2023/03

Nichts? Nichts! behauptet Paulus. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes. Nichts? Wirklich gar nichts? Ich kann das manchmal kaum glauben.
Unter Menschen gibt es so viele Scheidungsgründe. Wie viele Menschen habe ich im Laufe meines Lebens aus den Augen verloren. Ein Freud ist weggezogen, am Anfang haben wir einander noch ab und zu besucht. Doch irgendwann merkten wir: Nicht nur die Kilometer sind es, die uns voneinander trennen, auch innerlich haben wir uns voneinander entfernt.
Wie viele Paare kenne ich, die sich voneinander getrennt haben. Am Anfang war alles perfekt. Hochzeit wurde gefeiert, ein großes Fest. Glücklich schauten die beiden sich in die Augen. Dann schlich sich mehr und mehr der Alltag ein und mit ihm der Streit. Und später die Stille. Jede:r ging die eigenen Wege. Sie entschieden sie: Miteinander funktioniert es nicht mehr. Wir lassen uns scheiden.
Es gibt Eltern und Kinder, die einander nicht mehr verstehen. Ein Vater pocht auf seine Macht, auch als der Sohn längst erwachsen ist. Eine Mutter mischt sich immer wieder in die Angelegenheiten der Tochter ein. Und die Kinder wissen sich nicht anders zu helfen, sie brechen den Kontakt ab. Ja, unter uns Menschen gibt es viele Scheidungsgründe:
Wir haben unterschiedliche Ansichten und verschiedene Lebensentwürfe. Wir machen Fehler, die andere Menschen verletzen, werden schuldig aneinander oder einander gleichgültig. Wir werden älter und müder, manchmal resignieren wir. Und den letzten, großen Scheidungsgrund haben nicht wir in der Hand: Den Tod, der uns voneinander trennt.
Manchmal macht mir das Angst. Kann das, was mich scheiden könnte von der Liebe anderer Menschen, mich auch von der Liebe Gottes trennen? Nein! behauptet Paulus. Und er fügt hinzu: »Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Römer, 8, 38).

Gottes Liebe bleibt. Sie überdauert jeden Scheidungsgrund. Sie findet mich auf, wenn menschliche Wege auseinandergehen. Sie nimmt mir von den Schultern, was mich von Gott trennen könnte. Sie hält mich, wenn ich verlassen bin. Diese Liebe trägt mich, nicht nur durchs Leben, sondern sogar durch den Tod.

 

Herzliche Grüße
Ihr Diakon Olaf Eggert, Fliedners Lafim-Diakonie