder hungrig.
Sie werden fragen, was das jetzt mit der Jahreslosung für das Jahr 2022 zu tun hat? Dazu muss man den Kontext des Verses lesen. Die Einladung, die Jesus ausspricht, hängt mit Essen zusammen. Sie steht in der sogenannten Brotrede des Johannes, die im Johannesevangelium die Erzählung vom Abendmahl ersetzt. Das Kapitel beginnt mit der konkreten Speisung der 5000, deren tiefere Bedeutung dann in der folgenden Brotrede ausgeführt wird. Wie uns das Essen von Brot nährt und am Leben hält und der Wein den Durst stillt, so ist der Glaube, so sind die Worte Jesu noch viel wichtiger als das Leben erhaltende leibliche Essen und Trinken. Es geht viel mehr um das Brot, das vom Himmel kommt und Leben schenkt, es geht um das ewige Leben. In diesem Zusammenhang folgt das Ich-bin Wort Jesu direkt vor dem Vers der Jahreslosung, in dem es heißt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wir nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wir nimmermehr dürsten.“
Jesus betont, dass diese Tür zum Glauben, dieses Angebot der ganz besonderen Weis­heitsspeise für immer und für alle offen bleibt, „wer kommt wird nicht hinausgestoßen.“
Das Angebot steht also, jeder kann zu dieser Mahlzeit kommen. Das Brot des Lebens ist versprochen, unverbrüchlich. Es ist ein Brot, dass Sinn gibt, es ist ein Brot, das auf die Ewigkeit weist, es ist ein Brot, dass nicht nur leiblich für immer satt macht, sondern unser Herz erreicht, unsere Seele. Ein Brot, dass unsere Sehnsucht stillt. Ein Brot, dass unser Leben und unser Miteinander mit Liebe füllt, ein Brot, dass uns mit dem Ursprung allen Lebens, mit Gott selbst verbindet, ein Brot, das uns ans Ziel unseres Lebens bringt.
Was für ein Angebot, es steht nicht nur in diesem Jahr.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr mit vielen Gelegenheiten solche Weisheitsspeise zu sich zu nehmen für das innere Wohlbefinden, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Ihr Pfarrer Matthias Welsch
Vorstand Personal und Diakonie

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Dezember 2021

Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.

Sacharja 2,14

Die Monatslosung für Dezember 2021, liebe Lese­rinnen und Leser dieser Zeilen, sie entstammt dem Prophetenbuch des Sacharja. Sie gehört zu den berühmten sieben VISIONEN dieses „kleinen Propheten“, die weitblickend vorausschauen auf eine endlich wieder gute und heile Zeit:

  • in der die Menschen und Völker Frieden finden,
  • sich unbeschwert miteinander freuen dürfen
  • und Gottes Anwesenheit für eine ausgelassene Stimmung in den Wohnungen der Menschen sorgen wird.

Diese Vision von Gottes heiler Welt – wie passt sie in unseren Dezember 2021? Wird es doch täglich immer noch dunkler und trüber, einsamer und schon gar nicht friedlicher in diesem Advent!
Visionen der Bibel sind lebendige Eindrücke aus der Himmelsperspektive“, aus dem Blickwinkel Gottes. Denn ER sieht manches sehr anders als wir. Sieht weiter und klarer. Und das malen die Visionen des Sacharja aus: die Geburt eines Heilan­des, eines demütigen Friedenskönigs, der statt hoch zu Ross auf einem Eselchen reitet. Geboren im Stall unter dem Sternenlicht der kalten Nacht im Nahen Osten…
Sacharja schult uns auch in diesem kleinen Monatsspruch darin, Gottes Blick auf unsere Gegenwart wahrzunehmen und selbst daran teilzuhaben:

  • Er schenkt uns Bilder vom Himmel. Bilder von Gottes Friedensplan für uns alle, voller Engel und Sterne, Licht und Ruhe.
  • Er schenkt uns Lieder der Liebe: Melodien von seiner Kommunikation, die uns singen und tanzen lassen, selbst wenn es draußen dunkel ist und kalt bleibt.
  • Und er umhüllt uns mit den Düften der Verheißung auf die Genüsse des Himmels – in jede Stube findet dieser Duft hinein, in der mit Liebe und Hingabe vorbereitet und gewirtschaftet wird.

Lasst uns deshalb - gegen allen Anschein dieser dunklen Tage - teilhaben an der Schar der „Töchter Zions“ – und mit ihnen den Advent durchwandern: schauend, singend, mit dem Duft von Advent in unseren Häusern. Gott kommt. Bestimmt!

Bleiben sie behütet an Gemüt und Gemeinschaft

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothea Sitzler-Osing
Mitglied des Kuratoriums der Lafim-Diakonie

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November 2021

Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.

