Gottesferne. Von uns Menschen aus gesehen ist Gott oft fern. Für viele Menschen gerade heutzutage sowieso. Viele bestreiten gar gänzlich seine Existenz. Sie glauben nicht an ihn.
Gottesferne. Das beschreibt auch einen Weltzustand. Wenn Gewalt herrscht, Menschen einander bekriegen. Wenn wir verantwortungslos mit der Welt und ihren Ressourcen umgehen.
Gottesferne. Darin steckt ein Gefühl der Verlassenheit, allein gelassen. Geradezu apokalyptisch.
Wenn der gute alte Paulus heute wiederkäme, wenn er statt nach Athen – wie damals – nach Brandenburg käme. Würde er den Satz noch so selbstverständlich sprechen? Erst recht! Denn die Athener fühlten sich nicht minder entfernt von dem Gott, den Paulus meint, als wir heute.
Dagegen setzt er dieses „in ihm leben, weben und sind wir“. Ob wir das merken oder nicht, ob wir das wissen oder nicht, auch ob wir dran glauben oder nicht. Gottesferne ist nicht die Entfernung Gottes von uns, sondern umgekehrt unser mehr oder weniger bewusstes uns selbst von ihm entfernen. Wir deuten unser Leben anders, eben in Entfernung zu ihm oder in bewusster Abkehr oder unbewusster Unkenntnis. Es ist unsere Entscheidung, nicht Seine. Gott hat sich trotzdem für uns entschieden. Er sucht das Gespräch und die Beziehung, immer wieder neu. Gott ist nahe, jederzeit.
Paulus sagt: Unser Leben ist immer in ihm. Er hat uns das Leben geschenkt. Er liebt uns, egal wie weit wir uns entfernen, er ist da und lässt sich finden, wenn wir denn nach ihm suchen. Er gibt Sinn und dem Leben ein Ziel. Er hat diese Schöpfung ins Leben gerufen und durchdringt sie bis heute mit seinem Geist.
Wer auf die Suche geht, egal wie skeptisch er ist oder wie weit entfernt, der wird Anzeichen für seine Anwesenheit finden und vor allem Geborgenheit und Sinn.
Der alte Paulus: er lädt uns noch heute ein, mit ihm zu suchen.
Gott ist nahe. Ganz gleich, was Du tust, welche Fehler Du machst und welche Schuld Du auf Dich lädst, er ist nahe und vergibt.
Gott ist nahe. Wie einsam und verlassen Du auch sein magst oder Dich fühlst – richte Dein Wort an ihn und sei gewiss, er hört Dich, auch wenn Du die Antwort (jetzt noch) nicht hörst.
Gott ist nahe. Wie sinnlos die Zeit erscheinen mag und wie hoffnungslos die Aussicht ist, wir dürfen zu ihm nach Hause kommen in seine liebenden Arme.
Denn in ihm leben und weben und sind wir. Amen.
Ich grüße Sie ganz herzlich als ihr neuer Theologischer Vorstand
Pfarrer Matthias Welsch