Eph. 2,19

Auf den ersten Blick mag das ja ganz tröstlich und schön klingen. Die Gäste, die wir waren, die Fremden, die wir in Gottes Gegenwart sind, dürfen einziehen, werden Bewohner des Hauses, ja sogar Mitbürger der Heiligen.
Aber es steckt doch eine ganze Menge Zumutung in diesem Satz aus dem Epheserbrief, der uns diese Woche begleitet.
Denn die Voraussetzung für den Einzug ist, dass die Mauern und das Trennende von Gott eingerissen wurden. Alle auf einmal in einem Raum. Stellen wir uns das einmal vor in der realen Welt. Wie sehr ist gerade unsere Zeit von den Gegensätzen und gegensätzlichen Positionen geprägt, die immer unvereinbarer neben einander stehen. Nur noch die eigene Wahrheit ist richtig und die andere ist Fakenews, unterschiedliche Perspektiven auf die Realität sind für viele Menschen immer weniger aushaltbar. Aus Protest werden die gewählt, die es sich einfach machen und die, die eine klare Wahrheit zu haben behaupten.
Aber auch sonst wird die Zeit immer unversöhnlicher Palästina gegen Israel; Europa gegen Rußland. Ja, selbst unser Alltag ist von Unversöhn­lichkeit geprägt. Im Gespräch kommen die Menschen immer weniger zusammen. Argumente zählen nicht mehr, nur unsere gefühlte Wahrheit.
Und da heißt es dann kurz vor dem Satz des Wochenspruchs: „Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft.“
Christus hat den Zaun abgebrochen, der uns Menschen von einander trennt, die Mauern eingerissen. Jetzt wohnen wir da zusammen als Christinnen und Christen, als Jüdinnen und Juden, als Muslima und Muslim … jetzt sind wir da im Haus Gottes und müssen uns aufeinander einlassen, aufeinander hören, die Argumente des Anderen gelten lassen. Diese ganzen vielfältigen Stimmen der Welt aushalten und die Welt gestalten, Mehrheiten gelten lassen, Minderheiten schützen. Fremde reinlassen und nicht nur in unserer Blase sein. Wir können das, wir schaffen das, weil ER unser Friede ist. Jeden Tag und jede Woche neu eine Herausforderung auch für die Lafim-Diakonie. Aber es ist eine Zusage. Ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. So sei es. Amen.

Wochenspruch: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.  Eph 2,19

Wochenpsalm:   Psalm 107,1-9

Wochenlied:       EG 320  –  Nun lasst uns Gott dem Herren, Dank sagen und ihn ehren

Download:          ANgeDACHT 2024-29

 

Zu Beginn dieser Woche grüße ich Sie herzlich

Pfarrer Matthias Welsch
Vorstand Personal und Diakonie, Lafim-Diakonie