2.Thessalonicher 3,5

Der Monat November ist geprägt von Dunkelheit, trübem Wetter und Traurigkeit. In dem Monatswort klingt es ganz anders. Dort kommt Hoffnung in den Blick und die Aussicht, dass sich etwas ändert.
Ende November gehen wir in die Adventszeit und auch jetzt zünden wir schon Lichter an, um die Dunkelheit zu vertreiben. Auch am Ewigkeitssonntag werden viele Lichter angezündet. Wir geben der Trauer Raum, aber nicht ohne Hoffnung, denn wir wissen uns verbunden mit der Liebe Gottes und den Menschen, die zu uns gehören. Wir tragen sie in unseren Herzen.
Die Nähe zu Gott kann unser Leben, unsere Gewohnheiten, Denkmuster und unser Handeln verändern. Wir warten auf die frohmachende Botschaft, dass Christus auf die Welt kommt und wir ihm nachfolgen dürfen.
Vieles hält uns heute in Atem. Wir haben kaum Zeit oder nehmen sie uns kaum, um darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist für uns selbst und für Andere. Dabei lädt uns gerade die dunkle Jahreszeit dazu ein, Fragen über das Leben, den Tod und das Danach zu stellen.
Die Botschaft von Gottes Liebe sollen wir im Herzen bewegen, uns von ihr anrühren lassen durch unser Tun und Handeln und im Warten auf Christus jetzt und heute und nicht irgendwann. Lassen Sie uns innehalten und aussteigen aus den Alltagssorgen, aus Stress und Hektik und dabei entdecken, was Gottes Liebe bewirken kann. Es lohnt sich.

 

Im Evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 642 steht:

Manchmal kennen wir Gottes Willen, manchmal kennen wir nichts.
Erleuchte uns, Herr, wenn die Fragen kommen.
Manchmal sehen wir Gottes Zukunft, manchmal sehen wir nichts.
Bewahre uns, Herr, wenn die Zweifel kommen.
Manchmal spüren wir Gottes Liebe, manchmal spüren wir nichts.
Begleite uns, Herr, wenn die Ängste kommen.
Manchmal wirken wir Gottes Frieden, manchmal wirken wir nichts.
Erwecke uns, Herr, dass dein Friede kommt.

Es grüßt Sie aus den Zentralen Diensten in Potsdam
Christiane Soyeaux – Leiterin Stabsstelle Christliches Leben und Diakonie

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Oktober 2021

Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.

Hebr. 10,24

Da steht er nun der Monatsspruch. Aussagekräftiger könnte er nicht sein, wie ich finde. Gern wird er als Trauspruch gewählt, denn wie kann eine gut funktionierende Ehe ohne Liebe, gute Werke und das aufeinander Achthaben bestehen? Doch wohl lediglich auf dem Papier.
Wir lesen im Monatsspruch von aufeinander achthaben. Zu Zeiten der Pandemie machte es den Anschein, dass es uns sichtlich schwerer fällt, um aufeinander achtzuhaben. Es fehlte dazu schlicht an Nähe. Freunde, Verwandte, Nachbarn - sie wirkten alle weit in der Ferne. Gefühlt gaben wir jegliche Zügelführung unserer Freiheit an die Regierung ab. Aber mit genauerem Blick müssen wir doch feststellen, dass wir genau in dieser intensiven Zeit, umso mehr aufeinander achthaben mussten. Wir waren, jeder für sich, in der Verantwortung, dass wir andere und uns nicht gefährden. Wir gaben dafür viel auf. Dennoch war und ist ein Zusammenhalt zu spüren. Um aufeinander achtzuhaben, müssen wir eben nicht unbedingt physisch anwesend sein. Auch aus der Ferne sind wir dazu fähig.
Im Monatsspruch finden wir auch das Wort Liebe. Es gibt viele Arten von Liebe: Nächstenliebe, Vorliebe, Mutterliebe, Heimatliebe, Eigenliebe. Aber alles hängt miteinander zusammen und kommt aus einer Quelle, von Gott. Würden wir ohne die Liebe eine solche Zeit gemeinsam durchstehen? Wo wäre da der Ansporn? Im Korintherbrief heißt es: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.“ Könnten wir uns ohne Liebe zu guten Werken anspornen und aufeinander achthaben? Die Liebe ist einfach fundamental und ein jeder trägt sie bei sich.
Dann sehen wir die guten Werke. Biblisch gesehen sind die guten Werke Früchte des Glaubens und entstehen aus eigenem Antrieb und werden freudig vollbracht. Aber was verstehe ich beispielsweise als gutes Werk? Was kann ich als einzelne für gute Werke vollbringen? Worin liegen meine Stärken, um meine Werke gut werden zu lassen? Fakt ist, dass wenn wir aufeinander achthaben und wir dabei stets die Liebe in uns tragen, ist jeder für sich und auch wir als Gemeinschaft zu guten Werken fähig. Gute Werke finden wir in allen Dimensionen. Wir alle sind dazu fähig. Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.
Es lohnt also, sich stets gegenseitig anzuspornen, um in der Liebe und das ständige aufeinander Achthaben gute Taten zu vollbringen – miteinander und füreinander.

