Das klingt doch mal einfach. Mehrheiten soll man sich nicht anschließen, wenn sie im Unrecht sind. Aber ich ertappe mich dabei, wie ich mich sehr gerne der Mehrheit anschließe. Es ist doch einfacher und bequemer, als gegen den Strom zu schwimmen, gegen die Meinung der breiten Mehrheit anzutreten.
Das Volk Israel ist auf der Wanderung durch die Wüste, als dieser Satz zum ersten Mal erklingt. Wir sind also etwa im Jahr 1.000 vor Jesus. Wobei das Wort „Wanderung“ für die Jahre in der Wüste eher etwas schöngeredet ist. Die Jahre oder Jahrzehnte von Ägypten nach Israel waren eine einzige Strapaze, äußerlich und innerlich. Schon beim ersten längeren Aufenthalt erleben sie, wie Mose vom Berg Sinai zurückkehrt mit den Zehn Geboten. Gott schließt einen einzigartigen Bund mit dem Volk – einen Bund der Liebe und des Schutzes, mit der Bitte: Beugt niemals das Recht.
Wenn das Leben in einer Gemeinschaft gelingen soll, bedarf es unbedingten Rechts und klarer Regeln, die auch gegen Mehrheiten durchgesetzt werden können. Aber es darf nicht sein, dass wir das Recht für uns beanspruchen und selber nicht recht handeln.
Unser Gott ist ein Gott des Rechts, darum suchen wir Gerechtigkeit gegenüber jedem anderen Menschen, vor allem gegenüber denjenigen, die sonst niemand unterstützt; ihnen verschaffen wir Recht.
Was nehme ich mit für meinen Glauben aus diesem Monatsspruch?
Ich möchte versuchen, wachsam zu bleiben für Gottes Gerechtigkeit in dieser Welt. Dort, wo ich erkenne, dass Unrecht propagiert wird und sogar zur Mehrheitsmeinung erhoben wird, dort möchte ich mich mutig positionieren und gegen das Unrecht angehen. Ich verstehe den Monatsspruch als Aufforderung, mein Gewissen stets zu schärfen und nicht ohne nachzudenken vermeintlich plausiblen Mehrheiten nachzulaufen. Uns wünsche ich Weisheit, das Unrecht zu erkennen, wenn es sich in Mehrheitsmeinungen zu verstecken sucht.
Herzliche Grüße
Ihr Diakon Olaf Eggert, Lafim-Diakonie Dienste zur Teilhabe