2024/01

Alles, wirkliches alles? Was beinhaltet das? Da kommt das ganze Jahr in den Blick, in dem wir alles mit einer besonderen Haltung ansehen sollen. Blicken wir auf das beginnende Jahr, dann gibt es da eine Menge Herausforderungen. Die anhaltenden Krisensituationen fordern unseren sozialen Zusammenhalt heraus. Es ist weniger Geld da für soziale Leistungen und auch die Angst vor eigenem Wohlstandsverlust prägt die Menschen. Die bevorstehenden Wahlen in Brandenburg gleich drei mal, Europawahl, Kommunalwahl und Landtagswahl fordern unsere Haltung als Christ:innen heraus. Die Jahreslosung wird uns ein Prüfstein für unsere persönliche Wahlentscheidung. Alles, wirklich alles geschehe in Liebe. Was heißt das, wenn wir Wahlprogramme lesen. Jede Ausgrenzung von anderen Menschen, jeder billige Populismus verbietet sich von diesem paulinischen Satz her.
Wir werden aufgefordert, die Welt und vor allem unsere Mitmenschen, egal über wen wir reden und wen wir treffen, nicht mit unseren eigenen Augen, nicht auf der Grund­lage unserer persönlichen Interessen zu sehen, sondern mit den Augen des anderen Menschen. Es ist die Haltung des radikalen Perspektivwechsels zu der Paulus uns da auffordert. Dieser Perspektivwechsel hat die Grundlage, dass jeder – wirklich jeder Mensch (ganz egal woher er kommt und was er getan hat) ein von Gott geliebter und liebend angesehener Mensch ist. Alles unter Euch geschehe in Liebe, bedeutet diese Perspektive Gottes einzunehmen und zu unserer Haltung zu machen.
Liebe ist hier nicht wirklich ein Gefühl, wie wir vielleicht zuerst bei dem Wort „Liebe“ assoziieren, sondern sie ist eine Haltung und ein umfassender Grundsatz menschlichen Zusammenlebens. Jesus hat das noch krasser gesagt, als er die Liebe zu unseren Feinden gefordert hat. Die Übung dieser Haltung – das ist eine lebenslange Übung – führt auch zum Gefühl, zur Zuwendung, zum Verständnis für den anderen Menschen. Parteien, die in ihren Wahlprogrammen dazu aufrufen Menschen auszugrenzen, werden aus christlicher Sicht eindeutig unwählbar, weil Sie der Grundhaltung von uns Christen­menschen widersprechen.
Und noch ein Aspekt: Der Aufruf, der Imperativ im Text „geschehe“, spricht unser Tun an. Christ:innen lassen die Liebe in ihrem Handeln geschehen. Das Aussprechen der Liebe gehört zu diesem Handeln. Wer „ich liebe Dich“ sagt, der spricht nicht nur, sondern er tut etwas damit, er liebt nämlich. Und das geht noch weiter im konkreten und praktischen Hilfseinsatz für andere Menschen. Für uns in der Lafim-Diakonie wird das konkret im Hilfehandeln für Menschen, die unsere Unterstützung und Solidarität brauchen. Insofern ist das unser Anspruch fürs kommende Jahr und die Erläuterung zu unserem Motto: „wir tun gut“. Das gelingt nämlich, in dem wir alles unter uns in Liebe geschehen lassen.
Amen.

 

Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr.

Ihr
Pfarrer Matthias Welsch