Es grüßt ganz herzlich Franziska Notzke
Lektorin der ev. Kirchengemeinde Golzow-Planebruch

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September 2021

Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch, und keinem wird warm; und wer Geld verdient, der legt’s in einen löchrigen Beutel.

Haggai 1,6

Ein pessimistisches Monatswort wird uns im September zur Herausforderung, vor allem in dieser Absolutheit, mit der der Prophet dieses Gerichtswort spricht.
Erschreckend nahe ist es vielen Menschen gerückt, die bei der Flut alles ver­loren haben. Sie mögen sich genau so fühlen, wenn ein Regentag die Frucht von jahrzehntelangem Arbeiten hinwegschwemmt und den Menschen, die in Südeuropa von den Feuersbrünsten betroffen ist, mag es genauso ergehen.
Der Prophet lenkt unseren Blick darauf und macht uns die Zerbrechlichkeit unseres Lebens bewusst und erinnert daran, dass unser Besitz und das irdische Leben nicht für die Ewigkeit bestimmt ist, sondern auch geprägt ist von Hunger und Durst.
Haggai greift das Jammern seiner Zeitgenossen auf, die nach dem Exil in ein zerstörtes und verwüstetes Land zurückgekommen sind. Sie sehen nur sich selbst. Sie sehen nur die eigene Not und versuchen mit allen Mitteln dieser Not ein Ende zu setzen. Das ist menschlich. Das Haus Gottes und die Hinwendung zu ihm sind ihre geringste Sorge. Sie fragen, warum greift Gott nicht ein? Und dennoch erwarten sie in der Not sein eingreifen. Das hinterfragt der Prophet kritisch. Wir erwarten in der Not alles von Gott, aber wenn es uns geht, dann vergessen wir ihn. Das passt nicht zusammen.
Die Lösung unserer Probleme bringt nicht unermüdliches Arbeiten. Die Lösung geschieht durch eine veränderte Blickrichtung. Unsere Wertvorstellungen müssen sich verändern. Nicht die eigenen Häuser haben den Vorrang. Vorrang hat das Haus Gottes. Sobald sie die Arbeit am Tempel aufnehmen, wird auch ihrem persönlichen Tun Erfolg beschieden sein. So sieht das der Prophet. Im neuen Testament heißt es dazu: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“. Beides ist in diesem Satz enthalten, die Aufforde­­rung zum Gottesdienst und zum Dienst am Nächsten. Gott wünscht sich eine Welt, in der Gerechtigkeit und Liebe wohnen. Ihren Anfang nimmt diese Welt, wo Menschen sich Gott öffnen und sich von ihm verändern lassen.[1]

Herzliche Grüße

Ihr Pfarrer Matthias Welsch

[1] Gedankengänge von  Adelheid M. von Hauff in Pastoralblätter 09/21 übernommen.

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August 2021

Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her!

