2023/05

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dem Bedürftigen Gutes zu tun, ist unsere Profession. Diakonie ist Dienst am Nächsten, tätige Nächstenliebe – auch da, wo es im Berufsalltag ganz nüchtern zugeht. Leicht geraten wir da in eine innere Überforderung: Dieses nicht geschafft, jenem nicht gerecht geworden! Es gibt immer mehr zu tun als der Tag Stunden und der Mensch Kraft hat.
Da kann uns das Bibelwort aus Sprüche 3,27 beruhigen: Ja, dem Bedürftigen dürfen wir uns um Gottes Willen nicht verweigern. Aber: nur soweit unsere Hand es vermag. Wir müssen uns nicht selbst überfordern.
Damit spiegelt der Vers das oberste Gebot unseres Glaubens: Liebe Gott von ganzem Herzen – und Deinen nächsten wie Dich selbst! Auch hier sagt uns die Heilige Schrift, dass die Nächstenliebe in der Selbstliebe eine Grenze findet. Auch das schützt vor (Selbst-)Überforderung. Ich soll andere lieben und anderen dienen, aber nicht mehr als mich selbst und nicht mehr als meine Hand es vermag.
Niemand von uns braucht also ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir nicht alles schaffen, nicht jedem gerecht werden. Wir tun, was wir können, soweit unsere Kräfte reichen – aber nicht mehr. Wir brauchen unsere Substanz nicht auf. Wir dürfen, wir müssen Ruhephasen einhalten, Kraft tanken, uns selbst Gutes tun. Gott ist eine Quelle unendlicher Kraft, aber was wir selbst anderen geben können, ist endlich und darf es sein. Das macht die Leistung nicht kleiner, die Liebe nicht geringer. Im Gegenteil: Es gibt ihr das Maß des Menschlichen. Denn Mensch sein dürfen wir, wie Gott sein wollen brauchen wir nicht.
So lässt sich fröhlicher arbeiten, gelöster dienen. Wir tun, was wir können, den Rest legen wir in Gottes Hand. Wenn jede und jeder so handelt, gelingt das Zusammenspiel von Geben und Nehmen, kommt keiner zu kurz.

 

Herzliche Grüße
Ihr Patrick R Schnabel