Römer 12,21

Es gibt biblische Worte, die packen dich plötzlich. Sie treten Dir entgegen, so dass Du nicht ausweichen kannst. Sie springen Dich an, dass Du sie nicht abschütteln kannst. Sie nehmen Dich bei der Hand. So geht es mir mit dem Wochenspruch für diese Woche: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Eine klare Ansage – auf den ersten Blick. Einsichtig für viele – unabhängig von ihrer Weltanschauung. Beim genaueren Hinsehen kann sich Wider-spruch regen: Das ist leichter gesagt als getan. Fragen kommen auf: Wodurch unterscheidet sich die Aufforderung des Apostel Paulus von irgendwelchen anderen moralischen Appellen? Was ist überhaupt gut und was ist böse? Paulus geht es um die Übereinstimmung der Gestaltung unseres Alltags, von Reden und Handeln, von Glauben und Leben. Wenn das so einfach wäre und automatisch funktionieren würde! Denn ein Merkmal der Globalisierung ist, dass wir über die Ereignisse in der Welt in einem Umfang Kenntnis erlangen, der früheren Generationen unbekannt gewesen ist. Ob in Syrien, Gasa, im Libanon und in der Ukraine gemordet wird oder im Mittelmeer Menschen ertrinken, wir sind Zeugen davon. Das ist eine positive Entwicklung. Die Verbrecher und Übeltäter dieser Welt können nicht mehr darauf hoffen, dass ihr böses Tun unbemerkt bleibt. Doch was kann ich dagegen machen, lautet eine oft gestellte Frage. Und oft heißt die Antwort: Nichts!
Wenn ich selbst betroffen bin, versuche ich zu reagieren. Doch es gibt ja viel mehr Leid und Böses, von dem ich weiß, ohne direkt betroffen zu sein. Wie gehe ich damit um?  Es reicht mir nicht, nichts Böses zu tun oder gar nichts zu tun, wo man hätte Gutes tun können.
Dabei muss das Gute gar nichts Aufsehenerregendes sein denke ich, sondern es sind die vielen kleinen Momente der Nächstenliebe, die wichtig sind. An einen Meister der Nächstenliebe denken wir im nächsten Monat: Martin von Tours. Seine Tat hat nicht die Welt verändert, nur ein halber Mantel – und doch denken wir an ihn bis heute.

 Wir beten:               Gott, Du bist stärker als die Macht des Bösen. Du lässt Deine Sonne aufgehen über Gute und Böse. Wir stehen vor Dir, auf Trost hoffend und lichtbedürftig. Du traust uns Großes zu. Lass uns zu Brückenbauern Deines Friedens werden. Das erbitten wir, durch Christus, unseren Herrn. Lebendiger Gott, dein Erbarmen erfüllt die Welt, du begegnest uns jeden Tag mit deiner Gnade.
Wir dürfen dich voller Vertrauen bitten: Für die Menschen, die in Diktaturen leben und die Freiheiten, die wir genießen, schmerzlich vermissen müssen. Lass sie nicht verzweifeln und gib ihnen immer wieder den Mut, für ihre Rechte einzutreten.
Für alle Menschen, die verfolgt werden – aus rassistischen Gründen oder um ihres Glaubens willen: Dass sie in Gerechtigkeit und Frieden leben können. Und dass sie von uns nicht vergessen werden.
Wir bitten dich für uns: Dass wir den Glauben an dich als ein Gut erkennen, für das es sich zu streiten lohnt. Schenke uns Mut und Vertrauen, dass wir uns immer wieder neu auf deine Liebe und auf deine Pläne mit uns einlassen.

Wochenspruch:    Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Römer 12,21)

Wochenpsalm:     Psalm 19 – EG 708

Wochenlied:           EG 377  –  Zieh an die Macht, du Arm des Herrn

Download:              ANgeDACHT 2024-43

 

Eine gesegnete und vom friedlichen Umgang miteinander getragene Woche wünscht Ihnen

Diakon Olaf Eggert
Lafim-Diakonie Dienste zur Teilhabe