2. Könige 19,16
Kann das denn sein? Gottes Ohr verschlossen, seine Augen sehen vorbei?

Kann das denn sein? Dass uns das passiert – das ist wohl klar. Wie oft hören wir weg oder hören nicht, weil wir nicht hören wollen: vor allem kritische Dinge, vor allem was schwierig ist oder konflikthaft. Und auch wegschauen praktizieren wir täglich, weil wir Leid nicht sehen wollen, schlechte Nachrichten nicht wahrhaben wollen oder weil etwas einfach nicht in unser Bild vom Leben passt.
Aber Gottes Ohr verschlossen, seine Augen blind – kann das denn sein?
Der Beter, der die Worte des Monatsspruches formuliert, der hat das offensichtlich befürch­tet. Er hat sie wahrscheinlich verzweifelt ausgerufen in seiner besonderen Situation. Er schreit Gott an: „neige Dein Ohr, öffne deine Augen – jetzt wach doch endlich auf, sei doch endlich da!“ Siehst Du denn nicht wie unsere Welt von den Menschen kaputt gemacht wird, wie es immer heißer wird durch den Klimawandel, Arten verschwinden und unsere Lebensgrundlage bedroht ist? Hörst Du denn nicht das Schreien oder das leise Jammern derer, die in dieser Pandemie erkrankt sind und siehst Du nicht die Tränen der Trauer auf den Gesichtern derer, die einen Menschen durch Corona verloren haben?
Kann das sein, Gott, dass Du nicht hörst und nicht siehst?
Nicht nur damals als der König Hiskia Gott angesichts der Übermacht der Assyrer anrief, ist das das Gefühl von uns Menschen gewesen. Bis heute spüren wir diese Ohnmacht und Gottesferne in unserem Leben. Hiskias verzweifeltes Rufen blieb nicht unerhört. Der Prophet Jesaja ließ ihm die Trostworte Gottes ausrichten, zumindest ein paar Hoffnungs­worte, die dem Rest Israels nach der Katastrophe Mut machte von vorne zu beginnen. Vermutlich aber, konnte Hiskia die Hoffnung erst sehen und den Trost hören, nachdem er sich mit seiner Verzweiflung an Gott gewandt hatte. Nachdem er selbst also seine Ohren und seine Augen für die Botschaft der Hoffnung geöffnet hatte und so ein Weg aus der Verzweiflung sichtbar wurde.
Es kann also auch sein, dass wir unsere eigene Taubheit und Blindheit Gott unterstellen, statt uns an ihn zu wenden. Also vielleicht sollten wir die Frage in diesem Monat mal so herum stellen, kann es sein, dass wir nicht hören und sehen (wollen), was Gott uns an Trost und Hoffnung schenken will?

Gott, öffne meine Augen und Ohren,
damit ich höre und sehe, was so gar nicht in mein eigenes Bild vom Sein passt, mein eigenes Bild von mir selbst, mein eigenes Bild von der Welt.
Schärfe meine Wahrnehmung vor allem für die auf die niemand hört und an denen auch ich meistens blicklos vorübergehe. Lass mich wahrnehmen, dass Du mir da begegnest, statt im Klagen über Deine Ferne stehen zu bleiben.
Und, sende auch mir Boten, die Hoffnung machen und Trost spenden und vor allem, lass mich erkennen, wenn solche Boten kommen. Amen.

 

Herzliche Grüße
Ihr Pfarrer Matthias Welsch

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Juli 2021

Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.

Apostelgeschichte 17,27

Gottesferne. Von uns Menschen aus gesehen ist Gott oft fern. Für viele Menschen gerade heutzutage sowieso. Viele bestreiten gar gänzlich seine Existenz. Sie glauben nicht an ihn.
Gottesferne. Das beschreibt auch einen Weltzustand. Wenn Gewalt herrscht, Menschen ein­ander bekriegen. Wenn wir verantwortungslos mit der Welt und ihren Ressourcen umgehen.
Gottesferne. Darin steckt ein Gefühl der Verlassenheit, allein gelassen. Geradezu apokalyptisch.

Wenn der gute alte Paulus heute wiederkäme, wenn er statt nach Athen – wie damals – nach Brandenburg käme. Würde er den Satz noch so selbstverständlich sprechen? Erst recht! Denn die Athener fühlten sich nicht minder entfernt von dem Gott, den Paulus meint, als wir heute.
Dagegen setzt er dieses „in ihm leben, weben und sind wir“. Ob wir das merken oder nicht, ob wir das wissen oder nicht, auch ob wir dran glauben oder nicht. Gottesferne ist nicht die Entfernung Gottes von uns, sondern umgekehrt unser mehr oder weniger bewusstes uns selbst von ihm entfernen. Wir deuten unser Leben anders, eben in Entfernung zu ihm oder in bewusster Abkehr oder unbewusster Unkenntnis. Es ist unsere Entscheidung, nicht Seine. Gott hat sich trotzdem für uns entschieden. Er sucht das Gespräch und die Beziehung, immer wieder neu. Gott ist nahe, jederzeit.
Paulus sagt: Unser Leben ist immer in ihm. Er hat uns das Leben geschenkt. Er liebt uns, egal wie weit wir uns entfernen, er ist da und lässt sich finden, wenn wir denn nach ihm suchen. Er gibt Sinn und dem Leben ein Ziel. Er hat diese Schöpfung ins Leben gerufen und durchdringt sie bis heute mit seinem Geist.
Wer auf die Suche geht, egal wie skeptisch er ist oder wie weit entfernt, der wird Anzeichen für seine Anwesenheit finden und vor allem Geborgenheit und Sinn.
Der alte Paulus: er lädt uns noch heute ein, mit ihm zu suchen.

Gott ist nahe. Ganz gleich, was Du tust, welche Fehler Du machst und welche Schuld Du auf Dich lädst, er ist nahe und vergibt.
Gott ist nahe. Wie einsam und verlassen Du auch sein magst oder Dich fühlst – richte Dein Wort an ihn und sei gewiss, er hört Dich, auch wenn Du die Antwort (jetzt noch) nicht hörst.
Gott ist nahe. Wie sinnlos die Zeit erscheinen mag und wie hoffnungslos die Aussicht ist, wir dürfen zu ihm nach Hause kommen in seine liebenden Arme.
Denn in ihm leben und weben und sind wir. Amen.

