2021/01

Das ist die Jahreslosung für 2021. Was und wohin wird es uns bringen das Jahr 2021? Wo werden wir in einem Jahr stehen? Solche Fragen beschäftigen uns heute mehr als zu anderen Zeiten.

Und es gibt wohl weniger Antworten als in anderen Jahren. Also schauen wir einmal auf den Text aus dem Lukasevangelium, wenn wir dem Folgen, wird es ein barmherziges Jahr. Das sind doch schon mal gute Aussichten. Oder?

Was bedeutet eigentlich „barmherzig“? Im Internet steht dazu: „Die Barmherzigkeit (lateinisch misericordia) ist eine Eigenschaft des menschlichen Charakters. Eine barm-herzige Person öffnet ihr Herz fremder Not und nimmt sich ihrer mildtätig an.“ „Barmherzigkeit = aus Mitgefühl helfen, Leiden zu lindern.“

Barmherzigkeit heiß also hinschauen und meine Mitmenschen wahrnehmen. Ich denke gerade in dieser Zeit, wo sich alles nur um Infektionszahlen zu drehen scheint und wir auf Distanz gehen müssen, ist das besonders wichtig. Menschen nicht aus dem Blick verlieren, Nöte, vielleicht Einsamkeit, Sorgen oder Hilflosigkeit wahrnehmen und lindern. Im Nahen, bei Nachbarn, Freunden, in der Familie oder bei Kollegen_innen, im Fernen, nicht wegschauen, denn Flüchtlingsdramen und Klimawandel sind nicht weniger brennend als vor Corona. Barmherzigkeit wird auch als tätige Nächstenliebe beschrieben. Also ein klarer Auftrag, mach was! Losgehen und die Welt verbessern, helfen, trösten, Zeit nehmen… Und schon komme ich in die Defensive: Ich sollte, ich müsste und überhaupt … was denn noch alles. Woher soll ich die Kraft für alle und alles nehmen? Gut, dass die Jahreslosung nicht nur heißt „Seid barmherzig!“, sondern weitergeht „wie auch euer Vater barmherzig ist.“
Wir müssen barmherzig nicht aus uns selbst sein. Gott, schenkt uns seine Barmherzigkeit, seine unermessliche Liebe. Darin sind wir geborgen und daraus können wir schöpfen. Ich darf zuallererst barmherzig mit mir selber sein, mit mir, meiner Schwachheit und all meinen vermeintlichen Unzulänglichkeiten. Ich mach mein Herz weit, lasse mich von Gottes Liebe und Freundlichkeit berühren und gehe ich los und schenke der Welt ein Lächeln.

Also wenn wir barmherzig sind, den Menschen um uns herum ein wenig Aufmerksamkeit schenken, ein freundlicher Blick, ein paar nette Worte. Wenn wir anderen Menschen mit Nächsten¬liebe, Mitgefühl und Wohlwollen begegnen, kann es doch ein gutes Jahr 2021 werden.

Und dann sind da noch die beiden Stimmen in mir. „Träum weiter“ sagt die eine, „Da müsste schon ein Wunder geschehen, dass die Welt barmherziger wird“. „Na und?“ sagt die andere „Wunder können geschehen!“. „Das glaubst du doch nicht wirklich“.
Naja, da hilft der Blick zurück auf die Jahreslosung 2020 „Ich glaube, hilf meinen Unglauben“

Zu Beginn des neuen Jahres grüßt Sie Ihre
Anette Schmidt – Leiterin Stabsstelle Personal- und Organisationsentwicklung