2022/07

Es war, es ist zu viel: Anforderungen, die mir über den Kopf wachsen.
Eindrücke, die ich nicht verarbeiten kann.
Fragen, die ohne Antwort bleiben. Einflüsse, die in mir versanden.

Und nun? Nichts geht mehr.
Ob die nahenden Urlaubstage mir helfen werden?

Die Zeit wird ein wüstes Land, in dem ich den Weg und mich selbst nicht mehr kenne.
Ich durchforste mein Inneres und finde nur Leere.
Aus dem Spiegel schaut mir ein fremdes Gesicht entgegen.

Die Seele dürstet. Dürstet sie nach Gott?
Wie gut täte es, einmal loslassen zu dürfen. Eingeladen zu sein.
Da wäre ein Tisch, den ich nicht selbst decken muss.
Einer reicht mir das Brot und schenkt mir ein.
Einer liest mir die Sorgen von der Seele und spricht mir Mut zu.
Ich muss meine Kräfte nicht länger aus mir selbst schöpfen.

Ich sitze nur da und ruhe mich aus.
Es dauert lang, bis die Antreiber in mir schweigen.
Ich schaue aus dem Fenster.
Nach und nach glätten sich die Wirbel und Wogen.
Ich spüre, wie in mir eine Stille wächst.

Wie gut es tut, einmal loszulassen.
Meine leeren Hände anzuschauen.
Sie schaffen nichts, sie greifen nach nichts, sie kontrollieren nichts.
Sie werden bereit, sich füllen zu lassen.

Eingeladen sein.
Ich komme zu mir und spüre, wie nach und nach meine Kräfte wieder wachsen.
Ideen fliegen mir zu und Worte von anderswoher werden zu meinen.
Was wesentlich ist, ordnet sich neu.

Meine Seele kommt zur Ruhe, ihr Durst wird gestillt.
Als sei ich an einer Quelle, aus der das Leben sprudelt.
Die einfach da ist, einladend und unerschöpflich.
Wenn ich gehe, weiß ich, dass ich wiederkommen darf, um mich erfrischen und stärken zu lassen. Jederzeit.

Wir müssen uns von der Seele reden, was uns bekümmert –
im Gespräch mit Gott selbst oder mit unseren Freundinnen und Freunden.

 

Es grüßt Sie aus Brandenburg an der Havel

Diakon Olaf Eggert
Fliedners Lafim-Diakonie

 

 

 

 

 

Gebet:

Gott,
manchmal komme ich zur Ruhe
und merke erst dann,
dass ich dich ganz vergessen hatte.
Mein Leben nimmt mich in Anspruch,
oft komme ich kaum hinterher.
Nun aber ist es still.
Ich spüre, wie mein Atem tiefer wird.
Mein Herz schlägt verlässlich in mir.
Als ob ausgerechnet die Stille
ein Resonanzraum wäre,
In mir beginnt eine Stimme zu klingen
von anderswoher.
Fast kommt es mir vor,
als hättest du auf mich gewartet.

 

Segenswunsch:

Ich wünsche dir lebendiges Wasser,
dass auf dich regnet und belebt, was dürr
und trocken geworden ist.
Lausche seinem Rhythmus:
wie es tropft und klopft
und eine Melodie in dir singt,
die dich zurückruft ins Leben.