 

Ich grüße Sie ganz herzlich als ihr neuer Theologischer Vorstand
Pfarrer Matthias Welsch

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Juni 2021

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Apostelgeschichte 5,29
Dieser Satz macht mich erst einmal nachdenklich, doch man sollte ihn wohl immer im Zusammenhang lesen, solche Sätze werden auch gern von Fanatiker des Glaubens miss­braucht.

In der Geschichte wird davon berichtet, dass den Aposteln durch die Ratsver­sammlung in Jerusalem das Predigen und das Lehren des Wortes Gottes verboten wurde. Doch damit wollten sie sich nicht abfinden, denn Sie hatten eine Botschaft zu verkünden, die Ihnen am Herzen lag. So geht es uns auch heute noch. Wir wollen auf Gottes Wort hören, der mit seiner Liebe und Gnade zeigt, was wichtig ist, was gemacht werden muss. Er will, dass wir aufeinander achten, wir aufmerksam machen auf Dinge, die nicht gut laufen, dass wir uns einsetzen gegen Hass, Gewalt, Armut und Ausgrenzung in jeder Form. Das heißt für uns als Christinnen und Christen, dass wir Orientierung finden in der Bibel und Antworten auf die Fragen, die uns bewegen. An anderer Stelle haben wir in der Diakonischen Unternehmensverantwortung die Frage in den Raum gestellt “Was würde Jesus dazu sagen“.
Menschen vor uns haben ihre Erfahrungen mit Gott aufgeschrieben. An vielen Stellen in der Bibel, besonders in den Gleichnissen und der Bergpredigt, bekommen wir Antworten. Das kann uns Mut machen und wir können fröhlich ans Werk gehen, jeder an seiner Stelle und immer den Menschen im Blick. Aus dieser Lebenshaltung heraus konnten auch Martin Luther in Worms und Dietrich Bonhoeffer sich den damaligen Machthabern entgegenstellen und auf Gottes Wort verweisen. Sie folgten ihren Gewissen und waren so Gott gegenüber gehorsam. „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2.Thimoteus 1,7)  Das gibt uns Mut.
Deshalb sollen und müssen wir uns einmischen, damit es auf der Welt friedlicher, ökologischer und menschlicher zugeht. Und so können mit den Worten des Psalms 86 Vers 11 beten: „Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit, erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte.“

Schließen möchte ich mit einem bekannten Gesangbuchliedes von Cornelius Beck:

Wohl denen, die da wandeln, vor Gott in Heiligkeit,
nach seinem Worte handeln und leben allezeit;
die recht von Herzen suchen Gott und sein Zeugnis halten, sind stets bei ihm in Gnad.
 

Von Herzensgrund ich spreche, dir sei Dank allezeit,
weil du mich lehrts die Rechte deiner Gerechtigkeit.
Die Gnad auch ferner mir gewähr, ich will dein Rechte halten, verlass mich nimmermehr.

Mein Herz hängt treu und feste an dem was dein Wort lehrt.
Herr tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden wird.
Wenn du mich leitest, treuer Gott, so kann ich richtig laufen den Weg deiner Gebot.

Dein Wort, Herr nicht vergehet, es bleibet ewiglich,
soweit der Himmel gehet, der stets beweget sich;
dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit gleichwie der Grund der Erden, durch deine Hand bereit.

 

Ihre Christiane Soyeaux
Stabsstelle Christliches Leben und Diakonie

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Mai 2021

Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen.

Sprüche 31,8

Viele kennen den Moment im Leben, an dem man sich fragt, warum tust du dir das eigentlich an. Oftmals sind das die Momente, wo alles auf einmal und dann oft ganz Dicke zusammen kommt.
In dieser Zeit, die uns nun schon über ein Jahr - außerhalb unserer regulären Arbeit und unseres vertrauten Handelns - mit immer wiederkehrenden unvorhersehbaren Situationen konfrontiert, ist es umso wichtiger, einen Fels sein Eigen nennen zu können. Einen Glauben, an dem wir uns aufrichten können und der eben unser Fels ist.
Nun leben wir in einer Zeit, in der es den Menschen immer häufiger an Glauben fehlt und es dadurch für Menschen ohne Glauben umso schwieriger ist.

