Micha 6,8

„Ordnung ist das halbe Leben.“ Ach, wie oft hörte ich das als Kind von meinen Eltern und Lehrerinnen. Dabei ging es mal ums Chaos im Kinderzimmer um die „saubere Heftführung“. Und ich dachte mir als Kind oft schon schelmisch: „Stimmt, aber eben nur das halbe. Und dann bleibt ja für das Chaos noch die andere Hälfte über.“ Und was konnte ich denn schon selbst dafür, dass der Füller ausgelaufen war und das ganze Matheheft vollgeschmiert hatte. Ebenso wenig wie dafür, dass die strumpfsockigen Füße meines Papas in schöner Regelmäßigkeit Bekanntschaft mit den Legosteinen, die ein herrliches Mosaik auf dem Teppich bildeten, machten.
Der 20.Sonntag nach Trinitatis fragt nach dem Sinn von Ordnungen und damit den Regeln, die zum guten Leben dienen. Ich finde das Bild vom Kompass des Zusammenlebens ein sehr schönes. Der Spruch aus dem Buch Micha fasst es klar zusammen. Gott fordert dreierlei von uns Menschen: Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein. Gott bittet auch nicht darum, sondern fordert es ein. Eine Forderung ist schon echt eine Nummer größer als eine Bitte oder ein Wunsch. Aber es ist nicht als Gängelung zu verstehen. Wer etwas von mir fordert – in liebevoller Zuwendung wohlgemerkt – der vertraut auch darauf, dass ich die Fähigkeit dazu habe. Fordern und fördern gehören zusammen. Gott fordert also von uns diese drei Dinge, weil da Liebe und Zutrauen ist, dass wir diese auch erfüllen können.
Gottes Wort halten heißt hier es festhalten, es bewahren, uns nicht vom Glauben abbringen lassen, auch wenn andere vielleicht spotten mögen. Im Herzen behalten. So wie Maria Gottes Wort behielt und in ihrem Herzen bewegte. Liebe üben heißt dann, nicht nur den eigenen Vorteil suchen, sondern am Vorbild Jesu das tun, was gut ist – auf der Arbeit, zuhause und an jedem anderen Ort. Zuhören, hinsehen, beistehen. Diese Liebe ist hier gemeint. Nicht das romantische Gefühl von Zuneigung, sondern die liebende Tat. Und manchmal auch das liebende Lassen. Demütig sein heißt, Gottes Hilfe annehmen und anerkennen, dass wir sie brauchen: auch die Orientierung, die Gott uns in Liebe gibt. Diesen inneren Kompass eben. Demut ist heute für manche ein holpriges Wort. Wir können stattdessen auch von Dankbarkeit und Vertrauen auf Gott sprechen. Demut ist das Gegenteil von Hochmut. Und der kommt ja bekanntlich vor dem Fall. Demut, die nicht als Demütigung missbraucht wird (!), ist dann auch die Wertschätzung des eigenen Selbst. Die Wertschätzung meiner Fähigkeiten und meiner Grenzen. Die braucht es auch, um Gottes Forderung zur Kompassbestimmung des Lebens nachkommen zu können.

Lasst uns beten:        Wir danken dir, HERR, unser Gott, dass du uns deine Barmherzigkeit und Treue zugesagt hast. Wir bitten dich, geleite uns mit deiner Güte durch diesen Tag. Gib, dass wir unser Werk mit Freuden anfangen, und lass uns gelingen, was uns aufgetragen ist. Gib uns Kraft, dass wir uns bewähren als deine Zeugen. Mache uns unbeirrbar in der Liebe und in der Geduld. Lass uns treu sein in den großen und den kleinen Dingen unseres Lebens. Amen. (EG 876)

 

Wochenspruch:         Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6,8)

Wochenpsalm:           Ps 119,1–8.17–18

Wochenlied:               EG 295: Wohl denen, die da wandeln    oder
EG 408: Meinem Gott gehört die Welt

Download:                   ANgeDACHT 2024-42

 

Ich wünsche Ihnen eine Woche voll Liebe, Dankbarkeit und Demut und grüße Sie herzlich aus den Zentralen Diensten.

Sabine Papies
(Stabsstelle Unternehmensentwicklung und diakonische Kultur)