2022/12

Ja, ja – das Paradies. So eine Kindergeschichte. Die harte Realität sieht doch ganz anders aus! So ein Kokolores – ein Wolf findet nicht Schutz bei einem Lamm, sondern ein Wolf frisst ein Lamm! Daran kann der „liebe Gott“ auch nichts ändern – wenn es ihn denn überhaupt gibt. Ich jedenfalls merke nichts davon, wenn ich mir ansehe, was für ein schwieriges Jahr das wieder war: Erst Coronakrise, dadurch immer weiter ansteigende Arbeitsbelastung, dann Krieg und Energiekrise, und wer weiß, was noch kommt. Und von privaten Krisen spreche ich noch gar nicht.
So könnte man denken, wenn man liest, was der Prophet Jesaja vom Paradies schreibt.
Aber sollten wir in unserer modernen Gesellschaft, sollten wir bei der Lafim-Diakonie das Paradies wirklich so schnell abschreiben? Wenn nein, wo und wie könnte es existieren?
Der berühmte Theologe Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Einen Gott, den ‚es gibt‘, gibt es nicht.“ Damit meinte Bonhoeffer, dass sich Gott nicht außerhalb unserer selbst zeigt, sondern nur Realität gewinnt durch unsere persönliche Beziehung zu ihm. Wenn wir also Gott in unser Leben lassen.
Was geschieht dann mit uns? Wir gewinnen eine Perspektive auf Gott hin. Wir sind nicht in seinem Reich, aber wir blicken auf sein Reich. Und dort wird es anders sein als hier, wo wir mit so unendlich vielen Belastungen und Fragen konfrontiert sind. Im Reich Gottes findet der Wolf wirklich Schutz beim Lamm!
Wenn wir den Blick auf das Reich Gottes richten, dann sehen wir auch anders auf die Nöte, die uns umgeben. Die Nöte sind dann nicht weg, das Leid, das wir um uns herum und in uns selbst erfahren, ist ja real. Aber sie sind eben nicht alles, sie sind nicht der Inhalt unseres Lebens. Durch die lebendige Beziehung zu Gott verlieren sie etwas von ihrer Schwere. Hoffnung und Zuversicht gewinnen Raum.
Gebe Gott, dass wir seine Gegenwart immer wieder neu erfahren und fröhlich sein können in Hoffnung auf ein Friedensreich, das nicht von dieser Welt ist. Dann existiert das Paradies nämlich in uns selbst.

Gottes Segen zum Jahresausklang wünscht Ihnen

Ihr Dirk Palm
Mitglied des Kuratoriums