Wir, die in der Eingliederungshilfe täglich für und mit Menschen mit Beeinträchti­gung arbeiten, setzen uns für diese mit voller Kraft und ganzem Herzen ein. Und so sind die Worte Lemuels, des Königs von Massa, die ihn seine Mutter lehrte, unser Fels und unsere Aufgabe.
Täglich müssen wir erfahren, wie wichtig selbst in einer aufgeklärten Gesellschaft wie der unseren dieser Einsatz ist. Immer noch sind Ausgrenzung und Ablehnung dem anderen, dem unbekannten, dem Menschen, der nicht der rituellen Norm entspricht, an der Tagesordnung. Allzu oft erleben wir in der Gesellschaft eine notgedrungene Akzeptanz, selten ein offenes Miteinander.
Leider müssen wir uns selbst auch oftmals fragen, wie offen wir mit unserer Arbeit umgehen. Wie oft bauen wir selbst vermeintliche Schutzwälle auf und verhindern dadurch ein Hineinwachsen in die Gesellschaft. Ist es nicht an der Zeit, nicht nur die Türen zu öffnen, sondern nach draußen zu gehen und die Menschen, für die wir da sind, mit in die Gesellschaft zu nehmen?

Ein inklusives Leben für alle Menschen wird es nur dann geben, wenn auch wir unsere Arbeit zur Normalität werden lassen, wenn wir jedem einzelnen zeigen, wie normal auch die Menschen sind, für die wir uns jeden Tag einsetzen und denen wir Gehör verschaffen. Bis wir dies gemeinsam geschafft haben, bis wir voller Überzeugung behaupten können, dass jeder Stumme gehört und jeder Schwache sein Recht bekommt, vereint uns in der Lafim-Diakonie - ob mit oder ohne Glauben - der Spruch des Monats „Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen“.

 

Nico Vogel
Fliedners Lafim-Diakonie

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April 2021

Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.

Kolosserbrief 1,15

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie groß das Problem für die ersten Christen war: wer oder was war denn dieser Jesus, den wir jetzt den Christus nennen?

Die Leute in der griechischen Stadt Kolossai hatten von dem Apostel Paulus die ganze Geschichte gehört, damit konnte man in seinem Leben wirklich etwas anfangen. Nicht das mit den fernen und unsichtbaren Göttern, von denen man eigentlich gar nichts merkt, und die bei den großen Problemen des Alltags in keiner Weise helfen können. Wenn es im Leben schwer wurde, dann war von denen nichts zu sehen. Und nun hat ihnen Paulus von einem Mann erzählt, der wirklich da war. Kein Geist, keine Geschichte, kein Märchen. Dabei haben doch die Juden - und dieser Jesus war Jude - immer erzählt: Gott kann man nicht sehen! Und das 2. Gebot* sagt eindeutig: wir sollen uns auch keine Bilder von ihm machen! Die anderen Völker hatten alle Bilder, Statuen oder heilige Tiere - eben irgendwas, was man sehen, ja anfassen konnte. Eben was Handfestes, etwas zum Vorzeigen. Und nun sagt ihnen Paulus, es ist so: Jesus Christus war wirklich da. Der unsichtbare Gott zeigt Gesicht. Mit dem fängt so zusagen noch einmal alles von vorn an. So, als würde mit ihm die Schöpfung, die Erschaffung der Welt wieder neu beginnen. Wunderbar ist das, kaum zu glauben! Bis dahin war man Götter gewöhnt, denen man Opfer zubringen hatte, die nie da waren, wenn man sie brauchte. Kalte Götzenbilder, angsteinflößend und nutzlos. Für die Christen in Kolossai war das völlig neu. Ein Gott, vor dem man keine Angst haben muss, der im Gegenteil die Angst beseitigt. Nur, zu sehen ist er wieder nicht. Menschen mögen Dinge, die sie sehen können. „Was ich nicht sehen kann, das gibt es nicht!“

