2023/06

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Der Sommer ist eine wunderbare Jahreszeit, um Gott dankbar zu sein. Es geht uns so gut! Wir haben reichhaltig zu essen, eine wunderschöne Natur mit Getreidefeldern und Morgentau. Und wir dürfen mit lieben Menschen feiern.
Das ist alles andere als selbstverständlich und unser Blick soll und muss auch aus dem hellen Licht auf die Schattenseiten des Lebens gerichtet bleiben, wenn wir nicht blind werden wollen vom Schein des reichen Segens in Natur und Regalen. Oft ist es nur ein sehr schmaler Grad, der Reichtum und Armut, Glück und Leid, Freude und Schmerz voneinander trennen.
Das gehört auch zu dem biblischen Leitwort für den Monat Juni: die hochdramatische Geschichte hinter dem kleinen schönen Verslein. Jakob hat für diesen Segen seinen großen Bruder ausgetrickst, seinen alten Vater hinters Licht geführt
und bezahlt ihn mit jahrelanger einsamer und entbehrungsreicher Flucht. Träumend mit einem Stein als Kopfkissen ist er dem Himmel näher als der Erde. Zeitweise hat er nichts anderes als diesen Traum mehr im Gepäck.
Und das mag uns in manchen Tagen auch trösten, wenn wir das Gefühl haben, dass wir gar nichts spüren vom Segen auf unserem Leben, auf unserer Arbeit und unseren Wegen. Gott segnet nachhaltig und nicht immer sofort sichtbar. Er segnet auch nicht ohne uns zu beanspruchen einfach so mit einem Füllhorn oder einer Gießkanne. Gottes Segen fordert uns heraus und verlangt uns auch manche Durststrecke ab. Aber er ist nachhaltig wirksamer als alle Sommertage und reichen Ernten. Darauf können wir fest vertrauen. Jakobs Geschichte zeigt es.
Ein klarer Blick auf die wunderbare Natur des Sommers, ein frohes Herz bei guter Ernte und schönen Festen gehören zum Segen genauso wie der Traum von der gerechten Welt für alle Menschen und die Einsatzbereitschaft, dass wir den Morgentau und die Getreideernten vor dem Klimawandel bewahren wollen. Segen ist nicht nur eine reiche Gabe, sondern auch der wegweisende Auftrag, den Gott uns in seinem Dienst schenkt! Worauf Gottes Segen ruht, das trägt immer nachhaltig reiche Früchte. Lasst uns die Freude darüber auch miteinander teilen, wenn wir Gottes schöne Gaben genießen!

Es grüßt Sie
Pfarrerin Dr. Dorothea Sitzler-Osing