Ich kann mich mit Schaudern daran erinnern, wie eine Lehrerin mich als 10jährigen vor der ganzen Klasse aufforderte, doch nun mal meinen Gott zu zeigen. Ich habe in diesem Augenblick, wo die „pädagogische Fachkraft“ die ganze Klasse aufforderte, mich nun auszulachen, gebetet: Lieber Gott, mach was! Lass ihr grüne Haare wachsen, oder verwandle sie in eine Kuh! Das hat er nicht getan. War wohl auch etwas zu viel verlangt. Aber mal echt, wäre es nicht wunderbar, wenn gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit unser Gott mit der Faust auf den Tisch hauen würde, so dass alle wach werden. Die Spinner und machtbesessenen Gernegroßen erzählen den größten und gefährlichsten Unsinn, und viele Leute glauben das auch noch. Wo sie doch sonst immer nur an das glauben, was sie sehen können. Von dem guten Gott, der mit Jesus wirklich Gesicht gezeigt hat, wollen sie nichts wissen. Und wenn im Internet die abenteuerlichsten Verschwörungstheorien verbreitet werden, dann glauben sie es. „Ja,“ sagen sie, „ja, da steht es doch schwarz auf weiß, da kann ich das doch sehen!“
Lasst euch von niemandem betrügen, fallt nicht auf Leute herein, die so tun, als hätten sie die Wahrheit und Lösung für eure Probleme! So sagt es Paulus den Christen damals und auch uns heute. Wenn Menschen Gott spielen und das Heil versprechen, dann wissen wir es besser. Immer kann man hinter die Kulissen schauen, wenn man das will. Leichtgläubig ist das Stichwort. Leichtgläubig sind Menschen immer gewesen. Wir nicht! Wir haben für unseren Glauben einen schweren Grund, eine unerschütterliche Grundlage, die keine Modeerscheinung ist. „Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes“, sagt uns Paulus. Wir haben Bilder, die uns Gott symbolisch zeigen: Nächstenliebe, Geduld, Hoffnung, Glaube und Liebe. Das ist ganz konkret, mit Händen zu greifen. Und das ist für immer, wunderbar!

Ihr Pfarrer Matthias Fiedler

* Das 2. Gebot des Alten Testamentes hat Martin Luther bei den 10 Geboten, wie wir sie kennen, einfach wegfallen lassen.

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März 2021

Jesus antwortete: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.

Lk 19,40

Im März, ja, da kann ich das glauben. So müde und tot erschien die Erde im Winter. Nun aber schieben sich die ersten Pflanzenstängel ins Licht. Und mir scheint plausibel, dass auch das Totgesagte, Steinerne eine Stimme hat.

 

Der steinerne Glockenturm unserer Kirche steht fest und stabil, wenn die tonnen­schweren Glocken ganz oben zu schwingen beginnen. Sie rufen zum Gottesdienst. Mit weit vernehmbarer Stimme laden sie zum innezuhalten und für ein kurzes Gebet ein. Am Morgen, am Mittag, am Abend.
An diesem Morgen sieht der Glockenturm etwas anders aus als sonst. In der Nacht, während die Glocken schwiegen, ist jemand mit einer Farbdose gekommen. "Gott
ist tot. Amen", hat er mit weißer Farbe in großen Buchstaben auf die Steine gesprüht. Es wirkt fast so, als hätte ein Sprayer den Steinen Worte, die sie herausschreien, in den Mund gelegt. Und die Steine schreien sie dem, der vorbeigeht entgegen. Hier macht einer seine Meinung mit weißer Farbe öffentlich!
„Gott ist tot. Amen“. Warum musste das gesagt werden, was schwingt wohl mit, in diesem stummen und doch so deutlichen Schrei? Ist der, der ihn auf die Steine gesprüht hat, verzweifelt? Vielleicht hat er etwas durchgemacht, was er nicht mit Gott in Verbindung bringen kann. Warum lässt Gott das zu? Ist er zornig über etwas, was er mit der Kirche erlebt hat? Ist er wütend auf jene, die sie repräsentieren? Oder will er einfach nur provozieren? Und warum hat er ein "Amen" hinter sein Statement gesetzt, den typischen Schluss für ein christliches Gebet? Es klingt fast so, als wende er sich an genau die Adresse, die er soeben als nicht existent erklärt hat. Oft steht tatsächlich Verletzung, Wut oder Verzweiflung hinter solch einem Satz. Und wer weiß: Vielleicht gibt es noch einen Funken Hoffnung, dass ich eine Antwort bekomme. Dass mein Gegenüber das Schweigen bricht und Wege findet, die eine Begegnung möglich machen?
Im März, ja, da kann ich es glauben. Dass die Steine lebendig werden und ihre Stimmen vernehmbar sind. Denn die Worte erzählen von ihm, der alles Tote lebendig macht. Die Farbe Weiß aber, die der Sprayer verwendet hat, macht Hoffnung, denn sie ist die Farbe der Auferstehung. Amen.

Zu Beginn des Monats März grüßt Sie herzlich

Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie

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Februar 2021

Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!

Lukas 10, 20

Wo ist unser Name nicht überall verzeichnet; zuerst in der Geburtsurkunde, da wird er offiziell und den/die Vornamen behält man sein ganzes Leben lang. Er begleitet uns, auf ihn hören wir und so werden wir angesprochen.

Wir sind durch unseren Namen eine unverwechselbare, einzigartige, besondere Person und können identifiziert werden, zum Beispiel im Ausweis, Reisepass u. a. Dokumente. Auch wenn wir mit unserem Namen unterschreiben, sind wir erkennbar und unverwechselbar.
Gott hat mich, meinen Namen, im Buch des Lebens, im Namensverzeichnis
im Himmel aufgeschrieben, dort bleiben wir ewig und sind nicht vergessen. Darüber können wir uns freuen. Gott hat uns angenommen, er kennt uns und er hat ein Auge auf uns, egal wo wir sind, soweit der Himmel reicht.
Wir sind nicht übersehen, er vergisst uns nicht, auch nicht, wenn wir mal untertauchen oder wenn wir zweifeln, weil wir vieles nicht verstehen.
Wir dürfen sicher sein, dass unsere Namen bei Gott gut hinterlegt sind und
er überall um uns ist, deshalb können wir mit Freude in den neuen Monat gehen.

In einem Lied von Arno Pötsch heißt es:

Meinem Gott gehört die Welt, meinem Gott das Himmelszelt
ihm gehört der Raum, die Zeit, sein ist auch die Ewigkeit.

Und sein eigen bin auch ich. Gottes Hände halten mich
gleich dem Sternlein in der Bahn; keins fällt je aus Gottes Plan.

Seien Sie herzlich gegrüßt

Christiane Soyeaux
Leiterin der Stabsstelle Christliches Leben und Diakonie

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Januar 2021

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

Lukas 6,36

Das ist die Jahreslosung für 2021. Was und wohin wird es uns bringen das Jahr 2021? Wo werden wir in einem Jahr stehen? Solche Fragen beschäftigen uns heute mehr als zu anderen Zeiten.

Und es gibt wohl weniger Antworten als in anderen Jahren. Also schauen wir einmal auf den Text aus dem Lukasevangelium, wenn wir dem Folgen, wird es ein barmherziges Jahr. Das sind doch schon mal gute Aussichten. Oder?

Was bedeutet eigentlich „barmherzig“? Im Internet steht dazu: „Die Barmherzigkeit (lateinisch misericordia) ist eine Eigenschaft des menschlichen Charakters. Eine barm-herzige Person öffnet ihr Herz fremder Not und nimmt sich ihrer mildtätig an.“ „Barmherzigkeit = aus Mitgefühl helfen, Leiden zu lindern.“

Barmherzigkeit heiß also hinschauen und meine Mitmenschen wahrnehmen. Ich denke gerade in dieser Zeit, wo sich alles nur um Infektionszahlen zu drehen scheint und wir auf Distanz gehen müssen, ist das besonders wichtig. Menschen nicht aus dem Blick verlieren, Nöte, vielleicht Einsamkeit, Sorgen oder Hilflosigkeit wahrnehmen und lindern. Im Nahen, bei Nachbarn, Freunden, in der Familie oder bei Kollegen_innen, im Fernen, nicht wegschauen, denn Flüchtlingsdramen und Klimawandel sind nicht weniger brennend als vor Corona. Barmherzigkeit wird auch als tätige Nächstenliebe beschrieben. Also ein klarer Auftrag, mach was! Losgehen und die Welt verbessern, helfen, trösten, Zeit nehmen... Und schon komme ich in die Defensive: Ich sollte, ich müsste und überhaupt … was denn noch alles. Woher soll ich die Kraft für alle und alles nehmen? Gut, dass die Jahreslosung nicht nur heißt „Seid barmherzig!“, sondern weitergeht „wie auch euer Vater barmherzig ist.“
Wir müssen barmherzig nicht aus uns selbst sein. Gott, schenkt uns seine Barmherzigkeit, seine unermessliche Liebe. Darin sind wir geborgen und daraus können wir schöpfen. Ich darf zuallererst barmherzig mit mir selber sein, mit mir, meiner Schwachheit und all meinen vermeintlichen Unzulänglichkeiten. Ich mach mein Herz weit, lasse mich von Gottes Liebe und Freundlichkeit berühren und gehe ich los und schenke der Welt ein Lächeln.

Also wenn wir barmherzig sind, den Menschen um uns herum ein wenig Aufmerksamkeit schenken, ein freundlicher Blick, ein paar nette Worte. Wenn wir anderen Menschen mit Nächsten¬liebe, Mitgefühl und Wohlwollen begegnen, kann es doch ein gutes Jahr 2021 werden.

Und dann sind da noch die beiden Stimmen in mir. „Träum weiter“ sagt die eine, „Da müsste schon ein Wunder geschehen, dass die Welt barmherziger wird“. „Na und?“ sagt die andere „Wunder können geschehen!“. „Das glaubst du doch nicht wirklich“.
Naja, da hilft der Blick zurück auf die Jahreslosung 2020 „Ich glaube, hilf meinen Unglauben“

Zu Beginn des neuen Jahres grüßt Sie Ihre
Anette Schmidt – Leiterin Stabsstelle Personal- und Organisationsentwicklung

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Studiengang: Case Management im Sozial- und Gesundheitswesen (Bachelor of Arts)

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